Die Einladung zur Buchpräsentation von Alexander Rüdiger nahm ich dankend an. Es sollte mein erster wirklich öffentlicher Auftritt unter Menschen werden. Ein weiterer Schritt zurück ins Leben, um mich wieder an die Menschen zu gewöhnen, aber auch meiner Isolation zu entkommen. Dem wollte ich mich stellen, auch auf die Gefahr eines ungewissen Ausgangs.
Es ist Alexanders erstes Buch und motiviert auch mich, an meinem Buch weiter zu arbeiten. Mein Leben dreht sich viel um Bücher, denn durch sie kann ich viel lernen. Schon als Bub spielte mein Kopfkino mit Büchern von Karl May eine große Rolle. Die Kraft der Vorstellung ist somit nichts neues für mich und Bücher unterstützen mich auf meinem Weg zurück ins Leben.
Bequem ging es mit dem Flixbus nach Wien. Ich bin ihn ja, mehr oder weniger, schon gewohnt, immerhin kenne ich ihn von meinen Pilgerreisen. Trotzdem ist es immer wieder eine Herausforderung mit dem Bus zu fahren. Jede Veränderung ist eine Anstrengung und aktiviert mein Nervensystem, so auch das Busfahren. Der Sympathikus wird bei kleinster Belastung aktiviert. Jedes meiner Trainings ist gleich wichtig und der Sinn ist davon, die Schwelle der Reizbarkeit nach oben zu setzen.
Im Bus setze ich meine Kopfhörer auf, um mich durch Musik zu entspannen. Mein Nervensystem reagiert sehr gut auf Musik. Kurz schreibe ich noch etwas, aber schon bald lasse ich die Musik auf mich wirken. Ich möchte so entspannt wie möglich nach Wien kommen, den der Abend wird mir alles abverlangen. Daher ist jede Energiereserve willkommen.
Zunächst noch auf der Mariahilfer Strasse, biege ich bald auf die Seitenwege ab. Es ist ruhiger, denn die vielen Menschen verlangen mir zu viel ab. Ich gehe sehr langsam, langsamer als das Gewusel um mich herum. So kann ich mich aus der allgemeinen Hektik ausklinken.
Ich setze mich noch in ein Wiener Cafe und genieße die Atmosphäre. Danach geht es zum Stephansplatz, wo in einem Friseurgeschäft die Buchlesung stattfindet.
Es ist sicher keine alltägliche Lesung. Alexander feiert auch seinen Geburtstag. Es ist eine Mischung aus Lesung, Entertainment und Musik. Beim Lesen läuft mir vor den Augen ein Film dazu ab. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Buch verfilmt wird.
Da muss ich leider zugeben, es ist zu früh für solche Sachen. Ich genieße es zwar, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, aber mein Körper verträgt es noch nicht. Mein Energielevel sinkt rapide. Besonders die Halbseitenlähmung macht sich bemerkbar. Das Nervensystem ist gestresst. Die Finger der rechten Hand beginnen sich zu verkrampfen, dass bemerkte ich bisher nur auf der Straße, wenn viel Verkehr ist.
Leider muss ich zur Kenntnis nehmen, dass mein Körpersystem noch nicht für so eine Veranstaltung unter vielen Menschen ausgelegt ist. Meine Konversation beschränkt sich auf wenige Bekannte und mit Alexander. Es ist aber schön, nach drei Jahren an solch einem Event teilgenommen zu haben. Danke Alexander, für die Einladung!
Der Tag hat mir zwar viel Energie gekostet, aber es war ein weiterer Schritt zurück ins Leben. Im Frühjahr bekam ich in der Ergotherapie den Auftrag, auch wieder zu Leben, nicht nur zu therapieren. Es sind mir zwar nur kurze Augenblicke vergönnt, aber die muss ich nutzen. Ich arbeite daran, mehr möglich zu machen, aber wie wir wissen, dauert es noch länger.
Meine Hauptaufgabe ist es, mein Nervensystem zu verbessern. Daran hängt seelisch, psychisch und körperlich alles. Jeden Tag komme ich auf neue Erkenntnisse drauf. Es geht dabei weniger um das Tun, sondern um den Zugang zu mir selbst. In ihm liegt der Schlüssel zur Heilung. Doch dazu mehr in einem der nächsten Artikel.