Die Rehabilitation hat mich wieder eingeholt oder besser gesagt, ich habe mich bewusst dafür entschieden. Durch das Erlernen von Radfahren, möchte ich meine Wahrnehmung verbessern und die Muskelschwäche besser in den Griff bekommen.
Der Lockdown hat mich schwer erwischt und ich brauchte doch lange um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Leben lernen, dass konnte ich erstmal streichen. Soziale Distanz spricht all dem entgegen, was ich mir mühsam in den letzten Monaten und am Camino aufgebaut hatte.
Am Camino habe ich große Fortschritte gemacht und ich freute mich schon, das Gelernte zu Hause in Anwendung zu bringen und weiter zu Verfolgen.
Im Nachhinein bin ich glücklich, mich für den Camino Frances im Jänner entschieden zu haben. Das Gefühl wieder zu leben, hatte ich noch nie so intensiv wie diesmal gespürt. Die Freude am Gehen ließ mich keinen Tag aus, es war mein neues Leben.
Langsam bekomme ich wieder einen geregelten Tagesablauf zu Hause, wie ich am Camino einen hatte. Er ist mein Vorbild und es zeigte mir, dass der Camino zu Hause erst richtig weiter geht. Was hilft es mir, wenn es mir nur unterwegs gut geht?
Viele sehen nur das Abenteuer Jakobsweg, dass zweifelsohne ein Abenteuer ist, dass es zu bestehen gilt. Aber der hauptsächliche Grund ist der, dass ich meine dort gelernten Fähigkeiten, zu Hause im Alltag einsetzen möchte.
Die ersten Wochen in der Krise war ich damit beschäftigt, mir neue Routinen anzueignen. Ohne Anleitung von einem Therapeuten, versuchte ich meinen Weg zu finden. Die Herausforderung war es, ohne zusammenhängende Gedanken führen zu können, einen Weg zu finden, der mir hilft.
Leben zu lernen, ist mir derzeit mit den alten Vorgaben praktisch nicht möglich, darum habe ich beschlossen, wieder mehr Therapie einfließen zu lassen. Es ist eine Gratwanderung, denn vor zwei Jahren war ich gedanklich knapp am Aufgeben, weil mein Leben nur aus Therapie bestand.
Ich bin schon zu weit gekommen, daher gibt es auch kein Aufgeben. Trotzdem musste ich mir etwas Neues einfallen lassen, als gleich weiterzumachen. In der Muskelschwäche bin ich praktisch nicht weiter gekommen. Sie verhindert vieles und lässt mich in vielem permanent ans Limit stoßen.
Ein Erfolg der letzten Zeit ist das Senken meines Pulses gewesen. Weniger Pulsschlag heißt weniger Arbeit für das Herz, wie bei einem Auto. Fast vier Jahre war ich zu hochtourig unterwegs. Seitdem tue alles, um ihn wieder zu beruhigen. Ein Ergebnis von mehreren tausend Kilometern gehen.
Seit kurzem ist jetzt mein Ruhepuls viel niedriger und er schnellt nicht bei jeder kleinsten Bewegung nach oben. Das viele Gehen im unteren Bereich zeigte endlich Wirkung. Darüber bin ich so glücklich, denn es ist ein wichtiger Meilenstein.
An meiner Kraftlosigkeit änderte sich bisher kaum was, trotz des vieles Gehen und Trainings. Neue Reize mussten her und ich probiere es mit Radfahren.
Was ich nicht bedachte, es ist ähnlich mit dem Gehen lernen. Ein neuer Bewegungsablauf fordert das Gehirn. Außerdem ist mein Körper darauf noch nicht vorbereitet. Mein Körper fühlt sich fragil an. Es kostet Anstrengung, bloß auf dem Rad zu sitzen.
Trotzdem habe ich erstmals ein gutes Gefühl. Ich probierte es schon öfter, aber nach wenigen Metern musste ich den Versuch bisher abbrechen. Diesmal bin ich aber dran geblieben, wenn es auch noch ein weiter Weg ist.
Zunächst möchte ich mich an die Wahrnehmung gewöhnen. Die vielen Eindrücke in der Schnelligkeit belasten mein Gehirn. Es ist wie beim Gehen, wo ich mich Schritt für Schritt herantasten musste, dasselbe gilt auch für das Radfahren.
Anfang Mai habe ich gestartet. Allerdings brauche ich noch viel Erholung, es ist nur etwa alle zwei bis drei Tage möglich. An den anderen Tagen gehe ich in den Motorik-Park, um meine Balance zu stärken.
Zunächst fahre ich nur langsam in meiner näheren Umgebung. Eine halbe Stunde (mit Pausen) reicht aus und den restlichen Tag liege ich flach, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich muss mich in die Waagrechte begeben und schlafe sehr viel. Das wird noch länger so gehen, bis ich mich daran gewöhne. Hoffentlich nicht so lange, wie ich für das Gehen brauchte.
Meine letzte Tour führte mich das erste Mal auf den nahen Radweg. Das Gefühl auf der Straße ist komisch. Es fehlt mir die Aufmerksamkeit und Reaktion. Langsames Fahren, um jederzeit reagieren zu können, ist Pflicht.
Die Konzentration ist so hoch, dass ich nach 15 Minuten erschöpft bin. Wie beim Gehen, wo ich immer wieder sitzen oder liegen muss, ist es auch beim Radfahren. Beim Hinlegen habe ich die beste Erholung.
Ob und wie es mir beim Muskelaufbau helfen kann, wird die Zeit zeigen. Es ist jedenfalls ein gutes Krafttraining, in einer Zeit, wo die Fitnessstudios geschlossen haben.
Dazu nehme ich Eiweißstoffe und andere gezielte Nahrungsergänzungen zu mir, um meinen Körper auf die neue Arbeit zu unterstützen. Besonders dem Denken tut die Bewegung gut. In der Zeit der Ausgangsbeschränkungen funktionierte das Gehirn nicht so gut, was sich auch darin niederschlug, dass ich keine Blogartikel zusammen brachte. Es war mir schlichtweg nicht möglich, Gedanken dafür zu haben.
Dies neues Ziel, dass ich durchs Radfahren erreichen möchte, lässt mich konzentrierter arbeiten und lenkt mich von den Folgen der Corona-Krise ein wenig ab.
Mal sehen, was ich in den nächsten Wochen berichten kann!
Lieber Jörg! Ich wünsche dir viel Freude beim Radfahren.Möge die Muskelkraft mit jeder Ausfahrt stärker werden & die Motivation beim Training dein steter Begleiter sein.
Mach weiter so &"Never give up"
Alles Liebe
Andrea
Danke😊! Wird dauern, aber es tut gut.
Liebe Grüße
Jörg
Witam cię Jeorg!
Piszę do ciebie po polsku bo nie mam klawiatury niemieckiej a po angielsku nie jestem aż tak dobry. Śledziłem twoje Camino Frances i czytam bloga. Gdy szedłem z tobą Camino Finisterra to wiedziałem że masz pewne ograniczenia fizyczne ale nie rozniles się specjalnie od innych pielgrzymów.
Czytając twojego bloga wiem jak jest tobie trudno. Podziwiam cię za upór i konsekwencje.Wiem że jak zrobiłeś już tyle to dalszy progres jest tylko kwestią czasu. Życzę tobie tego. Myślę że odczytasz mój wpis używając aplikacji - tłumaczenia.
Pozdrawiam- Edmund
Cześć Edmund, miło cię słyszeć. Używam również tłumacza Google 😊. Tak, w tej chwili nie jest łatwo, kryzys koronacyjny odrzucił mnie z powrotem, ale nie można się poddać. Kryzys pochłonął wszystko, nad czym pracowałem przez półtora roku. Teraz pójdę do Camino w Austrii i jak najlepiej wykorzystam sytuację. Mam nadzieję, że masz się dobrze i dziękuję za twoje zdanie. Życzę tobie i twojej rodzinie wszystkiego najlepszego! Buen Camino 🙏🏻 Jörg