Als Aufstieg wählten wir die Nordseite, denn von hier führt der kürzeste Anstieg zum Gipfelplateau. Seit Corona im März begonnen hat, verspüre ich ein langsames Nachlassen meiner Kondition und Resilience. Ich kann den damaligen Stand nicht halten und habe sukzessive über die Monate abgebaut. Nicht Pilgern gehen können, hat das seine dazu beigetragen.
Der Schöckl war das zweite Mal seit dem Hirnabszess mein Ziel. Wie schon beim ersten Mal, hatte mein Freund Bernd die Idee dazu und ich war natürlich gerne dabei. Mit meinem Sohn Noah stiefelten wir hoch.
Meine Beziehung zum Schöckl ist eine besondere. Zum ersten ist es mein Hausberg seit Kindesalter und zum Anderen ist es mein Trainingsberg mit dem Rad und zu Fuß. Allein im Winter 1994 auf 1995 war ich in der Vorbereitung auf das Idita-Sport Race in fünfzig Tagen rund zwanzigmal oben, bei jeder Schneelage.
Von allen Seiten führen Wege nach oben, leichtere und schwerere. Es führt auch eine Gondel hinauf, die aber wegen Corona derzeit eingestellt ist. Jahrelang produzierte ich auch das Video für den Schöckel Classic.
Jüngste Ausgrabungen und Forschungen berichten von einem Höhenheiligtum der Römer, welches sich rund um den Ostgipfel befand.
Ein faszinierendes Schauspiel begleitete uns. Der Süden ab Graz, lag unter einer dicken Hochnebelschicht. Man fühlte sich wie ein Raumfahrer im All. Da der Blick über das Nebelmeer keinen Halt fand, wurde es mir leicht schwindlig. Eine besondere Situation, die mich zum Stehenbleiben zwang, wenn ich schauen wollte.
Nur ein paar kleine Berggipfel ragten als Insel aus dem Nebel. Ein faszinierendes Schauspiel.
Der Norden hingegen war nebelfrei und lag unter blauem Himmel. Am Horizont erstreckte sich die Bergwelt der Steiermark.
EIn großer Motorik Park befindet sich am Gipfelplateau am Schöckl. Zahlreiche Geräte verlockten Bernd und mich, darauf herumzuturnen. Eines hatte es uns besonders angetan. Die Rolle wurde zur Herausforderung, denn es bedeutete Kraft und Koordination, die viel abverlangte. Es war zu lustig, wie wir uns damit abmühten.
Ein Großteil der Stationen war für mich noch nicht machbar und außerdem musste ich ja noch vom Berg absteigen. Die Rolle forderte mich so sehr, dass ich danach beim Gehen sehr aufpassen musste und mein Gehirn bei jedem Schritt bewusst arbeitete. Es zeigte mir mein limitiertes Verhalten sehr stark auf.
...war es ein mehr als erfolgreicher Tag. Das Gehen bleibt auch in Corona-Zeiten eine der wichtigsten Teile meiner Rehabilitation, besonders das Gehirn, bzw. das Denken, steht und fällt damit. Das Pilgern war die mit Abstand beste Therapie seit 2018.
Seit Corona ist es aber nicht mehr möglich und ich habe noch keine adäquate Therapie gefunden, die mir mehr helfen kann.
"Gehen als Therapie" gewinnt für mich immer mehr an Bedeutung und wie komplex dieser Vorgang ist, wird mir immer mehr bewusst. Eine amerikanische Ärztin brauchte 8 Jahre für die Rehabilitation nach einer Gehirnblutung, dessen Auswirkungen mit mir vergleichbar sind.
Deshalb gebe ich nicht auf, was auch immer sein mag. Corona hat es verzögert, aber es ist weiterhin noch viel möglich. Wichtig ist nur, dass ich mir meinen inneren Frieden erhalte. Nur so ist es möglich, die Folgen des Hirnabszesses annehmen zu können und weiterzukommen.
Danke für Deine interessanten Berichte!
Lese ich immer gerne!
Das freut mich.
Viele Grüße an dich und deine Mutter!