Jeder Tag IST, daher kann ich es nicht schwer oder leicht nennen. Ob es mir besser geht oder einmal nicht so gut, ich nehmen jeden Tag wie er ist, denn jeder Tag ist ein plus in meinem Leben. Ein Tag nach 1.500 Kilometer am Walkabout hat die gleiche Wertigkeit, wie ein Tag zu Hause, selbst wenn ich nur im Bett liege.
Gerade im Radrennsport habe ich früher sehr wohl Unterschiede gemacht. Dort hatte ich harte und schwere Tage und andere, wo alles leicht ging. Der Hirnabszess hat mein Leben sehr verändert und auch meine Wahrnehmung, wie ich jeden Tag erlebe. Jeder Atemzug ist herrlich und ich bin dankbar dafür, wie auch für alles andere.
Das Geheimnis ist es, nicht mehr zu machen, als einem guttut. Übertragen auf die Kilometerleistung am Walkabout, hatte ich manchmal mehr und dann wieder weniger Kilometer, immer so viel, wie mir gutgetan hat. Daher kam ich nie in eine Überforderung, die mir nur Substanz gekostet hätte. Das heißt es auch zu Hause zu beachten und einzuhalten.
Im Arbeitsleben damals, besonders als Videojournalist für das Fernsehen, musste ich öfter mehr leisten, als mir guttat. Mit dem Druck Geld verdienen zu müssen, arbeitete ich oft mehr und ging nicht einmal über die Grenze. Das zu verkraften war nicht so schwer, da ich als ehemaliger Extremsportler gewohnt war, an die Grenze zu gehen. Am Schluss ging ich allerdings zu oft darüber.
Es macht aber eine Unterschied im Sport an die Grenze zu gehen, im Berufsleben oder heute in der Rehabilitation. Diesen Unterschied habe ich im Verlauf meiner Rehabilitation genau kennengelernt.
Nur durch dieses baldige Anerkennen, "es ist, wie es ist", wurde es möglich, meine Reha bis heute durchzuziehen. Ich habe viele Erinnerungen an früher, besonders an meine Zeit im Sport und Abenteuer. Das wichtigste aber, ich vergleiche mich nicht und niemals mit früher.
Gerade seit der Corona-Pandemie hat ein "neues" Leben im neuen Leben für mich begonnen.