Die letzten Wochen waren ungewohnt anders, als die Monate davor. Ein Sturz am Glatteis zu Weihnachten, hatte neben Prellungen meinen gesamten Körper erschüttert und mein Gehirn durcheinandergebracht. Nach einem ziemlichen Auf und Ab der letzten Wochen, stand dringend ein Auslüften meines Gehirns in der Natur an.
Ähnlich erging es mir vor meinem ersten Jakobsweg 2018. Mein Ziel war damals, im Gehirn wieder leer zu werden. Damals kreisten viele Fragen in mir herum, waren aber nicht weiter oder fertig zu denken. Seit der Corona-Pandemie geht es mir ähnlich. Die vielen Regeln und Bestimmungen fordern mein Gehirn mehr, als mir lieb ist. Dabei brauche ich nach wie vor alle Ressourcen fürs Gesund werden.
Nach vielen Ruhe- und Erholungstagen musste ich in die Natur, denn nur dort findet mein Gehirn die Ruhe, die es braucht. Waldbaden und Bewegung im Wald sollte mich wieder in die Spur bringen. Ich war zwar in den letzten Wochen öfter im Wald unterwegs, aber jeder Schritt musste angedacht werden und langsame Bewegungen waren notwendig. Ich fühlte mich in diesen Tagen zurückversetzt an den Anfang meiner Rehabilitation, vor fünf Jahren.
In Gratkorn ging es in den Wald. Gehen, Bewegung mit einem Tuch und ein wenig Bouldern nahm ich mir vor. Klettern trainiert Kraft, Beweglichkeit, Koordination und die Wahrnehmung. Besonders das Abschätzen wie weit der Griff weg ist und die Koordination dazu, bringt mir viel.
Wobei Klettern und Bouldern eigentlich übertrieben ist. Einfach in den Fels einen Fuß hoch einsteigen und dann hin und her, mehr ist nicht notwendig. Kaum ist die Hand am Fels, geht es nur mehr ums Greifen und die Wahrnehmung, das Gehirn beginnt abzuschalten und sich zu fokussieren.
Durch die Muskelschwäche bleibt mir allerdings nur kurze Zeit zum Üben. Gegen meine ersten Versuche vor 3 Jahren, habe ich allerdings eine Steigerung. Der echte Fels bringt, im Gegensatz zur Kletterhalle, meine Finger viel schneller ans Limit.
Bei der Therapie im therapeutischen Tanzen konnte ich wieder mehr Leichtigkeit in den Körper bekommen, der sich in den letzten Tagen und Wochen, seit dem Sturz, schwer anfühlte. Besonders die Oberschenkel und Arme sind davon betroffen.
Übungen mit Tüchern aus Seide sind besonders erfolgreich, um wieder mehr Leichtigkeit zu spüren. Mit so einem Tuch übe ich zu Hause und im Freien, so wie hier im Wald. Es sind oft die kleinen und spielerischen Dinge, die große Wirksamkeit haben.
Den Tag in der Natur konnte ich genießen und endlich einmal abschalten. Schon in den letzten Wochen habe ich begonnen, in der Natur wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Das ist oft nicht einfach, denn die Handicaps begleiten mich jederzeit und erinnern mich jede Sekunde daran.
Da kommen solche Tage recht, um mich anderen Dingen widmen zu können. Im Wald entdeckte ich einen besonderen Baum, der wie aus einem Felsen gewachsen schien. Eine faszinierende Erscheinung, wie er um den Felsen herum wuchs.
Seit Corona hat sich viel verändert und besonders das Leben lernen unmöglich gemacht. Das trifft mich am meisten. Nur wenige Ausnahmen, wie der Walkabout, haben mich das Leben wieder spüren lassen. Die meiste andere Zeit ist mein Gehirn mit den Regeln und Bestimmungen für Corona beschäftigt, damit kommt es kaum klar.
Seit Corona befinde ich mich fast nur in Therapie und Rehabilitation und besonders mein Gehirn leidet darunter. Darum war dieser Tag in der Natur so besonders, wie schon lange nicht mehr.