Die ersten 700 km des Hexatrek in Frankreich liegen hinter mir. Der erste Teil ist somit geschafft, mit den Vogesen und dem Jura.
Ich bin am Genfer See angelangt und jetzt warten die Alpen. Es ist sehr anstrengend und mir fehlt die Tastatur zum Schreiben, so gibt es nur einen kurzen Überblick.
Die Vogesen sind das Highlight bisher, denn mit soviel Kultur oder Burgruinen habe ich mich bisher noch nie auseinander gesetzt. Ich habe zwar ein Sparprogramm, doch es tut gut, mich doch mehr als gewohnt damit zu befassen. Auch die Habsburger mischten in dieser Gegend mit.
Es geht hier immer bergauf, bergab und meist vor der Sonne geschützt, im Wald. Ich biwakiere beinahe die meiste Zeit, was heißt, jederzeit genug Wasser für die Nacht dabei zu haben. Dementsprechend schwer ist der Rucksack, oft um die 10 kg oder mehr.
Nach den Vogesen folgt der Fluss Doubs. Der Regenwald Neuseelands kann kaum schöner sein.
Unglaublich viele Grün Schattierungen erfreuen das Auge und ist Heilung pur. Die Moose und Flechten hängen von den Bäumen und man fühlt sich in einem verzauberten Land.
Allerdings ist alles feucht und nass, besonders in der Früh. Die Auswahl des Zeltplatzes ist wichtig, hilft aber kaum gegen die Feuchtigkeit.
Das Jura ist am Anfang enttäuschend, denn es geht viel über die Straße. Geprägt ist es ausserdem von langen Strecken ohne Wasserstellen und Biwakieren, da viele Schutzhütten zu haben.
Ich entscheide mich für längeres Gehen und damit weniger Wasser zu tragen. Mindestens 3 Liter sind es trotzdem und das Rucksackgewicht erhöht sich so auf über 10 kg. So schwer habe ich seit dem Hirnabszess noch kaum getragen.
Mit ca. 1600 m erreiche ich meinen höchsten Punkt im Jura. Es gibt eine traumhafte Aussicht auf den Genfer See und die dahinter liegenden Alpen, mit dem Mt. Blanc.
Meine Schuhe sind hier bereits am Limit und vor den Alpen müssen neue her. Die Laufflächen sind bereits so dünn und beginnen sich abzulösen. Das erhöhte Gewicht macht sich auch hier bemerkbar und setzt mir und den Schuhen zu.
Die etwa 700 Kilometer von Wissenburg zum Genfer See lege ich in 23 Tagen zurück und ist eine gute Vorbereitung auf die Alpen. Die langen An- und Abstiege dort schrecken mich allerdings noch, es ist etwas anderes als Pilgern.
Mein Fazit vom ersten Teil ist sehr positiv, der zweite allerdings wird eine Herausforderung, wie ich sie schon lange nicht mehr hatte. Aber solche Bilder kreierte ich im Krankenhaus. Ich träumte davon, den Eiger Ultra Trail in den Schweizer Bergen zu laufen. Hier ist es ähnlich.
Wenn ich auf 1600 m Seehöhe, hoch über dem Genfer See stehe, dann kommen mir die Tränen, so etwas noch einmal erleben zu dürfen. 8 Jahre Rehabilitation, Training, Üben, Lernen und immer positiv bleiben, liegen hinter mir. Es ist der Lohn, nie aufgegeben zu haben.
Dieser Weg ist mir diesmal sehr wichtig, ob ich ihn schaffe, oder auch nicht. Denn in meinem Inneren und Äußeren habe ich mir damit etwas geschaffen, was am Anfang unmöglich schien, es zu erreichen.
Aus eigener Kraft, selbstbestimmt und ohne Begleitung aufs Klo gehen zu können, war mein erstes Ziel. Ich erreichte es nach vier Monaten. Ich war am Limit, ließ mir aber nichts anmerken.
Ein Arzt sagte mir bei meiner Entlassung aus dem Krankenhaus, "Wir können nichts mehr für sie tun, gehen sie heim". Allerdings hat mein Geist niemals aufgegeben und unmögliches möglich gemacht. Dafür bin ich besonders Harry Maier dankbar, mit dem ich schon in unserer gemeinsamen Radrennzeit durch eine außergewöhnliche Bewusstseins-Schulung gegangen bin. Dieses Wissen hat mir sehr geholfen, diese Talsohle zu durchschreiten.
Diese letzten acht Jahre, jeder einzelne Jakobsweg, das viele Gehen und Training für das Gehirn, ich möchte nichts davon missen. Manch einer mag mich für meine Obsession zu Gehen komisch anschauen, aber jeder Schritt war notwendig, um dorthin zu kommen, wo ich heute stehe.
Natürlich spüre ich die Halbseitenlähmung, den verlorenen Automatismus und die Muskelschwäche. Ich kann sie aber mittlerweile in mein Leben integrieren und gehe manche Sache eben anders an. Oft verstehe ich mich selbst nicht, wie ich in vielem neu funktioniere. Ich kann mich nur an das Sprichwort halten:
Es ist wie es ist, weil es IST und nicht, weil es gut ist!
Mein anderes Schicksal, ein Pflegefall zu werden, war nur eine hauchdünne Entscheidung von mir fern. Mein unbeugsamer Wille und die Entscheidung zu Leben, hielten mich davon ab, auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein oder überhaupt Bettlägrig zu bleiben.
Schön langsam beginne ich wieder zu Leben! ❤️🍀🙏
Im nächsten Teil werde ich dann über die Alpen berichten! Bis dahin auf Facebook und neuerdings auch wieder auf Instagram.
Lieber Jörg! Herzliche Gratulation !
Du hast viel erreicht . Möge jeder Schritt , den du gehst mit Freude erfüllt sein.
Genieße weiterhin die Schönheit der Natur.
Möge dich die notwendige Kraft & das Glück weiterhin begleiten.
Alles Gute Andrea
Danke dir!
👍🙏❤️