Heute gibt es einen Blogpost über mein Workout. Mein persönliches Training, das mich unterstützen soll, meine körperlichen Defizite auszugleichen und mehr Stabilität, trotz der Gleichgewichtsstörungen, zu bekommen.
Diese Übungen sind nicht nur für mich in der Rehabilitation gut, die sollte eigentlich jeder in seinen Alltag einbauen.
Die neurologische Rehabilitation ist eine der wenigen Bereiche in der Medizin, in denen viel wirklich viel hilft. „Üben, üben und nochmals üben“. Mein Leben ist derzeit ein einziges Üben. Wie ein Kind alles neu lernen zu müssen, was man doch längst schon konnte. Ja, es ist oft wirklich hart.
Es ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Eine leichte Steigung wie ein Höhenbergsteiger, Schritt für Schritt, emporstapfen. Alle paar Meter stehenbleiben. Durchschnaufen. Das ist mein Alltag. Es ist nicht immer Freude dabei, so schnell ans Limit zu stoßen. Das einzige was wirklich schnell geht, ist mein Limit zu erreichen.
Das gilt für die Physiotherapie, in der das Gehen neu gelernt werden muss, für die Ergotherapie, in der Alltagsaktivitäten wie das selbstständige Essen, Trinken und Greifen auf dem Programm stehen und nicht zuletzt für die Neuropsychologie, in der Störungen des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit, die das Denken massiv beeinträchtigen, angegangen werden.
Gilt das wirklich nur für mich? Diese Dinge sollte doch jeder beherrschen. Des öfteren bekomme ich von anderen Menschen, hauptsächlich Sportlern, die Rückmeldung, dass sie Übungen machen, die meinen sehr ähnlich sind. Es geht in erster Linie um Koordinations- und Stabilitätsübungen. Man trainiert damit Kraft, Ausdauer, Stabilität und Balance.
Ich ließ ein paar der Übungen in meinem Umfeld ausprobieren und siehe da, manch Übung stellt selbst für gesunde Menschen eine Herausforderung dar. Für mich sind diese Übungen essentiell auf dem Weg zurück ins Leben. Ich erschrak jedoch, wie viele Menschen in punkto Stabilität und Koordination auf einem mir ähnlichem Niveau liegen.
Dabei sind sie so einfach, bewirken aber eine Menge im Alltag. Meiner Meinung nach sollte das jeder beherrschen, egal ob jung oder alt.
Mein Programm dauert zur Zeit etwa 10 - 15 Minuten. Danach bin ich ausgepowert und muss mich erholen. Ich mache es sehr langsam, mit vielen Pausen dazwischen, denn ich bin schnell erschöpft. Es wäre toll, wenn ich von euch Rückmeldungen erhalte, um zu erfahren, wie lange ihr die verschiedenen Übungen durchhaltet.
Noch sind es die Basisübungen, die ich ausbauen werde, sobald genug Kraft da ist. 15 Sekunden halte ich die meisten Übungen durch, mit zwei bis drei Wiederholungen. Da merkt man erst, was es heißt, von 0 anzufangen. Mit meiner Zeit als Extremsportler oder Trailrunner darf ich mich nicht vergleichen.
Zusätzlich steige ich immer wieder auf das Luftkissen. Gut für die Balance und die Kräftigung der Füße. Meist noch mit Anhalten. Hin und wieder halte ich auch schon länger ohne durch. Ich verwende es auch zwischendurch zum Sitzen, wodurch das Becken und Gesäß beansprucht werden.
Ich mache alles nicht täglich, denn das würde mich überfordern. Denn es warten ja noch die Übungen auf dem Computer. Es ist halt so, dass ich nach einer intensiven Übungseinheit mein Pensum für den Tag aufgebraucht habe. Ich muss mir daher genau einteilen was ich wann mache.
Nach dem Training kommen noch ein paar Stretching-Übungen dazu. Mein Muskeln sind von dem langen Liegen sehr verkürzt. Die neueste Forschung räumt ja den Faszien eine wichtige Rolle ein. Gerade Rückenbeschwerden sind davon betroffen. Faszienverklebungen sind oft die Ursache dafür, auch bei mir.
Nach über einem halben Jahr, dass ich die meiste Zeit liegend verbracht habe, kein Wunder. Meine Gelenke und Wirbel knacken und krachen, sie müssen erst wieder in Form gebracht werden.
Begegnet man mir auf der Straße, würde man niemals annehmen, dass ich noch vor einem Jahr im Rollstuhl saß, nach der OP kaum Haare auf dem Kopf hatte und meine Beine so dünn wie Bohnenstangen waren.
Noch fehlt viel, aber langsam kehrt die Kraft in meinen Körper zurück. Joggen sollte mir bald möglich sein. Ein Problem ist halt noch immer das Gleichgewicht. Das ist seit dem vorigen Jahr über Nacht völlig gestört worden und noch immer habe ich Probleme damit.
Sitzen in einem Stuhl habe ich anfangs nur 15 Minuten täglich ausgehalten. Am Ende der Krankenhauszeit war bereits eine knappe Stunde möglich und ich konnte etwa hundert Meter weit gehen. Aber auch heute ist es noch so, wenn ich zu lange unterwegs bin, muss ich mich zwischendurch in eine waagrechte Position begeben, um mich zu erholen oder aufkommenden Schwindel zu beruhigen.
Der Blick in die Zukunft, die Prognose, ob ich wirklich wieder „ganz der Alte“ sein werde, ist sehr schwierig. Dafür sind in der Rehabilitation zu viele Faktoren beteiligt. So wie auf der einen Seite selbst nach Jahren noch kleine Wunder möglich sind, muss man andererseits auch damit rechnen, dass bestimmte Fähigkeiten und Funktionen unwiederbringlich verloren sind. Ich werde sehen!