51. Der Anfang mit dem Hirnabszess und zwei Jahre später

27. März 2018
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3 Minuten Lesezeit

Der Anfang meiner Odyssee

Der Anfang meiner Odyssee mit dem Hirnabszess. Er begann am 27.März 2016, mit der Einlieferung ins LKH Graz. Innerhalb weniger Stunden wurde mein Leben und das meiner Familie auf den Kopf gestellt.

Der Anfang spielte sich einige Tage vorher in Kroatien ab. Ein Urlaub sollte neue Energie für den Job bringen und so entschlossen wir uns, nach Kroatien zu fahren. Wir waren im Hotel untergebracht und die Arbeit mit dem Kochen wurde uns damit abgenommen.

Kroatien

Es war herrlich. Wir genossen die Tage und ich konnte mich beim Laufen erholen. Die ersten Kilometer unter angenehmen Temperaturen. Am Meer entlang atmete ich die salzhaltige Luft tief ein und war in meinem Element. Es waren angenehme und erholsame Tage.

Geblendet von der Sonne

Kroatien Urlaub, die letzten unbeschwerten Tage

Einen Tag vor der Heimreise war es plötzlich anders. Ich war mit Silvia vormittags in der Altstadt Kaffee trinken. Im Nachhinein ist ihr aufgefallen, dass ich eine Sonnenbrille trug, was ich sonst nie tat. Ich fühlte mich von der Sonne stark geblendet, schrieb es aber dem Wetter zu. Ich drängte zum Aufbruch, ich wollte nur mehr zurück ins Hotel.

Dort zog ich mich um, denn ich hatte noch einen Lauf vor. Ich schaffte allerdings nur wenige Kilometer und drehte dann kraftlos um. Die letzten Meter zum Hotel wurde mir schwindlig und ich hatte kaum Kraft, mich auf den Beinen zu halten. Ich verkroch mich ins Bett und glaubte an einen grippalen Infekt und dachte mir nicht viel dabei.

Zum Abendessen schleppte ich mich in den Speisesaal, hatte aber keinen Appetit. Gleich darauf legte ich mich schlafen. Ich war nur mehr müde.

Der nächste Tag

Tags darauf verzichtete ich auf das Frühstück und packte lustlos. Ich war nicht mehr in der Lage die Gepäckstücke ins Auto zu laden, geschweige denn mit dem Auto nach Hause zu fahren. Von hier an kann ich mich nicht mehr an viel erinnern. Wir hielten noch an einer Raststation, aber vom weiteren Nachhause kommen weiß ich nichts mehr.

Ich verkroch mich zu Hause im Bett wie ein kranker Hund und gab kaum ein Wort von mir. Ich aß nichts mehr und verdunkelte das Zimmer. Wir dachten noch immer an eine Grippe und das es sich nach einigen Tagen legen würde. An die nächsten zwei Tage kann ich mich kaum mehr erinnern. Ich lag apathisch im Bett.

Der Notarzt muss her

Silvia waren meine Antworten nicht mehr geheuer. Ich wirkte verwirrt und die Sprache hatte keinen Zusammenhang mehr. Sie machte sich große Sorgen und rief am Ostersonntag den Notarzt. Das war wieder ein wacher Moment von mir, denn daran kann ich mich, mehr oder weniger, erinnern.


Es kamen eine Notärztin und ihre Begleiter. Es war für mich ein langes herumgerede, an dem ich mich kaum beteiligen konnte. Irgendwann verstand ich nur, dass wir ins Krankenhaus fahren würden. Es war eine wieder lange Diskussion, ob ich vom ersten Stock hinuntergetragen werden sollte oder ob ich alleine gehen kann.

Mit Glück die Stufen runter

All das viele Reden strengte mich an, so kürzte ich es ab und sagte: "Ich kann selber runter gehen". Gesagt getan, ich marschierte los und alle Rettungsleute hinterher. Ich wankte hinunter. Auf die Idee, das sie mich stützten oder einer voranging, kamen sie nicht. Silvia war schockiert, dass keine Vorsichtsmaßnahmen angewendet wurden. Ich hätte in meinem Zustand die Treppe hinunterstürzen können.

Im Rettungswagen wollten sie mich hinsetzen, aber ich konnte mich nicht mehr aufrecht halten. So wurde ich im Bett liegend transportiert. Das war auszuhalten.

Ins LKH Graz - Notaufnahme

MRT
Mein Gehirn, MRT
der Anfang meiner Odysee

In der Notaufnahme angekommen wurde ich auf ein Bett umgelegt. Nach langer Warterei ging es an die Untersuchungen.

Von "Wir wissen es noch nicht" bis "Es kann ein Tumor sein", war alles zu hören. Es gab nur Mutmaßungen. Am Schluss dann das MRT. Es sollte die endgültige Klarheit bringen.

(Zum Beitrag auf der Intensivstation geht es hier)

Diagnose Hirnabszess

Mir war mittlerweile alles egal. Ich wollte nur meine Augen zu machen und schlafen. Das meiste bekam ich sowieso nicht mehr mit. Dass ich ein Thalamus-Abszess hatte, das konnte ich nicht mehr verstehen. Ich war weggetreten. Zwischendurch hatte ich lichte Momente und nahm etwas wahr. Verstehen konnte ich es aber nicht.

Ich, am Anfang auf der Intensivstation
Auf der Intensivstation

Ein Hirnabszess endet ohne Behandlung tödlich. 5% bis 20% enden auch heute noch tödlich. Auch bei mir traten bald Bewegungs- und Koordinationsstörungen auf.  Dazu kam eine halbseitige Lähmung.

Für die nächsten Monate sollte mein Denken eine neue Dimension annehmen. Es gab keine Gedanken an die Zukunft oder Vergangenheit. Ich lebte nur im HIER und JETZT. Anders wäre es gar nicht möglich gewesen.

Es gab für mich keine Probleme mehr und die Krankheit nahm ich für mich, als nicht bedrohlich wahr. Ich konnte nicht darüber nachdenken. Alle Verbindungen oder Synapsen zu den diversen Arealen waren gestört.

Von Anfang an waren meine Gedanken limitiert und sind es auch heute noch. Noch immer heißt es üben, üben und noch einmal üben.


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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