Faszien werden seit ein paar Jahren immer bekannter und haben eine wichtige Aufgabe im Körper. Früher wurden sie einfach als Bindegewebe abgetan. Man ist aber drauf gekommen, dass sie wesentlich mehr Funktionen als gedacht beinhalten. Sie sind ein Schlüssel zu meiner Verbesserung.
Der Hirnabszess am Thalamus beinhaltet so viele verschiedene Bereiche, die es in meinem Körper zu verbessern gilt, dass ich alleine oft vor lauter Bäumen den Wald nicht sehe. Ich bräuchte einen fundierten Personal Coach, der versteht, was zu tun ist. Ich bin in den meisten Fällen auf mich selbst angewiesen, da es in unserem Krankheitswesen (Gesundheitssystem wäre besser) ein Personal Coach nicht vorgesehen ist.
Mit unserem Krankensystem, das kein Gesundungssystem ist, verlängert sich die Verbesserung oder Heilung. Da mein Denken auch betroffen ist, ist es nicht einfach, die Übersicht zu behalten.
Faszien sind Weichteil Komponenten des Bindegewebes. Es ist ein den Körper durchdringendes und umhüllendes Netzwerk. Bei mir geht es hauptsächlich um die Tiefen Faszien. Diese sind mit sensorischen Rezeptoren versehen, d.h. sie geben Informationen über den Zustand es Körpers an das Gehirn weiter.
Aus irgendeinem Grund funktioniert das bei mir nicht so wie gewünscht. Es gibt zahlreiche manualtherapeuthische Verfahren, die meinen Zustand unterstützen könnten, sie werden aber von der Krankenkasse nicht anerkannt und nicht bezahlt und für mich alles zusammen zu viel Geld.
So wurde es für mich wichtig das Beste daraus zu machen und Alternativen zu finden. Statt Rolfing oder Osteopathie kommt anderes zum Einsatz. Ich versuche alles mögliche als Alternative für mich umzusetzen und zumindest Ansatzweise etwas zu verbessern. Eine Faszien Rolle verwende ich sehr vorsichtig, um keine Schäden am Bindegewebe zu verursachen. Sie ist noch zuwenig erforscht und ich bin sehr empfindlich.
Es ist ein langwieriger Prozess, da ich zusätzlich zu allen Therapien mein tägliches Leben zu meistern habe. In den ersten zwei Jahren war es entscheidend für mich, wieder Gehen zu lernen. Darauf lag mein Focus, denn das brachte mir wieder ein bisschen Unabhängigkeit. Alleine Aufstehen und aufs WC zu gehen war der Anfang für mich, wieder Unabhängig zu sein.
Ich kann zwar wieder Gehen, aber das ändert nichts an der Behinderung. Ein wichtiger Faktor hat sich aber schon bald gezeigt. Durch den Abszess am Thalamus gerate ich schnell unter Stress. Diese dabei entstehenden Stress Hormone bewirken ein Zusammenziehen der Faszien und verhärten. Der Energie- und Nährstofffluss wird unterbrochen und Heilung ist unter solchen Umständen nicht möglich.
Eine positive emotionale Grundstimmung versuche ich immer zu behalten. Werde ich jedoch psychischem Stress ausgesetzt, dann ist es wichtig, so schnell wie möglich, wieder in einen positiven Zustand zu gelangen. Das hat nichts mit reinem positivem Denken zu tun. Das Gefühl und die Emotion dazu ist wichtig.
Positiv besetzte Gefühle sind der Schlüssel zur Gesundung. Es sind allerdings noch zu viele Bereiche da, die mich stressen. Die Trennung von meiner Lebensgefährtin war nicht gerade förderlich. Es beschäftigt mich viel mehr, als mir lieb ist und stört meinen Zustand der Gesundung. Ich bin damit seelisch zu sehr gefordert, wie auch mit Terminen, die mir ebenfalls nicht gut tun.
Körperlicher und seelischer Stress hat viel mit meiner Krankheit zu tun, daher versuche ich mich solchem Stress nicht mehr auszusetzen. Passiert es doch, ist danach viel Ruhe und das Verhindern jeglicher Störfaktoren notwendig.
Das kann dann bis zu einigen Tagen dauern, bis mein Nervensystem wieder hergestellt ist. Aus diesem Grund gehe ich dann nicht in die Stadt, unter Menschen oder setze mich Dingen aus, die mir nicht gut tun und mein Gehirn belasten können.
Die Faszien sind das Stützkorsett für den Körper. Eben weil sie bei mir betroffen sind, fühle ich mich so unstabil und zerbrechlich. Schaffe ich es nicht, eine bestimmte Spannung aufrecht zu halten, dann fühle ich mich ähnlich einer Marionette, die ohne ihre Fäden zusammenklappen würde.
Es ist oft ein Versuch und Irrtum oder ein Erfolg. Also was hilft und was nicht. Es sind aber nicht nur die Faszien alleine, ist doch mein körperliches und geistiges Steuersystem betroffen.
Der mentale Bereich hat ebenfalls einen großen Anteil daran. So haben die vielen Defizite eines gemeinsam. Das seelische und geistige Befinden hat Auswirkungen auf meinen Körper und damit auch auf die Faszien.
Sie sind, wie schon gesagt, von zahlreichen Rezeptoren durchzogen, die wiederum Nervenanbindungen haben. Sie sind dafür da, dem Körper Rückmeldung zu geben, was sich gerade tut und wo er sich befindet. Sind diese gestört, gibt es keine Rückmeldung und der Körper weiß nicht, was er tun soll.
Meine sind gestört und daher muss ich das Gehen andenken. Es funktioniert nicht automatisch.
Weil die Rezeptoren nicht funktionieren, funktioniert so vieles nicht. Mein Bestreben ist es daher, alles zu tun, um diese Sinnes Melder wieder zum Laufen zu bringen. Gerade für das Gehen oder die Bewegung ist das unumgänglich. Ob es wieder funktionieren kann, ist noch nicht absehbar. Es kann noch Jahre dauern, aber es ist auch viel passiert in den drei Jahren. Darum werde ich weiter trainieren.
Die andere Herausforderung liegt im Gehirn selbst. Viele Bereiche und Synapsen sind zerstört worden. Ein weiteres Training liegt darin, wieder Synapsen herzustellen. Viele Wörter fallen mir nicht ein, was das Formulieren erschwert. Ich kann das Gedachte oft nicht in Schrift oder Wort umsetzen.
Dieser Ball hat und hilft mir noch immer, mehr Gefühl in die Hände und Finger zu bekommen. Es geht langsam, aber ich spüre schon mehr als noch vor einem Jahr.
Mit leichtem Druck rolle ich den Igelball über meinen Oberarm, den Handbereich und die Finger. Er löst dadurch auf der Haut Simultationsreize aus. So sind sensomotorische Massagen möglich. Ziel ist es, wieder mehr Gefühl beim Greifen zu bekommen.
Die Folgen des Hirnabszesses beinhalten so viel, dass ich damit kaum zurande komme. Ich setze mir Schwerpunkte, an denen ich eine Zeit lang trainiere und nehme mir dann den nächsten vor. Die Faszien nehmen dabei einen besonderen Stellenwert ein.
Zweieinhalb Monate beschäftigte mich die Physio- und Ergotherapie unter Aufsicht der Therapeutinnen. Die gelernten Übungen werden mich allerdings noch die nächsten Monate beschäftigen. Denn die Verbesserung geht nur langsam vonstatten.
"NEVER GIVE UP!"