In meiner täglichen Rehabilitation spielt Ruhe eine große Rolle. Meist schreibe ich darüber, was ich alles aktiv mache. Aber genauso wichtig ist die Ruhe und das Nichts-Tun.
Es gibt für mich zwei Arten davon, die Aktive und die Passive Ruhe.
Das liebste Nichts-Tun ist mir der Spaziergang im Wald. Er bekommt dann einen meditativen Charakter und ist für mich pure Erholung. Die Ruhe an nichts denken zu müssen, tut gut.
Aber auch am Jakobsweg praktizierte ich oft ein aktives Nichts-Tun. Es war wie ein sehr langer Spaziergang. Damals konnte ich beim Gehen erstmals gedanklich leer werden und trotz der Anstrengung, war es Ruhe und Erholung für meinen Körper. Ich war glücklich.
Ich brauche die tägliche Bewegung, denn daraus schöpfe ich Kraft und Ruhe. Durch die Beeinträchtigung des Gehirns, ist es aber nur schwer möglich abzuschalten, denn es läuft ständig auf Hochtouren, speziell jetzt im Winter.
Das Gehen auf Eis und Schnee erfordert besondere Aufmerksamkeit. Da kann ein einfacher Spaziergang schnell in ein aktives Training umschlagen.
Ich meditiere meistens im und durch das Gehen. Meditatives Gehen ist vielen bekannt.
Ich setze mich aber auch gerne im Wald hin und lasse dann die Geräusche und Gerüche auf mich einwirken. Den Geist versuche ich ruhig zu halten.
Zuhause meditiere ich selten sitzend, die Natur ist mir dazu lieber. Sowieso gibt es viele Arten von Meditation und ich mache das, was mir mein Gefühl sagt. Ich brauche dazu kein Studio oder eine Anleitung.
Wenn ich möchte, dann versetze ich mich in einen meditativen Zustand, egal wo. Mein Gehirn braucht immer wieder eine Auszeit, nicht nur wenn ich schlafe.
Nun, Ruhe bedeutet nicht immer totale Passivität. Es kann auch sein, mir die Zeit für ein Buch zu nehmen und zu Lesen.
Mein Tisch ist voll von ungelesenen Büchern. Sobald mich etwas anspricht, nehme ich es mit. Manche Bücher lese ich zwei, dreimal, um es besser zu verstehen und abzuspeichern.
Das mit dem Merken ist so eine Sache. Vieles wusste ich schon früher, kann mich aber nicht daran erinnern. Die Synapsen wurden zerstört und es heißt neue bilden. Leichter geht es mit schon einmal gelernten, schwerer tue ich mir damit, neue Sachen zu Lernen.
Manches kann ich durch einmaliges Lesen wiederherstellen. Anderes muss ich mir erarbeiten. Ich brauche absolute Ruhe dabei, mich zu konzentrieren.
Absolute Ruhe bekomme ich nur, wenn ich die Augen schließe und schlafe. Das ist die mit Abstand beste Erholung und ich brauche es noch immer sehr oft. Im Krankenhaus verbrachte ich die meiste Zeit mit Schlafen.
Auch heute noch ist Schlafen die beste Medizin. Speziell am Nachmittag überkommt es mich und wenn es möglich ist, lege ich mich hin. Da stellt sich dann die Frage, wie wichtig bin ich mir. Gestatte ich es mir zu schlafen, wenn ich es brauche.
Allerdings brauche ich darüber nicht nachdenken. Noch ist mein Gesundheitszustand so, dass ich alles tun muss, was mir gut tut. Alles andere wäre nicht in diesem Sinne und würde meine Rehabilitation nur verlängern. Ein normales Leben ist so nicht möglich.
Es sind jetzt bald drei Jahre seit dem Hirnabszess vergangen. Eine lange Zeit, in der ich jeden Tag ans Limit stoße, weil die Energie nicht für einen ganzen Tag reicht.
Ich trainiere täglich dafür und da ist auch die notwendige Ruhe inbegriffen. Denn Nichts-Tun ist eben auch etwas TUN. Aber die wenigsten halten das aus. TUN durch NICHTS-TUN!
Wie sagte mir mein Freund Harry im Sport: