Warum ich Sonntags lieber in die Stadt gehe!

3. Mai 2019
 · 
3 Minuten Lesezeit

Die letzten Wochen wurden aufgrund der Therapien sehr anstregend für mich. Ein Ausflug am Sonntag sollte mich wieder einmal der Stadt näher bringen. Seit dem Hirnabszess kann ich mich nur langsam an den Stress der Stadt gewöhnen.

Es hat nämlich einen besonderen Grund, warum ich gerade am Sonntag in die Stadt gehe?

Sonntag in der Herrengasse
Ein Sonntag in Graz

Warum Sonntag?

Ganz einfach gesagt, es ist weniger los. Die Stadt stresst mich nach mittlerweile drei Jahren noch immer. Ich bin immer hin- und hergerissen zwischen dem, mich daran zu gewöhnen und das es mir nicht guttut. Schritt für Schritt und versuchen mich nicht zu überfordern.

Ich kann die vielen Eindrücke noch nicht verarbeiten und bin dementsprechend gestresst. Besuchte ich früher gerne Städte, ging in Museen und beobachtete das Treiben, vermeide ich es jetzt. Ich möchte aber in keine Vermeidungstaktik verfallen, daher setze ich mich immer wieder dem Bewusst aus.

Mitten durch die Herrengasse in Graz ist seit drei Jahren ein Horror für mich. Trotzdem wollte ich wieder einmal hin und was lag da näher, als es an einem Sonntag zu versuchen.

Graz

Straßenbahn und Grün

Es waren nicht viele Menschen unterwegs und ich genoss es, durch die Herrengasse zu flanieren. Unter anderem bekam ich in der Ergotherapie die Aufgabe, ohne nachzudenken oder an die Defizite zu denken, mich einfach wohlzufühlen.

Das funktionierte Streckenweise, aber nicht immer. Zu viele Fallen lauerten, auf die ich aufpassen muss. Mein System war meist in Alarmbereitschaft. Es auszuschalten ist mir nicht möglich. Ich kann mich nur "Step by Step" an etwas gewöhnen. Das passiert aber in einer für mich kaum wahrnehmbaren Langsamkeit.

Grünraum in Graz

Das Grün fehlt mir in der Stadt und komischerweise wird es plakatiert. Die Werbeindustrie nützt dieses Manko, den Menschen damit einzufangen. Eine Studie darüber wäre interessant, ob Menschen auf solche Werbung in der Stadt oder am Land gleich reagieren.

Sonntag in Graz

Für mich hat es auf jeden Fall einen schalen Beigeschmack. Grünräume werden immer mehr verbaut und hier und dort ein neu gepflanzter Baum oder anderes Grünzeug, soll über das Verschwinden hinweg täuschen.

Meditieren

Ich halte es ja doch nicht lange in der Stadt aus, daher verziehe ich mich bald in den Stadtpark. Es ist mein liebster Fluchtplatz in der Stadt, wenn wieder alles zu viel wird. Ich muss dann im Gehirn abschalten von all den vielen Eindrücken.

Diese Statue steht im Park und erinnert mich daran zu meditieren. Ich brauche aber nicht zu sitzen, ich bevorzuge die Geh-Meditation. Das war schon am Jakobsweg so, dass ich die meiste Zeit meditierend im Gehen verbrachte.

Meditieren am Sonntag in Graz

Der Rosenhain

Durch die sehr intensive Physiotherapie besuchte ich nach der Herrengasse die Grünflächen der Stadt. Es war eine Abwechslung zu den Wäldern rund um Judendorf und der Versuch, mich an Neues zu gewöhnen. Ich war schon lange nicht mehr dort und wollte unbedingt wieder einmal hin.

Die vielen Teiche mitten im Wald, geben meinem Gehirn die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Die Stadt forderte mich mehr als gedacht.

Der Wald

Soll ich oder soll ich nicht

Ein großer umgefallener Baumstamm ragte weit in den Teich. Er forderte einen heraus, auf ihm zu Balancieren. Es ist eine meiner Hauptaufgaben, meine Muskeln und Gelenke zu stärken, um mein Gleichgewicht besser halten zu können.

Rosenhain

Ich balancierte am Rand, aber weiter hinaus, traute ich mich nicht. Zu groß ist die Gefahr ins Wasser zu fallen. Dieses Vertrauen habe ich noch nicht in mich. Es war ein Test, was traue ich mir zu und was nicht. Das war definitiv noch eine Nummer zu groß für mich.

Sonntag am Rosenhain

Aber ich habe ein Ziel entdeckt. Am Rand führen Baumstämme im Wasser entlang. Darüber zu balancieren ist mein neues Zwischenziel. Vielleicht an einem warmen Sommertag, wo es nicht so schlimm wäre, wenn ich nass werde.

Zwischenziele und Fernziele

So erhalte ich immer wieder Zwischen- und Fernziele. Hier einige, die sich in mir festgehalten haben.

  • Balancieren am Teich
  • Pilgerreise Camino Norte
  • ein Buch schreiben
  • einen Film machen
  • Surfen
  • Paragleiten
  • Laufen
  • Trailrunning

Zugegeben, vieles davon sind noch Träumereien. Aber der Traum ist nur eine andere Wirklichkeit.

Ein Hauptziel bleibt allerdings, wieder meinen Alltag bewältigen zu können.


Teile meinen Blogartikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
Blogheim.at Logo
Bloggerei.de
Copyright © Jörg Krasser
Konzipiert und gestaltet von noahkrasser.com
crossmenu linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram