Seit zwei Monaten unterziehe ich mich einer Ergo- und Physiotherapie mit Gang-ABC. Mein Ziel ist es, den Körper zu kräftigen und zu stabilisieren. Der Hirnabszess und seine Auswirkungen auf die Nerven lässt mich nur langsam in allem weiterkommen.

Wöchentlich mache ich zwei Einheiten, das hat den Vorteil, dass ich genug Zeit habe, mich zu verbessern. Damit kann ich meinen Bewegungsablauf besser kontrollieren lernen, als in einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt, wo zu viel Druck dahinter ist. Ich stehe unter Beobachtung meiner Physio- und Ergotherapeutin, die auf Veränderungen über einen längeren Zeitraum reagieren können.

Gang-ABC

Gang-ABC

Das Gang-ABC ist sehr anstrengend. Das Gleichgewicht bereitet mir noch Schwierigkeiten und ich gehe immer wieder an die Grenze. Der Schwindel ist noch immer allgegenwärtig.

Die Koordination ist besonders wichtig und erfordert meine ganze Aufmerksamkeit. Manche Übungen sind so anspruchsvoll, dass ich mit dem Denken kaum nachkomme. Meine Physiotherapeutin führt mich aber genau richtig dosiert heran. Nicht nachdenken müssen über die Bewegung wäre besser, ist aber nur langsam möglich, wenn überhaupt.

Das Ziel soll ja sein, wieder einen vermehrten Automatismus in meinen Bewegungsablauf zu bringen. Noch funktioniert aber nichts ohne Denken, jede Bewegung muss angedacht werden.

Gang-ABC

Geduld ist erforderlich, mit dem Gang-ABC

Geduld, Geduld und nochmals Geduld, ist erforderlich. Dessen muss ich mir nach wie vor bewusst sein. Was nicht leicht ist, denn der betroffene Thalamus ist das Tor zum Bewusstsein. Denn das Denken habe ich ebenfalls zum Lernen.

Es heißt einen Weg für mich finden, der es mich verstehen lässt, damit umzugehen. Ich bin manchmal ganz verwirrt über das, was ich denken soll, muss und möchte.

Eigentlich ist das Ziel nicht zu denken und widerspricht dem, eben auch wieder Denken zu lernen. Dabei den Mittelweg zu finden, ist für mich noch schwer, daher der Wunsch, nach mehr Automatik. Mit dem Gang-ABC trainiere ich nicht nur den Körper, sondern auch den Geist.

Den Nerven Zeit lassen

Es sind jetzt drei Jahre seit dem Hirnabszess vergangen und noch immer soll ich mir Zeit lassen. Das ist schwer in den Kopf zu bekommen, auch jetzt noch. Als Sportler war ich gewohnt, mit einem bestimmten Aufwand, in einer bestimmten Zeit, etwas zu erreichen. Das gilt jetzt nicht mehr.

Das ist jetzt ist so fern von allem. Als ob keine Regeln mehr Gültigkeit haben. Oft muss ich darüber lachen, denn anders wäre es nicht zu verkraften. Und das kann ich zum Glück, besonders wenn ich wieder besonders tollpatschig reagiere.

Hirnabszess

Der Batteriehase

Ich bin wie der Duracell-Batteriehase aus der Werbung. Nach so einer intensiven Einheit wie der Physiotherapie bleibe ich ähnlich dem Hasen einfach stehen. Dann geht gar nichts mehr. Meine Energie ist alle.

Batterie
Over and out

Es war ein herrlicher Tag und ich wollte nach der Therapie noch ins Café, um den Tag und die Wärme auszukosten. Davor wollte ich mich noch kurz Zuhause hinlegen. Diese Ruhepause dauerte allerdings bis zum nächsten Tag, denn ich war nicht fähig aufzustehen. Das Üben verbrauchte meine ganze Energie.

So ist mein Alltag noch immer bestimmt von meinem körperlichen Zustand. Deswegen passe ich auf, was ich mache. Denn meine Zeit ist täglich noch immer begrenzt. Trotzdem darf und soll nicht alle Zeit für Therapie draufgehen, denn ich habe auch wieder Leben zu lernen. Das ist aber nicht einfach, wenn der Körper so begrenzt ist.

Aber es macht Spaß und Freude an mir zu arbeiten und ich darf dabei nur nicht darüber auf das Leben vergessen.


Ein Ausflug zum Wasserfall in Peggau brachte mir viele Erinnerungen wieder. Meine Familie und ich lebten dort für 10 Jahre und meine Kinder wuchsen dort auf.

Da die letzten Wochen so sehr mit Therapien belegt waren, nutzte ich diese seltene Möglichkeit für einen Ausflug. Da ich nicht Mobil bin, war es eine willkommene Abwechslung.

Ich konzentrierte mich die letzte Zeit sehr auf die Kräftigung meiner Beine und das Gleichgewicht, daher war meine Gehfähigkeit eingeschränkt.

Der Märchenweg

Einer meiner Lieblingswege führt in Peggau zum Wasserfall. Los ging es für mich beim Kreisverkehr. Ich wollte auch ein wenig von Peggau sehen, in dem sich einiges in den Jahren veränderte.

Der Wanderweg zum Wasserfall war in Märchenweg umbenannt. Da meine Kondition nicht sehr gut ist, sollten diese fünf Kilometer reichen. Mehr traute ich mir nicht zu.

Wasserfall Peggau

Wald und Wiese

Ich genoss den Duft am Waldrand und es war eine Wohltat für die Seele. Alles war grün, ein großer Unterschied zu wenigen Wochen zuvor. Es regnete leicht, aber was war schon Regen gegen die fünf Monate, die ich im Krankenzimmer verbracht habe. Außerdem fühle ich mich nicht nur bei Sonne wohl, sondern auch bei Regen.

Der Wald hat eine wichtige Bedeutung für meine Rehabilitation. Nur dort kann ich meinem Nervensystem die Erholung geben, die es braucht und die Wahrnehmung ist weit besser als in der Stadt.

Im Wald

Bergauf, Bergab

Bis zum Wasserfall geht es bergauf, bergab dahin. Die Steigungen waren überraschend beschwerlich und nur mit Pausen möglich. Schritt für Schritt ging ich schnaufend nach oben. Teilweise war ich so langsam, dass ich mit dem Gleichgewicht Probleme bekam.

War war los? War ich schlecht drauf, ging es mir nicht gut, weil ich von den Therapien müde war?

So ließ ich es langsam angehen und genoss das Grün des Waldes und der Wiese.

Im Wald

Der Wasserfall und die Ionen

Es war ein tolles Erlebnis, nach vielen Jahren wieder einmal den Wasserfall zu sehen. Sie üben eine besondere Anziehung auf mich aus.  

Durch den Fall zerstäubt das Wasser und die Luft wird Ionisiert. Diese feinsten Partikel werden durch das Atmen aufgenommen und gelangen in die Lunge. Das hat eine gesunde Wirkung auf den Organismus. Im Labor künstlich hergestellte Ionisierung ist 200 mal größer als in Natur.

Es war sehr kühl, deswegen brauchte ich Anorak, Handschuhe und Haube. Der feine Sprühregen hatte so nicht viel Möglichkeiten, an meine Haut zu gelangen. Es wurde aber auch so ein großartiges Erlebnis.

Ich meditierte ein wenig, setzte mich an den Wasserfall und ließ mich vom Wasser verzaubern.

Wasserfall Peggau
Wasserfall Peggau

Schnecken am Weg

Am Rückweg befanden sich einige Schnecken am Weg. Sie symbolisieren meinen Weg, denn gerade bergauf bin ich langsam wie eine Schnecke. Als Krafttier hat sie eine besondere Botschaft für mich.

Eile mit Weile - haste nicht! Das ist kurz gesagt die wichtigste Botschaft für mich.

Die Schnecke trägt ein Haus am Rücken, wo sie sich zurückzieht und dich auffordert dies in regelmäßigen Abständen auch zu tun. Sehr passend auf meine jetzige Lebenssituation.

Krafttier Schnecke

Ein gelungener Tag

Ich war zwar konditionell nicht so auf der Höhe, aber es tat so gut, wieder einmal etwas neues zu sehen und zu erleben. Ich mache viel um weiter zu kommen, aber noch haben mich die Folgen des Hirnabszesses im Griff. Es wird noch länger dauern, bis ich zurück im Leben bin.


Eine Trauma Verarbeitung war mir bisher nicht möglich. Es hängt sehr viel daran, ist aber mit Stress verbunden, dem ich mich noch nicht aussetzen soll. Seit dem Krankenhaus schützt mich mein Gehirn davor, über belastendes nachdenken zu können. Ich kann rational darüber sprechen, aber ich kann keine Emotion dazu aufbauen.

Das zu akzeptieren ist nicht leicht, bin ich doch im Denken zu sehr behindert. Es gelingt mir nicht, vernetzt oder aufbauend zu Denken. Ich arbeite sehr intensiv in der Ergotherapie daran. Einfache Übungen helfen mir, wieder vernetzt denken zu lernen. Es kann gleich anstrengend sein, wie im Fitnessstudio zu trainieren. Mein Gehirnmuskel verwindet sich dabei. Danach bin ich fix und fertig.

Ein Trauma kann ein so intensives Ereignis sein, dass das Gefühl von Sicherheit, Vertrauen, Wert und Weltansicht beschädigt wird. Die Verarbeitung kann schwierig sein. Bei mir saß der Abszess am Thalamus, also wurde sowieso meine ganze Gefühlswelt und Bewegungskoordination beschädigt. Daher brauche ich Zeit, um alles zu verarbeiten und wieder auf gleich zu bringen.

Würfel

Heilung ist nur in einem positiven Umfeld möglich

Natürlich ist eine Aufarbeitung notwendig, aber alles zu seiner Zeit. Ich kann darüber rational reden, es ist aber unmöglich, es Emotional zu verstehen oder zu bearbeiten. Meine große Herausforderung ist es daher, mich aus allen Zuständen von Stress herauszuhalten und es trotzdem langsam aufzuarbeiten.

Deshalb ist die Freude so wichtig geworden. Denn alles wo Freude dabei ist, bereitet es mir keinen Stress. Sie ist mein Gradmesser, denn Heilung ist nur in einem positiven Umfeld möglich. Daher muss ich darauf schauen, dass ich mich möglichst oft in einem positiven Umfeld aufhalte.

Mein emotionalster Tag

Einer meiner emotionalsten Tage der letzten drei Jahre war der Tag im Krankenhaus, als ich abgeholt wurde. Denn die fünf Monate davor waren etwas, dass ich niemanden wünschen möchte. Ich erlebe es gedanklich, als wäre es gestern. Unter der Sonne erstmals wieder im Gras zu sitzen war unfassbar. Ich wusste nicht, ob ich wieder aufstehen konnte, aber ich war glücklich wie kaum zuvor. Ich werde nie den Moment vergessen, wie ich mit den Fingern durchs Gras streifte.

Ich hatte überlebt und war auf dem Weg nach Hause zu meinen Kindern. Fünf Monate lagen hinter mir, ich konnte aber nicht daran denken. Nur den Tränen lies ich freien Lauf. Irgenwie packte ich das alles nicht und verstand gar nichts. Und dann kam das Auto um die Ecke, dass mich abholen kam. Noch ahnte ich nicht, dass mir noch so viele Jahre bevorstehen sollten, die mich immer wieder an meine Grenze bringen sollten.

Eine Trauma Verarbeitung ist erst seit wenigen Monaten möglich. Sehr geholfen hat mir das Schreiben, um vieles zu verstehen versuchen.

Vor dem Krankenhaus

Soziale Zugewandheit

Ich muss aber aufpassen, nicht zuviel darüber nachzudenken. Es sind viele Dinge im Umfeld passiert, wo ich dazu keine Emotionen zulassen sollte. Sie bringen meine Zellen dazu, sich zu verschließen. Ein Wissenschaftler erklärt es damit, das der Mensch eine sogenannte soziale Zugewandheit benötigt.

WIKIPEDIA beschreibt Stress so: Das Auftreten von Stress bedarf jedenfalls einer sinnlichen Wahrnehmung des stress-auslösenden Reizes sowie einer nervlichen Weiterleitung eines solchen Reizes an eine reizverarbeitende Region des Körpers. Begleiterscheinung auf biochemischer Ebene ist dabei meist die Ausschüttung von Stresshormonen und anderen Sekreten aus Drüsen.

Eine Erkenntnis dafür ist auch:

"Nur wenn wir gesund sind und fühlen, fördern Nerven den erwünschten Kontakt, Kommunikation sozialer Zugewandheit und das soziale Engagement."

Stanley Rosenberg
Im Stress ist Trauma Verarbeitung nicht möglich

Stress kann nicht nur körperlich entstehen, sondern auch psychisch. Diesem können wir uns oft kaum entziehen. Daher muss ich ihn auf ein Minimum reduzieren und meine Gedanken in einem stabilen, positive emotionalem Umfeld zu halten versuchen. Rückzug ist oft die einzige Möglichkeit mich dem zu entziehen.

Die Kunst ist es, diesen Zustand zu erkennen, damit eine erfolgreiche Reizweiterleitung möglich ist. Im Fitnessstudio sind zum Beispiel genug lange Pausen sehr wichtig. Nur dann kann ein Reiz optimal weitergegeben werden. Arbeiten von Weltklasse Trainern im Sport haben mir da viel Input gegeben.

Allerdings bin ich Stress schnell ausgesetzt. Viele Lebenssituationen lassen mich in einen Zustand verfallen, der mir nicht gut.

Emotionen

Emotionale Sicherheit

Zu einem positiven Umfeld gehört auch Emotionale Sicherheit dazu. Nur wenn ich mich gut aufgehoben fühle, können sich meine Nerven entspannen und Heilung zulassen. Dieser Aspekt wird oft nicht beachtet. Kleinste Dinge lassen meine Nerven sich wie eine Muschel verschließen. Es kann Tage dauern, bis die Nerven sich wieder öffnen, sodas wieder ein heilbarer Raum entsteht.

Aus diesem Grund versuche ich alles Negative von mir fernzuhalten. Mein Gehirn ist durchlässig für alle Eindrücke, es kann nicht unterscheiden zwischen gut und schlecht. Es lässt alles ohne Filter durch. Diese Hochsensibilität kann Seegen und Alptraum zugleich sein. Man nimmt feinste Gefühlsregungen und Emotionen wahr, auch von anderen. Deshalb ist es so schwer, sich unter vielen Menschen aufzuhalten. Man kann die vielen Eindrücke nicht verkraften.

Es ist mit Bällen und einem grobmaschigen Netz vergleichbar. Alle Eindrücke fallen durch und belasten dadurch meinen Organismus. Damit weniger durchfallen, brauche ich ein engmaschigeres Netz. Das habe ich zum Lernen. Der einzige Schutz vor Überforderung ist derzeit ein komplettes Abschalten der Gefühle. Es gibt nur Ein oder Aus, aber keine Differenzierung ist möglich.

Trauma Verarbeitung

Möglichkeiten der Trauma Verarbeitung

Meine Rehabilitation ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich merke auch jetzt noch, nach und nach, die sich veränderten Folgen. Diese Ausnahmesituation dauerte lange, in der mein Organismus stark belastenden und seelischen Vorfällen ausgesetzt war. Eigentlich noch bis heute.

Ein Teil sind Vermeidungstaktiken, zum Beispiel in der Bewegung, die ich angenommen habe. Es dauert länger als gedacht, sie wieder abzulegen. Das geht nur, wenn ich wieder Vertrauen und Sicherheit gewinne.

Mein in mehr als 20 Jahren erworbenes Wissen um die Gesundheit ist noch da. Es fehlen aber viele Synapsen, auf dieses Wissen zuzugreifen. Es ist zwar ein Wissen um größere Zusammenhänge in mir, aber ohne es genau bestimmen zu können. Die Einzelheiten fehlen. Ich kann mich nicht ausdrücken.

Vernetztes Denken in mehrere Richtungen

Es ist noch ein weiter Weg zurück ins Leben. Ich darf nicht denken, sofort wieder die Kontrolle über mein Leben erlangen zu müssen. Ich darf mir Zeit zum Ausruhen und Erholung geben. Struktur in mein Leben zu bekommen ist wichtig.

Mein Gesund werden sehe ich als meinen Beruf. Meine Therapien und Übungen versuche ich genau einzuteilen.


Die richtige Ausrüstung für den Jakobsweg zu finden, ist gleichzeitig Therapie für mich. Genau zu wissen, was ich brauche, erfordert ein Denken, welches mir eigentlich noch fehlt. Es muss alles bedacht sein, denn immerhin muss ich alles selber tragen.

Eines war für mich gleich klar. Das Gewicht spielt eine große Rolle, für mich noch mehr. Früher habe ich auch schon großen Wert auf das Gewicht gelegt, nach dem Hirnabszess bekam es aber eine noch größere Bedeutung, jeder Kilo wiegt für mich dreifach.

Ausrüstung

Die Ausrüstung

Verschiedene Teile der Ausrüstung sind mir vorgegeben, denn ich habe sie noch aus meiner Zeit vom Trailrunning. Damals legte ich besonderen Wert auf das Gewicht, denn umso leichter, umso weniger zu tragen.

Die Packliste dient mir als Leitfaden für minimalistisches Wandern. Es kann natürlich das eine oder andere ergänzt oder weggelassen werden.

Das Gewicht

Ich muss bei jedem Stück das Gewicht beachten. Ich habe jetzt die Erfahrung von zwei Reisen, was sich gut bewährt hat und was nicht gepasst hat.

Die neurologischen Folgen des Hirnabszesses lassen mich das Gewicht eines Rucksacks viermal so schwer fühlen. Ein 5 kg Rucksack ist für mich so schwer wie einer mit 20 Kilogramm. Jedes Gramm ist daher bedeutend, was ich weniger zum Tragen habe.

Rucksack

Der wichtigste Teil, der Rucksack

Auf meinen bisherigen zwei Reisen am Camino Frances verwendete ich zwei verschiedene Rucksäcke. Beim Ersten mal verwendete ich einen neun Jahre alten Leichtrucksack. Es war einer der ersten auf dem Markt und ich kaufte ihn vor einer Bike und Hike Tour der Radzwillinge, vom Death Valley auf den Mt.Whitney.

Er wog 500 Gramm, hatte allerdings eine minimierte Rückenpolsterung und Gurte und fasste etwa 35 Liter. Ideal für den Jakobsweg, auf Dauer aber für meine Schwache Muskulatur nicht so gut.

Daher wechselte ich am zweiten Teil, der über die Berge führte, auf einen Lauf-Rucksack um. Er war mit 880 Gramm etwas schwerer, hatte aber wesentlich bessere Tragegurte, Polsterung und Verstaumöglichkeiten. Allerdings auch ein Fassungsvermögen von 40+ Litern, was an für sich zuviel ist.

Rucksack

Nach meiner Rückkehr suchte ich nach einer leichteren und kleineren Alternative. Bei einem Angebot konnte ich nicht widerstehen. Es ist die kleinere Variante des Peak 40, nämlich der Peak 30. Er wiegt nur 545 Gramm und mit der gleichen Ausstattung wie die größere Variante.

Da ich sowieso minimalistisch unterwegs bin, reichten 30 Liter Fassungsvermögen. Er hat das gleiche Gewicht wie mein 9 Jahre alter Rucksack, allerdings eine modernere Ausstattung.

Die Hosen

Minimalistisch, leicht, klein verstaubar und schnell trocknend sind die Grundvoraussetzungen. Eine Wander-Hose ohne Gürtel bevorzuge ich, dazu für den Abend eine leichte lange Lauf-Hose. Die nehme ich im Falle eines Kälteeinbruchs auch für unter der Wander-Hose.

Für sehr warme Tage verwende ich eine kurze Lauf-Short mit Inlet und Seitentaschen. Ergänzt wird es noch um zwei schnell trocknende Sport-Unterhosen und einer Regenhose. Alles bei einem Gesamtgewicht von 760 Gramm.

Jacken und Leibchen

Hier versuche ich viel Gewicht einzusparen, aber trotzdem gegen Regen geschützt zu sein.

Eine leichte Goretex Jacke mit 250 Gramm, soll gegen den Regen schützen. Eine Alternative wäre ein Regenschirm. Dazu eine leichte Fleecejacke mit 350 Gramm, im Fall von Kälte muss ich eben alles, was ich habe anziehen.

Zwei Leibchen reichen, denn das Verschwitzte wird täglich gewaschen. Ich hatte beim Ersten mal drei Leibchen dabei, aber es stellte sich heraus, dass zwei vollauf genügen. Dazu noch ein langes Unterleibchen, für kühlere Tage zur Sicherheit.

Sollte was kaputtgehen oder es doch kälter als gedacht sein, so gibt es in jeder größeren Stadt die Möglichkeit etwas zu kaufen.

Leibchen und Hosen
Leibchen und Hosen

Schuhe und Socken

Die perfekten Schuhe sollte man nicht ändern. Mich haben bisher immer Speedcross begleitet. Trotzdem habe ich mich entschlossen, dieses Mal etwas anderes zu nehmen. Ich habe mich für Hoka entschieden. Sehr leicht und mit einer hervorragenden Dämpfung. Damit sollte ich gut klarkommen.

Eigentlich wollte ich gerne Barfuß-Schuhe verwenden, aber meine Gelenke und Sehnen sind noch nicht so belastbar und die Gewöhnung daran dauert bei mir zu lange.

Für die Herbergen und als Reserve nahm ich normale Crocks mit.

Als Socken nehme ich Wright Socks, mit ihnen habe ich das letzte Mal hervorragende Erfahrung gemacht. Zwei Paar würden reichen, ich nehme aber ein drittes Paar als Reserve mit.

Socken und Schuhe wiegen zusammen 1.060 Gramm.

Schlafsack und sonstige Ausrüstung

Stirnlampe

Mein altbewährter Schlafsack von Northland wird mich wieder begleiten. Aus Daune und nur 420 Gramm schwer, ist er auch für kühle Temperaturen geeignet. Dazu kommen Taschenmesser, Stirnlampe, Packbeutel und Regenhülle.

Macht zusammen 627 Gramm.

Kulturbeutel

Kulturtasche

Zahnbürste, Zahnpasta und Seife. Ein Reisehandtuch, Kamm und besonders wichtig, Blasenpflaster. Einweg-Kontaktlinsen trage ich an besonders sonnigen Tagen, kombiniert mit einer guten Sonnenbrille. Ich bin sehr lichtempfindlich seit dem Hirnabszess und möchte nicht darauf verzichten. Dazu kommen eine Soft-Flask Trinkflasche und Sonnencreme.

Mit weiteren Kleinteilen wie Duschgel und Rasierer komme ich auf ca. 500 Gramm.

Elektrisches Zeug und Dokumente

Ein Handy ist Pflicht, allerdings mit limitierten Einschaltzeiten. Die Kompaktkamera Lumix DC-TZ91 nimmt einigermaßen gute Bilder auf. Dazu ein USB-Charger mit 2 bis 4 Anschlüssen und diverse Ladekabel.

Elektronisches Equipment

Da ich das nächste Mal mehr Schreiben möchte, überlege ich ein 6" Handy oder ein Tablet mit Tastatur mitzunehmen. Ein kleines MacBook Air 11" oder ein Microsoft Surface wäre die Alternative. Zwar besser zum Schreiben, aber auch ein höheres Gewicht von 700 Gramm bis 1 kg.

Schreiben

Wichtig ist der Pilgerausweis, ein Reiseführer und Reisepass und EC Karte.

Den Abschluss macht ein kleiner Stein, den ich in Finesterre oder Muxia ablegen werde.

Das Gesamtgewicht

Alles zusammen wiegt nicht ganz 6 Kilogramm.

Davon bleibt rund 4,5 Kilogramm im Rucksack zum Tragen über, den Rest trage ich am Körper. Dazu kommen noch Wasser und Verpflegung. 

Diese Ausrüstung beinhaltet alles, was ich zum Leben brauche. Ich könnte damit noch die nächsten Jahre unterwegs sein.


Ein Pilgertag als Therapie!

Mein Leben bestand bisher nur aus Therapie. Drei Jahre sind aber genug und diese Zeit habe ich mir auch gegeben. Man sagt, dass die ersten zwei Jahre in der Neurologie besonders wichtig sind.

Eine neue Aufgabe besteht darin, zwischen Leben und Therapie zu unterscheiden. Der Weg zur Jakobus Kirche in Thal war ideal dazu.

Pilgern als Therapie

Auch Leben habe ich wieder zu lernen

Das ist nicht einfach, wenn die letzten drei Jahre nur aus Therapie bestanden. Für mich war auch jede Tätigkeit im normalen Leben eine Therapie.

Es ist eigentlich nur die Sichtweise darauf. Ich kann spazieren gehen und es als Therapie sehen oder es einfach für mich tun, ohne mit dem Ziel, etwas zu verbessern oder es als Therapie zu sehen.

Immer wieder gehe ich jetzt spazieren, ohne etwas zu wollen. Das ist nur eine kleine Gedankenänderung, die aber sehr viel ausmacht.

Pilgern nach Thal

Im Pilgermodus

Im Pilgern erwarte ich mir nichts, trotzdem kann Pilgern Therapie sein. Am Jakobsweg voriges Jahr habe ich beides erlebt. Der ganze Weg war eine Therapie und hat meine Defizite verbessert.

Gleichzeitig konnte ich auch erstmals seit drei Jahren Leben. Der Camino hat mir so viel gegeben, wie nichts anderes bisher. Klar, ich war oft am Limit, aber ich konnte einen wichtigen Schritt auf dem Weg zurück ins Leben machen.

Ich mache jetzt schon seit einiger Zeit wieder Physio- und Ergotherapie. Ich brauchte dringend einen Ausgleich dazu. Was lag näher, als die Jakobus Kirche in Thal zu besuchen! Ich versuchte den Weg im Pilgermodus zu beschreiten.

Pilgern als Therapie

Die Jakobus Kirche in Thal

Die Jakobus Kirche in Thal ist von Prof. Ernst Fuchs in besonderer Weise gestaltet. Das Auf und Ab des Lebens, wie des Pilgerweges, symbolisiert er durch unebenen Boden, der für mich besonders schwer zu begehen ist.

Boden der Jakobus Kirche in Thal, wie Therapie

Die Kirche ist der Beginn des Weststeirischen Pilgerweges von Thal nach Lavamünd in Kärnten. Am liebsten wäre ich gleich weiter gegangen, aber die Therapie hat Vorrang.

Dafür gelang es mir, in den Pilgermodus zu kommen. Es war seit langem ein besonders unbeschwerter Tag, den ich voll und ganz genießen konnte. Manchmal war es zwar auch Therapie, aber ich konnte beim Gehen immer wieder schnell umschalten.

Jakobus Kirche

Ich möchte wieder länger Pilgern

Der Tag motivierte mich, wieder Pilgern zu gehen. Da es mir im letzten Jahr so gutgetan hatte, werde ich nach dem Ende der Therapie wieder Pilgern gehen. Welchen Weg weiß ich noch nicht, das werde ich kurz vorher entscheiden.

Da ich im Moment nicht sehr gut drauf bin, werde ich den Weg sehr langsam gehen. Das macht aber nichts, denn schnell kann ich sowieso nicht. Ein weiterer Grund ist mein Buch, dass ich fertig schreiben möchte. Daher kann ich mir Zeit lassen.

Pilgerpass

Pilgern als Therapie

Ich bin jetzt schon längere Zeit nicht mehr weiter unterwegs gewesen. Daher bin ich auch Ausdauer mäßig nicht sehr gut drauf. Es wird ähnlich wie im letzten Jahr sein. Nur weiß ich diesmal, dass ich viel mehr schaffe, als ich oft glaube. Natürlich bin ich im Denken noch nicht viel besser drauf, wie im Vorjahr. Aber ich weiß jetzt besser damit umzugehen.

So hat mir die Kirche in Thal sehr viel gegeben und mich für neue Aufgaben motiviert.


Ja, mein dritter Geburtstag ist heute. Vor drei Jahren, am 27.3.2016, hat mein neues Leben begonnen. An diesem Tag wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert und dieser Tag sollte alles verändern, wie nie zuvor. Heute ist Jahrestag!

Die Auswirkungen des Hirnabszesses sind so gravierend, dass sie bis heute andauern. Mein Leben hat sich so sehr verändert, kein Stein blieb auf dem anderen. Ich MUSSTE ein neues Leben beginnen, wollte ich überleben.

Im Krankenhaus

Was macht ein neues Leben aus?

Das mit dem "...kein Stein blieb auf dem anderen!" ist im wörtlichen Sinn gemeint. Mein jetziges Leben hat nichts mehr gemein mit dem von früher.

Durfte es auch nicht, denn meine damalige Denkweise hatte den Hirnabszess gebracht. Also habe ich zu lernen, mein Denken wieder in bessere und in gesündere Bahnen zu bringen. Bessere Bahnen heißt unter anderem, ich muss wieder mehr auf mein Herz hören.

Die Auswirkungen des Abszesses machten Denken und Entscheidungen fällen unmöglich. Ich war gezwungen auf mein Herz zu hören, musste ihm wieder vertrauen lernen und danach handeln. Dinge, die mir vorher unmöglich schienen, nahmen plötzlich Platz in meinem Leben ein und wurden wichtig. Es dauerte aber, bis ich so weit war.

mein neues leben

Habe ich mich dadurch verändert?

Ja und Nein! Was mich jetzt zu vorher unterscheidet ist, dass ich mir selbst wieder zu Vertrauen lernte und auf mein Herz höre. Das genaue Gegenteil zu früher, denn damals hat der Kopf mit dem Denken die Macht übernommen. Kopfgesteuert wurden Gefühle immer mehr ausgeblendet.

Gerade für mich als Herzensmensch eine verzwickte Lage. Ich wollte die Dinge nur mehr mit dem Kopf lösen und das brachte mich in eine Lage, wo der Körper nicht mehr weiter wusste. Erst der Hirnabszess brachte mich wieder zurück zum Herzen.

Hirnabszess

Wie schauts aus?

Gesundheitlich besteht mein Leben noch aus Therapie. Nach wie vor bin ich beeinträchtigt mit dem Denken. Vernetztes und weiterführendes Denken kann ich noch kaum und es hält mich von vielem ab. Ich mache zwar dazu meine Übungen und trainiere auch mein Gehirn, aber der Erfolg ist überschaubar.

Aus diesem Grund konzentriere ich mich auch mehr auf die Bewegung. Da erhoffe ich mir die meisten Fortschritte, denn auch das Gehirn braucht Bewegung. Die besten Fortschritte brachte mir dazu der Jakobsweg im vorigen Jahr.

Klettern als Therapie
Klettern als Therapie

Wenn man nachdenken möchte, aber nicht kann, dann endet es oft mit Depressionen. Ich kann es nicht, daher wurde der Drang mich zu bewegen sehr stark. Depressionen und Bewegung passen nicht zusammen. Bin ich in Bewegung, kann ich nicht schlecht gelaunt sein und auf falsche Gedanken kommen. Es war daher nur logisch mich zu Bewegen.

Allerdings benötigt jede Bewegung Denken, sodass kaum mehr Energie für weiteres Denken übrig bleibt. Ein beschädigtes Kurzzeitgedächtnis vereinfacht die Sache nicht. Das Denken bleibt somit ein zentrales Thema. Aus diesem Grund wollte ich auch im Kopf leer werden, was mir am Jakobsweg gelang.

Am Jakobsweg

Hier hatte ich nichts anderes zu tun, als zu Gehen. Ich war im absoluten JETZT. Es gab keine Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft, die mir viel Energie kosten.

Zum Ersten mal konnte ich mich wirklich voll und ganz auf mich konzentrieren. Der Körper dankte es mir damit, dass ich lernte, mit meinen Handicaps besser umzugehen. Es war so viel Positives am Weg, ich war glücklich. Obwohl ich mich oft schwertat, vorwärtszukommen. Es hatte keine Bedeutung. Ich war glücklich, einfach nur zu Sein.

Am Jakobsweg

Veränderung

Es brachte mir noch eine weitere große Veränderung. Nach 19 Jahren trennten sich meine Lebensgefährtin und ich. Ich kann es akzeptieren, aber mein Gehirn schafft es nicht, darüber nachzudenken. Dazu fehlt mir das vernetzte Denken. Ich falle immer in eine Schleife, aus der es kein rauskommen gibt. Dadurch vermeide ich es.

Daher denke ich nicht daran und konzentriere mich ganz aufs Gesund werden. Das erfordert meine ganze Kraft, denn noch immer muss ich mir den Tag genau einteilen, was ich mache. Unnötige Gedanken, die ich ja doch nicht weiterdenken kann, haben da nichts verloren.

Mein neues Leben - gehen lernen

Um eine Normalität einkehren zu lassen, soll ich nicht mehr jede Bewegung, jedes Tun als Therapie sehen. Es hat mit Automatismus zu tun, an dem ich speziell seit letztem Jahr arbeite. Schaffe ich es, mehr Automatismus in meine Bewegung zu bekommen, werde ich nicht dauernd an die Bewegung erinnert. Dann kann Normalität einkehren.

Ich stoße noch immer sehr schnell ans Limit, dann ist es vorbei mit Normalität. Mein Leben neu zu organisieren bringt mich immer wieder an die Grenze. Manchmal ist alles so viel, dass ich nicht mehr möchte. Dann lege ich mich hin und lasse alles sein, egal was ansteht.

In solchen Momenten ist es wichtig auf mein Herz zu hören. Es sagt mir immer, wann es richtig ist mich zurückzuziehen. Höre ich nicht darauf, dann bekomme ich es zu spüren, indem es mir körperlich nicht gut geht.

neues Leben ohne Wolken

Es geht immer weiter!

Eines habe ich seit dem Hirnabszess erfahren. Es geht immer weiter und ich habe es selbst in der Hand zu entscheiden, ob es mir gut geht oder ob ich schlecht drauf bin.

Denn in jeder, auch negativen, Erfahrung steckt etwas Gutes. Ich muss nur bereit sein hinzuschauen und das Gute erkennen.


Neben dem körperlichem praktiziere ich auch Geistiges Heilen auf dem Weg zur Gesundheit. Diese über einen längeren Zeitraum eingenommenen negativen Emotionen lassen einen krank werden.

Ärger bringt Magengeschwüre. Das kennt jeder. An Magenkrebs verstorbene haben sich im Leben sicher viel geärgert. Ein Beispiel für krankmachende Emotionen.

Emotionen

Emotionen

Es gibt positive und negative Emotionen. Eine wichtige Einstellung ist: Ich muss gesund werden wollen!

Und gesund werden kann man nur mit positiven Emotionen. Harmonie zwischen Körper und Psyche soll wieder hergestellt werden. Eine negative emotionale Einstellung ist selbstzerstörerisch und bringt Unharmonie in den Körper.

Der Beginn zeigt sich Anfangs nur energetisch, was die Schulmedizin nicht feststellen kann. Das kann dann zu einer Krankheit führen. Als Energetiker habe ich mich damit vor 20 Jahren befasst und bin dann trotzdem selbst reingekippt. Das Ziel ist es, eine Emotion in eine Medizin umzuwandeln.

Der Tod

Der Tod ist ein wichtiger Verbündeter auf dem Weg zu Gesundung. Nach dem Hirnabszess hat er für mich den Schrecken verloren. Ich konnte ihm über die Schulter schauen.

Man benimmt sich plötzlich anders und verschwendet sein Leben nicht mehr oder lebt gar ins Leere. Man wird nichts machen, wofür man sich nachher schämen müsste.

Tod und Lüge sind nicht vereinbar!

Jeden Tag soll man so leben, als könnte man morgen sterben. Der Hirnabszess hat es mir gezeigt.

Die letzten drei Jahre bestanden praktisch nur aus Therapie. Jeden Tag konnte ich dazulernen. Ich versuche so zu leben, dass ich am nächsten Tag sterben könnte.

Natürlich gibt es schöneres als Therapie. Trotzdem gehört sie dazu. Ich werde zum Jakobsweg auch heuer wieder aufbrechen. Gehen als Therapie, denn worauf soll ich denn warten. Auf ein Ende der Therapien. Das kann noch dauern und unter Umständen sogar bis zum Tod. Warten bringt nichts. JETZT ist der beste Zeitpunkt.

Der Tod

Gesundheit und Krankheit

Ich merkte es noch nie so stark wie in den letzten Jahren. Der Wald und die Natur wurden meine Ladestation. Der Rhythmus des Waldes ist ein Abbild der Gesundheit. Deshalb fühlt man sich in der Natur so wohl. Hoch sensible können ein Lied davon singen.

Ist man krank, bedeutet das ein Abweichen vom Richtigen. Man wird unter Beton nie so ein Gefühl bekommen, wie im Wald. In der Stadt, an einer befahrenen Strasse, fühlt man sich krank. Viele haben verlernt, zu spüren, was ihnen gut tut.

Der Hauptgrund für eine  Krankheit liegt immer in einem selbst. Eine negative emotionale Einstellung ist der Grund einer jeden und ist zerstörerisch. Man beginnt sich selbst zu zerstören. Im Idealfall ist das ein Schnupfen, bei mir wurde es ein Hirnabszess. Es bedurfte etwas größerem, um daraus zu lernen. Ein Schnupfen hätte mir nicht geholfen, mein Bewusstsein zu erweitern.

Die Hauptaufgabe im Leben ist die Lenkung der Emotionen und ihre heilsamen Kräfte zu finden. Freude zu verspüren sollte der Grundton sein. Keine Freude mehr zu haben, ist der Beginn von Krankheit.

Hast du einen Beruf, der dir keine Freude bereitet? Frage dich selbst, ob du gesund bist! Natürlich hat es nicht immer mit dem Beruf zu tun. Es gibt viele Themen, eine wichtiges können Beziehungen sein.

Emotionen in der Beziehung

Der Hirnabszess

Der Abszess war innerlich im Gehirn. Es tritt eigentlich sehr selten auf und kann verschiedene Auswirkungen in der Stärke haben.

Meines saß am Thalamus, an der Steuerzentrale des Körpers. Damit sind mir vielfältige Lernprozesse möglich. Ein Abszess bedeutet einen abgekapselten Konfliktstoff und beinhaltet ein Aggressionsproblem.

Es ist eine Eiteransammlung, die das umliegende Gewebe, in meinem Fall das Gehirn, unter Druck setzt. Der Druck war an dieser Stelle besonders fatal, denn er stört verschiedene Aufgaben, welche das Gehirn steuert. In meinem Fall war der Thalamus betroffen, der für die gesamte Steuerung des Körpers zuständig ist, Bewegung wie Emotionen.

Ein Konflikt in mir bildete einen Durchbruchsversuch von innerer Energie nach außen. Ich konnte ihn seelisch nicht äußern, ihn mitteilen oder mich nicht ausdrücken. Es staute sich innerlich an, bis er explodierte.

Der Abszess war ein kalter, kein heißer. Es war abgekapselte Wut, bei der Resignation und Enttäuschung mitschwingen. Ich konnte keine Entladungs- oder Lösungsmöglichkeit finden.

Hirnabszess, durch Emotionen hervorgerufen

Die geistige Bearbeitung

Gedankliche Durchbrüche stehen an. Ich muss auf meine Emotionen draufkommen, möchte ich etwas verändern, sonst ist Heilung nicht möglich. Es verschiebt sich nur auf eine andere Ebene. Meine Krankheit war eine so schwere, auf was sollte es sich jetzt noch verschieben?

Beim Tod habe ich bereits angeklopft, also was wäre dann die nächste Ebene?

Eiter ist immer Konflikte in Gestalt von faulen Kompromissen. Ich habe mutige Konfliktbewältigung und offensive Entscheidungen zu lernen. Ich soll bisherige Grenzen in Frage stellen und womöglich überschreiten. Was hinaus möchte, muss auch hinaus.

Besser explodieren als implodieren!

Was kann ich also tun?

Zunächst muss ich mich diesen Konflikten stellen, was ich zum Teil schon getan habe. Aber da kommen die Emotionen mit ins Spiel. Negative Emotionen haben mir den Hirnabszess gebracht. Positive Emotionen können mir wieder Heilung bringen.

Diese heißt es jetzt finden. Da gibt es allerdings noch eine große Herausforderung. Mein Gedächtnis funktioniert nur bedingt. Ich kann mich nicht darauf verlassen. Mein Kurzzeitgedächtnis ist beschädigt und Vernetztes oder Verschränktes Denken nur sehr schwer, bis gar nicht möglich.

Ich kann nichts Denkender Weise lösen. Es ist wichtig auf mein Herz zu hören und danach zu handeln. Als Herzmensch habe ich nach Herzensentscheidungen zu handeln. Dem vertraute ich aber nicht mehr und wollte alles mit dem Kopf lösen.

Das war der Anfang vom Hirnabszess. Vom Herz abgeschnitten, hörte ich nur mehr auf meinen Kopf. Aber das ist kein guter Ratgeber für einen Herzensmenschen.

Herzensmensch

Vertrauen finden und zulassen

Mein Denken wurde durch den Abszess abgeschalten. Es gab von einem Tag auf den anderen keine Vergangenheit und Zukunft mehr. Ich war auf Herzensentscheidungen zurückgeworfen, denen ich erst nach und nach wieder vertrauen lernte. Es dauerte Monate das zu begreifen. Ich hatte zu lernen, mir wieder selbst zu Vertrauen und auf mein Herz zu hören.

Deswegen wurde Vertrauen in den letzten Jahren so wichtig für mich. Alles was mein Vertrauen missbrauchte, hatte keinen Bestand und verschwand aus meinem Leben. Positive Emotionen bekamen plötzlich wieder ihren Platz und Entscheidungen konnte ich nur mit meinem Herzen fällen.

Was aber nicht einfach ist, denn die Jahre davor war ich nur mehr im Kopf daheim. Immer wieder versuche ich den Kopf zu fragen, was denn richtig oder falsch sei, wie ich mich entscheiden sollte. Ich hatte zu lernen, nur auf mein Herz oder mein Gefühl zu hören und das stellte sich meist als richtig heraus.

Viele Entscheidungen von früher sehe ich jetzt anders und hätte ich nach heutigem Wissen auch anders entschieden. Es waren viele Fehler darunter, aber nachher ist man immer gescheiter.

Vertrauen, eine Emotion

Was sind positive Emotionen?

Es heißt jetzt positive Emotionen zu leben. Wichtig ist es, die gesundheitlichen Auswirkungen des Hirnabszesses anzunehmen, dass es so ist, wie es ist. Ich sehe es nicht als negativ, denn es hat mir eine enorme Bewusstseinserweiterung gebracht.

Als Beispiele seien folgende Emotionen angeführt:

  • Freude
  • Dankbarkeit zeigen
  • Gelassenheit an den Tag legen
  • Stolz (auf mich sein)
  • Fröhlichkeit
  • Heiterkeit (daran arbeite ich noch)
  • Liebe (mich selbst liebe ich immer mehr)
  • Geborgenheit
  • Verständnisvoll (heißt nicht, mit allem einverstanden zu sein)

Der Gegensatz sind negative Emotionen

  • Hass
  • Wut
  • Eifersucht
  • Angst
  • Ärger (wie lange ärgere ich mich?)
  • Zweifel
  • Unverzeilichkeit
  • Trauer (wie lange?)
  • Einsamkeit
  • Frustration
  • Enttäuschung
  • Kummer

Das waren alles Emotionen, in denen ich zu lange ausgeharrt habe. Der Hirnabszess war nur eine logische Konsequenz daraus. Ich darf sie natürlich nicht aus meinem Leben verbannen. Die Frage ist nur, wie lange ich mich darin aufhalte?

Wie gehts weiter?

Dazu gibt es seit drei Jahren eine Antwort:

Step by Step!

Ich musste ein neues Leben beginnen. In kleinen Schritten, einem nach dem anderen, habe ich jetzt zu lernen, diese positiven Emotionen zuzulassen und wieder zu Leben.


Mein Zustand, inkl. dem Gesund werden, kann noch immer nicht als "normal" bezeichnet werden. Nach drei Jahren würde man meinen, dass endlich ein normales Leben nach dem Hirnabszess möglich ist.

Aber was ist wirklich möglich? Kann ich schon normal Leben?

Hirnabszess

Der Vergleich mit früher bringt nichts!

Ich bin natürlich versucht, mich mit meinem früheren ICH zu vergleichen. Nur war früher eben so viel mehr möglich, dass ich jetzt an einer solchen Messlatte zerbrechen würde.

Zu akzeptieren, dass vieles nicht (mehr) möglich ist, war am Anfang das Schwierigste. Mittlerweile akzeptiere ich, dass es derzeit so ist. Nicht akzeptieren kann ich, dass es so bleiben soll.

Aber was ist noch möglich? Diese Frage ist mein Antrieb seit langem.

Vom Leistungsmenschen zurück zum Mensch

In meinem ersten Leben war ich viel. Der Leistungssport war in erster Linie der Versuch, mich besser kennen zulernen. Dieses Leben an der Grenze brachte mich in vielem weiter. 

Gleich wie ich mich geistig weiterentwickelte, entwickelte ich mich auch körperlich weiter. Wahrnehmung, Kraft, Übersicht, Reaktion und noch vieles mehr, wurde im Sport immer besser ausgebildet. Besonders die Reaktion war auf einem hohen Niveau.

Umstände, die mir später im Beruf des Videojournalisten sehr geholfen haben. Eine bessere Schulung als im Sport konnte ich mir dafür nicht vorstellen.

Ich lernte über den Sport Leistung zu bringen. Wichtig war mir aber immer die entsprechende Ethik in allem was ich tat. Das ist mir auch jetzt noch ein hoher Wert.

Altstadtkriterium Graz 1992

Wie sehe ich den Sport von früher

Begonnen habe ich mit dem Radrennsport auf der Straße. Es wurde mir bald klar, nicht der Sieg war mir allein wichtig. Durch Niederlagen konnte ich mehr über mich lernen. Dieses Lernen stand bald im Vordergrund.

Besonders am Anfang wollte ich einfach nur dranbleiben. Nicht abreißen lassen, auch wenn es schwer wurde. Es war die Zeit des Dopings, aber darüber machte ich mir keine Gedanken. Mein Ziel war in erster Linie die Selbsterfahrung und nicht der Sieg. Was hätte es mir gebracht, wenn ich diese Erfahrungen mit unerlaubten Mitteln errungen hätte?

Altstadtkriterium Graz 1992
Altstadtkriterium Graz 1992

Dieses damals gelernte "dranbleiben", hilft mir jetzt enorm in meiner Rehabilitation nach dem Hirnabszess. So wie ich als Radrennfahrer täglich trainierte, so absolviere ich jetzt mein tägliches Training zur Rehabilitation.

Wenn es mir einmal nicht so gut geht, dann hilft mir der Gedanke des dran bleibens. Denn würde ich mich hängenlassen, dann bräuchte ich wieder dreimal so lange, wieder dort zu sein, wo ich schon war.

Dranbleiben nach dem Hirnabszess

Dieses "dranbleiben" ist seit drei Jahren mein ständiger Begleiter. Mir wurde trotz verminderten Denkens bald klar, dass es einer entsprechenden Einstellung bedarf, um wieder Gehen zu lernen und ins Leben zurück zu kommen.

Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die mich oft am meisten fordern. Dinge, die ich zuvor als selbstverständlich sah. Wenn ich etwas noch nicht kann, dann bleibe ich dran, es wieder zu können. Ich bin nicht wirklich ungeduldig, aber gesunde Ungeduld treibt mich an, es wieder zu können. Ich muss nur aufpassen, mein ehemaliges Können nicht als Maßstab zu nehmen.

Es heißt in jedem Bezug nach dem Hirnabszess "dranbleiben".

Was kann ich wieder und was möchte ich?

An erster Stelle steht bei mir das Gehen. Ich kann mich wieder fortbewegen. Allerdings mit Einschränkungen, denn zum richtigen Gehen fehlt noch der Automatismus. Ich muss zuviel denken, damit ich gehen kann. Das kostet Energie, die mir am Ende des Tages fehlt.

Es war mir schon immer klar, aber erst jetzt kann ich es bewerten, wie viel Kraft das Denken kostet. Automatisch Gehen und Bewegen zu lernen, ist mein dringlichstes Anliegen. Dadurch wäre viel Energie einzusparen, welche ich für das Denken sonst brauchen würde.

Das was ich bisher erreicht habe, ist mehr als man erwarten durfte. Es ist für Außenstehende leichter erkennbar, als für mich. Denn ich bewege mich, trotz der Fortschritte, noch immer am Limit. Und Limit bleibt Limit, auch wenn sich einiges verbessert hat.

Im Therapiezentrum

Wieder Leben lernen

Mein Leben besteht seit drei Jahren aus Therapie. Aus gezielter Therapie und dem Alltag als Therapie. Jede Bewegung im Alltag habe ich bisher als Therapie gesehen. Egal ob aus dem Bett steigen, waschen, die Stufen hinunter oder hinauf steigen und anderes mehr.

Alles was zusätzlich neben dem normalen Alltag kommt, nehme ich als Belastung wahr. Ich kann es nicht einfach zusätzlich erledigen. Anderes ist mir damit nicht mehr möglich zu tun. Ich sage dazu immer, "Der Tag ist länger, als meine Energie reicht!" oder "Es bleibt noch viel Tag über, wenn meine Energie verbraucht ist".

Es ist nicht leicht, aber ich soll wieder lernen zu Leben. Es hat sich in mir eingebrannt, dass alles Therapie ist. Ab sofort soll es Zeiten für Therapie und Zeiten für das Leben geben. Das wird am Anfang nicht einfach sein, aber wie schon alles andere auch, Step by Step.

Gleichgewicht, Motorik und Koordination

Im Park von Judendorf hat die Gemeinde einen neuen Geschicklichkeitsparcour gebaut. Wenn es passt, übe ich dort gerne. Die Balance wiederfinden, dass ist mein Ziel. Nicht nur im Körper, sondern auch im Leben.

Ich stehe auf der Stufe eines Kindes und lerne langsam dazu. Möchte ich zu viel, stoppt mich Schwindel und Unsicherheit.

Wie lange braucht ein Kind bis zum Gehen? Wann hat es seine Balance ausgebildet und kann herumspringen?

Ich bin im Verhältnis erst drei Jahre alt. Das darf ich nie vergessen, wenn ich wieder einmal ungeduldig bin und mehr möchte, als ich drauf habe.

Gleichgewicht, Motorikpark
Training für das Hirnabszess

Ein Zahl pro Jahr

Ich bewerte mich gerne mit dem Himmel und Hölle Spiel. Immer wenn ich es wo sehe, erinnert es mich daran. Der Schritt auf die Vier steht bevor, aber es ist noch nicht soweit. Die Drei hält mich fest gefangen.

Ich startete im Rollstuhl und habe jetzt im Schnitt eine Zahl pro Jahr erklommen. Bis ich bei Zehn ankomme, habe ich also noch sieben Jahre Zeit. Ich fühle mich wie in einer Zeitmaschine, allerdings einer zur Verlangsamung.

Himmel - HÖLLE
Wo stehe ich nach dem Hirnabszess?

Zug fahren

Es sind so viele Dinge, an die ich mich erst wieder gewöhnen muss. Zug fahren zum Beispiel. Wobei das Fahren das geringste Problem ist. Besonders Bahnhöfe und Bahnsteige sind noch immer eine Herausforderung.

Ich kann Entfernungen noch immer schwer abschätzen und die Stufen bei Auf- oder Abgängen stellen eine Herausforderung dar. Auch nach drei Jahren habe ich das nicht im Griff. Der Organismus ist gefordert, mit überhöhtem Puls und Tunnelblick, besonders wenn mehr Menschen unterwegs sind.

Da es sich bei mir um großteils unsichtbare Handicaps handelt, tue ich mich schwer im Umgang mit anderen Menschen, besonders in der Mitteilung. Ich brauche alle Energie für die Bewegung und Wahrnehmung.

Bahnhof

Training, Training und Training

Mein Bestreben ist es, alles dafür zu geben, wieder einigermaßen Leben zu können. Ich investiere viel Zeit dafür, was ich gerne mache. Denn nur so habe ich die Chance, wieder ein normales Leben zu führen.

Meine Beschwerden sind ähnlich der Multiplen Sklerose (MS). Nur glaube ich daran, dass es in eine andere Richtung geht und besser wird. Trainiere ich allerdings einen Tag nicht, stagniert es. Trainiere ich eine Woche nicht, sind es zwei Wochen harter Arbeit, um wieder dorthin zu gelangen, wo ich vorher war.

Es ist ein täglicher Kampf auf Messers Schneide. Training und Erholung gehören richtig getimt.

"Ganz gleich wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im HEUTE von NEUEM beginnen."

Ich bin in den letzten Jahren mehrmals hingefallen, aber es kommt darauf an, dass man wieder aufsteht und weitermacht!


Es liegen jetzt drei Jahre der Rehabilitation und Therapie hinter mir. Davon verbrachte ich fünf Monate im Krankenhaus und weitere vier Monate auf stationärer Rehabilitation.

Dazu kamen unzählige Stunden im Fitnessstudio oder trainieren in Eigenregie.

Therapie

Therapie 

Mein Leben besteht seit damals aus Therapie. Es war mir unmöglich, an etwas anderes zu denken. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht konnte. Seit dem Jakobsweg war es mir klar, dass es so nicht weiter gehen darf. Allerdings wollte mein Gehirn noch nicht mittun. 

Wenn ich zurückdenke, ist es mir klar. Mein Hirn hat mich in Schutz genommen, damals und jetzt auch noch. Es gibt mir so die Möglichkeit, mich voll und ganz aufs Gesundwerden fokussiert zu bleiben.

Man würde sonst an zu viele Sachen denken, was den Heilungsprozess verzögert.

Therapie für die Finger

Physio- und Ergotherapie

Mein Ziel ist es, meine Feinmotorik zu verbessern und wieder mehr Automatisation zu bekommen. Besonders die Sprunggelenke sind mir ein Anliegen, um wieder mehr Beweglichkeit zu bekommen.

Ein vermehrtes automatisches Gehen soll die Folge davon sein. Genauso geht es in der Ergotherapie zu. Die Feinmotorik in den Händen und Fingern soll mir ermöglichen, wieder mehr greifen zu können. 

Für die nächsten zwei Monate habe ich alles andere zurückgestellt und konzentriere mich voll auf die Therapien. Gleichzeitig habe ich zu Lernen, manchmal nicht an Therapie zu denken und einfach nur zu Leben.

Drei Jahren nach Therapie und Rehabilitation wieder Leben lernen!

In der Ergotherapie bekam ich den Anreiz, eine strikte Trennung von Therapie und privatem Leben zu finden. 

Bisher war es ja so, dass Aufstehen vom Bett, der Gang in die Küche, Zähne putzen und der Versuch Kaffee zu kochen, so viel Aufwand bedarf, dass es für mich Therapie ist. Jede kleinste Tätigkeit ist Therapie. 

Ich soll aber lernen, auch wenn es nicht einfach ist, ein normales Leben zu führen. Das muss ich auch, denn drei Jahre sind genug. Therapie ist Therapie und der Rest soll mein Leben werden.

Nicht alles ist Therapie

Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber sollte doch immer wieder möglich sein. Bisher tat ich ja alles unter dem Gesichtspunkt, besser zu werden. Wenn du nichts richtig greifen kannst, kein Wunder. Muss ich was hantieren, tue ich es immer unter dem Gesichtspunkt, es wieder zu erlernen. 

Das hat zwar noch immer Sinn, aber es darf auch Zeiten geben, wo ich nichts erreichen möchte. 

Spazieren gehen

Da muss ich besonders beim Spazieren gehen achtsam damit umgehen. Ich habe zum Lernen, dass es Zeiten gibt, in denen ich nur für mich spazieren gehe. Andererseits gibt es Zeiten für Spaziergänge, in denen die Therapie, also das Gehen lernen und Übungen am Programm stehen.

Das werde ich versuchen, umzusetzen. Ein wichtiger Schritt zurück ins Leben.

Spazieren

Bus und Straßenbahn fahren

Das wird noch länger dauern, ist aber wichtig. Gerade im öffentlichen Raum mich bewegen zu können, ist noch ein Handicap.

Mein Muskelkorsett ist noch immer zu schwach, um im Bus oder der Straßenbahn sicher stehen zu können. Ich bin auf einen Sitzplatz angewiesen, um nicht umzufallen. Daher fahre ich nur zu den Zeiten, wo kaum Schüler unterwegs sind.

Da ich noch so darauf schauen muss, ist es Therapie für mich. Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis ich entspannt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann.

Straßenbahn

Für wichtige Termine lasse ich mich nach wie vor fahren. Da komme ich noch nicht drumherum. Ich bin halt noch immer nicht so weit, wieder ein normales Leben zu führen.

Step by Step

....mein Leitmotto! Egal was, es geht nur Schritt für Schritt. Mein Gehirn lässt es nicht zu, einen Schritt zu überspringen.

Noch muss ich genau überlegen, was ich meinem Körper zumuten kann und was nicht. Denn noch immer hat der Tag mehr Stunden, als meine Energie reicht. Darum muss ich mir genau überlegen, wo ich meine tägliche Energie einsetze. 


Mein nicht funktionierendes Kurzzeitgedächtnis wurden mir beim Einkaufen sehr eindrücklich bewusst gemacht. Es ist nach wie vor noch sehr schlecht.

Ich sollte ein paar Sachen vom Supermarkt mitbringen und dachte, ich kann es mir ohne Aufschreiben merken. Drei, vier Produkte sind an für sich ja leicht zu merken und kam mir auch nicht schwer vor. Aber es ist doch anders gekommen.

Kurzzeitgedächtnis

Mein Kurzzeitgedächtnis

Auf dem Weg zum Kaufhaus sagte ich mir die Sachen innerlich leise vor, doch schon beim Eingang wurde ich mir unsicher. Ich dachte mir nur, "Das gibt`s ja nicht, dass ich mir das nicht merken kann."

20 dag Krakauer, mehlige Bio-Kartoffel, Eier und eventuell einen Salat. Es war mir nicht möglich, mir das für einige Minuten zu merken. Es ist eine Katastrophe. Das hätte ich nicht gedacht.

Im Training mit dem Fresh Minder habe ich gewissen Erfolg, aber die Realität schaut anders aus. Ich merke mir die einfachsten Dinge nicht. Oft habe ich keinen Kugelschreiber zur Hand, gehe ins nächste Zimmer und weiß nicht mehr, was ich überhaupt wollte.

Es scheint, das es mir erhalten bleibt, alles mit Post-its vollzukleben, um mich zu erinnern. Mein Kurzzeitgedächtnis will es noch nicht anders.

Wie meinen Körper, muss ich auch meinen Gehirn-Muskel trainieren. Das es langsam geht, bin ich schon gewohnt. Wichtig ist nur, dran zu bleiben!

Kaufhaus

Zahnarzt

Die Zahnsanierung ist gut getimt. Es ist zwar oft im Verhältnis nicht viel was gemacht wird, aber für mich einmal mehr, einmal weniger belastend. Mit der Hin- und Rückfahrt ist es Energie mäßig mein Tagesprogramm.

Allein den Mund längere Zeit offen zu halten, ist anstrengend. Ein Implantat und ein Stiftzahn erfordert meinem Körper einiges ab. Zweieinhalb Jahre nach dem Hirnabszess spüre ich noch jede außergewöhnliche Belastung. Dann heißt es mit dem anderen Training zurück schalten.

Vom Mund aufhalten bekomme ich Muskelkater. Jeder kleinste Muskel im ganzen Körper gehört aufgebaut und trainiert. Den Kiefer brauche ich nicht oft, so bekomme ich das zu spüren.

Zahnsanierung

Ergo- und Physiotherapie

Eine Behandlung beim Zahnarzt kostet mir zwei Tage. So muss ich die Therapien genau timen, damit ich alles unter einen Hut bringe.

Es sind ganz feine Übungen, die meine Feinmotorik verbessern sollen. Ergo und Physio gehen Hand in Hand. Ich muss schauen, dass ich für jede Einheit ausgerastet bin.

Kirche Judendorf

Es wird spannend werden zu sehen, ob sich die Beweglichkeit und Motorik der Sprunggelenke, sowie der Hände, sich verbessern. Erwarten tue ich mir aber nichts, zumindest nicht in den nächsten Wochen. Die Neurologie hat eine andere Zeitrechnung.


Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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