Ich erfreue mich am Gehen. Einerseits notgedrungen, denn ich kann noch nichts anderes. Andererseits habe ich die Langsamkeit des Gehens schätzen und genießen gelernt. Natürlich fehlt mir das Laufen durch Flur und Wald, besonders im Hochgebirge. Aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht. So habe ich eben das Gehen für mich gefunden. Zurzeit könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mehrere Wochen am Stück zu gehen. Leider bin ich noch nicht so weit.

Es ist oft nicht leicht damit klar zukommen, dass ich viele Dinge nicht mehr kann. Laufen ist eines davon, genauso wie Radfahren. Seit meiner Kindheit war ich Radfahrer, später auch leistungsorientiert. Spät, aber doch, begann ich mit Laufen und Trailrunning. Ich habe auf der ganzen Welt mit diesen beiden Sportarten viele Abenteuer erlebt und oft damit auch mein Geld verdient. Das ist jetzt vorbei. Es ist ein langwieriger Prozess, umzudenken.

Radrennfahren 1988

Fehlende Fitness

Noch immer muss ich meine Fitness langsam wieder aufbauen. Langsam deswegen, weil mein Nervensystem durch den Hirnabszess beschädigt wurde und ich mit dem Tempo, das die Nerven brauchen, zurecht kommen muss. Laufen ist nicht möglich, weil ich die Koordination dazu einfach nicht schaffe.

Ich begann bei null

Im Krankenhaus war es mein großes Ziel, wieder ins Freie zu gelangen. Nach über vier Monaten war es soweit. Ich konnte zum Ersten mal im Freien spazieren gehen, nachdem ich vier Monate nur im Inneren von Häusern oder Krankenzimmern verbracht hatte.

Wenn ich meinen Werdegang seit damals anschaue, dann ist es bisher ein riesiger Erfolg. Ich könnte auch ans Bett gefesselt sein oder nur unter größten Schwierigkeiten gehen. Das muss ich mir immer vor Augen halten, wenn meine Ungeduld wieder einmal zum Vorschein kommt.

Damals musste ich mich alle 30 bis 50 Meter für eine Pause hinsetzen, aber ich war nur glücklich draußen zu sein. Ich war im Glauben, dass mir nur die Kondition fehlt, um wieder aktiv unterwegs zu werden.

Die Fortschritte waren am Anfang gut. Es ist allerdings wie im Sport, am Anfang geht am meisten weiter. Desto weiter man kommt, desto mehr muss für einen Fortschritt getan werden und das gilt für die Nerven speziell. Das bekomme ich jetzt besonders zu spüren.

Neurologie Graz
Rund ums Krankenhaus, endlich im Freien!

Das normale Zeitmaß darf ich nicht anwenden. Meine Rehabilitation dauert um ein vielfaches länger. Ich stehe eigentlich noch immer beim Gehen lernen. Zu viele Kleinigkeiten sind mir noch im Wege. Wobei diese Kleinigkeiten für Gesunde kaum zu verstehen sind.

In Wirklichkeit ist jeder Punkt alleine für sich zu behandeln und jeder einzelne etwas Großes. Wenn ich nur das Gehen hernehme, fallen mir sofort 10 Punkte ein, die ich beachten soll oder für die ich etwas tun kann. Dazu kommt noch Greifen, meine Merkfähigkeit verbessern, die Kondition und vieles mehr. Es ist für mich noch immer schwer, das alles zu überblicken.

Therapie, Training und Üben

Mein Tag ist nach wie vor ausgefüllt mit Üben und Training. Klingt nach viel, ist es aber nicht ganz. Noch immer bin ich begrenzt aufnahmefähig und muss mir daher genau einteilen, was ich wann mache. Ich mache Fortschritte, aber es ist begrenzt und dauert einfach. Den Rest der Zeit verbringe ich damit, mich zu erholen. Bin ich von der Familie gefordert, reduziere ich das Training.

Gehen lernen

Laufen passt mit meiner Koordination noch nicht zusammen, es geht mir zu schnell. Mein Gehirn verarbeitet die Reize nicht in dem Tempo.

Punkto Gehen waren es zunächst die einfachsten Basics. Einen Fuß vor den anderen setzen. Zunächst nur wenige Schritte an der Hand, versuchte ich später den 30 Meter entfernten Aufenthaltsraum im Krankenhaus zu erreichen. Ich bewegte mich dabei oft an der Grenze und versuchte sie immer weiter hinauszuschieben. Überschritt ich sie, endete es mit Ohnmächtig werden.

Gehirn versus Herz

Mehrmals erlitt ich einen Schwindelanfall, weil ich die Grenzen auslotete. Innerhalb Sekunden wurde mir schwarz vor den Augen und ich stürzte zu Boden. Als ich das Krankenhaus verließ, konnte ich mich, mit vielen Pausen, 200 Meter weit fortbewegen. (Hier könnt ihr nachlesen, wie ich gehen lernte)

Aber Gehen ist nicht gleich Gehen. Gerade als ehemaliger Leistungssportler und zuletzt Trailrunner habe ich besondere Ansprüche an mich. Ich gebe mich nicht mit dem Mittelmaß zufrieden. Ich darf aber nicht zu viel wollen. Oft genug hadere ich mit mir, dass es zu langsam geht. Geduld ist allerdings gefragt.

Meistens kommt dann in Form eines Physiotherapeuten, Arzt oder jemand anderes, der mich nur alle paar Wochen sieht, daher und rückt die Realität für mich wieder zurecht. Es wird mir bewusst, dass ich vor einem Jahr kaum gehen konnte. Der Schwindel war damals so prägnant, dass ich einige Zeit brauchte, allein um aufzustehen. Dann erkenne ich wieder, was ich überhaupt seither schon alles geschafft habe.

Da Laufen noch keinen Sinn macht, ist für mich Gehen der neue Sinn geworden. Also alles zu seiner Zeit, Laufen kommt viel später. Dranbleiben ist gefragt.

Für die Familie schwer zu verstehen

Oberschenkel trainieren

Es ist besonders für Silvia und die Kinder schwer zu verstehen, dass nichts mehr ist, wie früher. Wir müssen uns eingestehen, dass meine Rehabilitation noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Bis dahin müssen sie mit meiner Behinderung klarkommen.

Für sie ist es weniger die beschränkte Bewegung, als das noch nicht funktionierende Gedächtnis. Ich merke mir fast nichts und muss ständig an etwas erinnert werden. Manchmal mühsam für sie, mehr wie für mich.

Es gibt kein Zurücklehnen. Jeder Tag beginnt neu und jeder Tag ist mit Üben und Training belegt. Gerade der Jänner hat mir gezeigt, dass nur tägliches Training zum Ziel führt. Nichtstun führt zu nichts und geht eher retour. Nerven haben ihr eigenes Gesetz.

Die seit der Reha im letzten Jahr eingefangenen Kreuzschmerzen machen immer wieder Ruhetage nötig. Der Jänner brachte eher einen Rückschritt. Trotz der Arbeit in der Physiotherapie kamen die Verbesserungen nur spärlich.

Gehen, Nerven und Gehirn

Gehen als Therapie

Trotzdem lerne ich meinen Körper in solchen Zeiten besser verstehen. In den letzten Wochen beschäftigte ich mich auch mehr mit der Funktionsweise des Gehirns. Zumindest weiß ich jetzt, dass mein "noch nicht laufen können", sehr mit dem Gehirn zusammenhängt und weniger mit der Kondition. Gerade das bergauf gehen ist ein besonderer Fall.

Kaum kommt eine Steigung oder es geht leicht bergauf, kontert es mich ein. Die Beine werden schwer, die Atmung schneller und es zieht mich in den Boden, als ob die Schwerkraft mein Gewicht verdoppelt. Deshalb kann ich auch noch nicht ans Pilgern denken. Einen Rucksack von 8 kg zu tragen ist nicht möglich. Er fühlt sich doppelt und dreifach so schwer an. Damit wird jeder einzelne Schritt zur Herausforderung.

Also was tun?

Gleich weitermachen wie bisher! Das ist mein Motto. Jede Verbesserung der Denkleistung hilft mir, einen immer besseren Überblick zu bekommen. Weiterführendes Denken hilft mir, die Koordination besser in den Griff zu bekommen. Eine bessere Belastbarkeit lässt auch mehr Training zu.

Im Vergleich zum Sport früher, trainiere ich noch immer sehr wenig. Allerdings im Vergleich zu vor über einem Jahr, trainiere ich bereits sehr viel. Trotzdem ist in allen Bereichen noch sehr viel Luft nach oben. Gut Ding braucht eben Weile, besonders was die Nerven betrifft.

"Ich sehe nie was bereits getan worden ist, ich sehe stets nur, was noch zu tun bleibt."

Buddah (ca. 400/500 v.Chr.)

Mein Gehirn und ich haben eine besondere Beziehung miteinander. Seit dem Hirnabszess sind wir keine wirkliche Einheit mehr. Ich habe damals die Verbindung zu meinem "emotionalen Ich" verloren, eben der linken Hälfte. Sie ist analytisch und hat mit Sprache und Sprechen zu tun. Im Gegensatz dazu die rechte Hirnhälfte, die für die räumliche Orientierung und Kreativität steht.

Nach dem Hirnabszess lebte ich nur im Augenblick, also im Hier und Jetzt. Es durchdrang mich ein tiefer innerer Frieden, besonders die erste Zeit im Krankenhaus. Auch heute noch kann ich schwer in die Zukunft oder an die Vergangenheit denken.

Gehirn

Ich nahm im Krankenhaus alles wahr. Innerliche Selbstgespräche funktionierten, nur meine Kommunikation nach außen war gebremst. Ich konnte zwar sprechen, aber mir fehlten oft die Wörter. In Gedanken sagte ich es mir vor, was aber nicht hieß, dass ich es auch aussprach.

Was ich aussprach, hatte oft nichts mit dem zu tun, was ich meinte. Ich hatte auch keinen Begriff von Zukunft oder Vergangenheit. Es gab nur den Augenblick.

Gesteigerte Wahrnehmung

Meine Wahrnehmung ist seither gesteigert und Stress nehme ich bei anderen überdeutlich wahr. Ich selbst habe keinen Stress. Was geht, das geht. Was nicht geht, geht eben nicht. Allerdings habe ich noch immer Probleme damit zu denken, was ich möchte. Denn es funktioniert nur "Step by Step".

Ich kann keinen Schritt abkürzen. Ich muss erst eine Kleinigkeit beherrschen, bevor ich das nächste möchte. Überspringen geht nicht.

Spazieren in Stattegg

Physiotherapie für den Rücken

Im Jänner bekam ich Physiotherapie für meinen Rücken. Obwohl ich schon zwei Reha-Aufenthalte hinter mir habe und seit Monaten trainiere, stehe ich noch immer fast am Anfang. Meine Rückenmuskulatur ist noch sehr schwach. Es geht einher mit dem Gehirn.

Ich kann muskulär trainieren, was ich will, ich verbessere es nur so schnell, wie auch mein Gehirn es will. Das ist für mich schwer zu verstehen. Die alten Regeln vom Training als Leistungssportler gelten diesmal nicht. Ich muss die Regeln des Gehirns akzeptieren und neu lernen.

Wirbelsäule massieren

Programm am Computer zum Denken verbessern

Mit dem Computerprogramm "fresh minder" trainiere ich mein Gehirn. Ich habe damit bereits die Konzentrationsfähigkeit verlängern können. Meine kognitiven Fähigkeiten wurden erweitert, trotzdem steht mir noch viel Arbeit bevor.

Mein Gehirn war linksseitig betroffen, deswegen habe ich Schwierigkeiten mit Zahlen und logischem Denken. Ich nenne es aufbauendes Denken oder weiterführendes Denken, womit ich noch die größten Probleme habe.
Fresh Minder

Was bedeutet "kognitive Fähigkeiten"

"Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, das Problemlösen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, die Introspektion, der Wille, das Glauben und einige mehr."  (Wikipedia Eintrag zu "Kognition", abgerufen am 22.1.2018)

In den oben genannten Bedeutungen habe ich noch Behinderungen. Manches hat sich verbessert, manches nicht oder ich habe mit den Defiziten besser umgehen gelernt.

Gehirn Muskel trainieren

Mein größtes Handicap ist noch immer die Merkfähigkeit. Im Computer habe ich mich verbessert, aber im täglichen Leben fällt es mir noch immer schwer. Eine Einkaufsliste zu merken ist noch unmöglich oder mir mehr als zwei verschiedene Begriffe (Besorgungen) zu behalten. Was früher so einfach war, ist jetzt unmöglich. Ich kann meinen Gehirnmuskel trainieren, wie meine Muskeln früher beim Rad- oder Lauftraining.
Gehirn Muskel

Blog schreiben als Therapie

Also, das Training ist gleich geblieben, nur die Anforderungen sind anders geworden. Während ich das hier schreibe, arbeitet mein Gehirn auf Hochtouren. Einzelne Sätze gehen schon besser. Für mich ist die Schwierigkeit, die Gesamtübersicht zu behalten.

Ich sitze oft vorm Computer, lese das bisher geschriebene und kann aber keinen Zusammenhang zwischen den Absätzen herstellen.
Ich muss aufpassen, das in der Überschrift behandelte Thema des Beitrages weiterzuverfolgen und dabei zu bleiben. Mich nicht zu verfranzen und andere Gedankengänge zu verfolgen.

Gegenüber dem Anfang geht es schon besser. Dazu lerne ich immer besser mein Gehirn verstehen und was es braucht, um richtig zu denken.

Soviel zu "Wer bin ich?"!

Mal schauen, was die nächste Zeit bringt. Es bleibt spannend.


2018 ist schon bald 3 Wochen alt. Es sind 17 Monate her, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. 17 Monate, in denen ich sehr aktiv versuche mein Leben wieder in den Griff zu bekommen und gesund zu werden.

In letzter Zeit wurde ich öfters darauf angesprochen, was ich außer den körperlichen Aktivitäten sonst noch für meine Gesundheit mache. Nun, in jedem Fall auch eine Menge. Aber eins nach dem anderen.

Über das Andere habe ich noch nicht viel geschrieben. Das körperliches Training stand bisher über allem. Mich wieder richtig bewegen zu können, ist mir sehr wichtig. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Fuß vor den anderen setze, um vorwärts zu kommen - oder ob ich AKTIV gehen und laufen kann.

Mein Ziel - AKTIV gehen

AKTIV zu gehen ist nach wie vor mein Ziel. Nicht überlegen zu müssen, komme ich da auch rauf oder komme ich soweit. Dem ordne ich alles andere unter. Bisher habe ich noch immer zu viel mit der Koordination zu tun, mit dem Gleichgewicht. Ich reagiere noch, anstatt aktiv zu sein. Daran arbeite ich derzeit noch immer. Das geht halt nur in kleinen Schritten. Wieder einmal Trailrunning ausüben zu können ist mein Traum und motiviert mich nach wie vor.

Wie manche von euch wissen, habe ich vor meiner Zeit im Filmgeschäft viele Jahre als Energetiker gearbeitet. Während meiner Zeit im Sport, habe ich mich intensiv mit meinem Körper und der Gesundheit beschäftigt. Es kam dann nicht von ungefähr, dass ich dem treu geblieben bin und Energetiker wurde.

Energiestatus Messungen

Über viele Jahre betreute ich mit Energiestatus Messungen meine Klienten. Auf dieses damals erworbene Wissen kann ich jetzt teilweise zurückgreifen. Es hilft mir in der jetzigen Lage enorm weiter. Meine Aufgabe war es, frühzeitige Energieunausgewogenheiten aufzuspüren und Mittel und Wege zu finden, sie zu verbessern.

Energiestatus Messung mit iHealth
Energiestatus Messung
Energiestatus Messung, aktiv zu mehr Gesundheit

Bücher lesen

Ich muss vieles neu lernen, bzw. die Verbindungen (Synapsen) dazu wieder neu herstellen. Ein wichtiger Punkt ist das Lesen. Rückblickend habe ich bisher in diesen 16 Monaten sicher 40 Bücher zu den verschiedensten Themen gelesen. Viele davon handeln über Persönlichkeitsentwicklung, Bloggen, Kochen, Pilgern, sowie Biografien von mit Krankheit oder Unfällen betroffenen Menschen.

Das Bücher lesen und Schreiben für den Blog helfen mir, mein eigenes Schicksal zu verarbeiten. Ich merke mir nicht alles, was ich lese, einiges bleibt aber doch hängen. Mein Manko ist noch ein vermindertes Kurzzeitgedächtnis. Ich kann nur üben, üben und nochmals üben. Lesen ist eine Teil davon.

Meine Bücher
Ein Auszug aus rund 40 gelesenen Büchern

(Alternative) Antibiotika

Ein weitere Punkt sind diverse Mittel, die ich seither einnehme. Ich bin ja kein Freund von Medikamenten, aber im Krankenhaus bin ich nicht darum herum gekommen. Besonders die Antibiotika haben mir sehr zugesetzt. Ich war mehr als froh, sie endlich absetzten zu dürfen. Parallel dazu begann ich schon früh mit der Einnahme von MMS, das ich noch heute immer wieder als 14-tägige Kur verwende.

MMS geht durch die Blut-Hirn Schranke und erreicht so den Abszess. Besser als herkömmliche Antibiotika, die hoch dosiert sein müssen, um die Blut-Hirn Schranke zu überwinden.

Mit Omega 3 das Denken verbessern

Omega 3, aktiv zu mehr Gesundheit

Der nächste Punkt sind Omega 3 Fettsäuren. Sie helfen bei der Wiederherstellung von Synapsen. Mein Denkvermögen wurde ja durch das Thalamusabszess stark beeinträchtigt. Besonders das Kurzzeitgedächtnis litt darunter.

Ich bekam von Anfang an im Krankenhaus Übungen, die mir halfen, mein Denkvermögen wiederherzustellen und Synapsen aufzubauen. Die Übungen sind noch immer wichtig, unterstützte sie jetzt aber  mit Omega 3 Fettsäuren. 

Das Gehirn und Omega 3

Omega 3 und Manuka Honig

Das Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen. Sie sind mit anderen verknüpft und kommunizieren miteinander. Die sogenannten Synapsen sind für die Signalübertragung verantwortlich. Die Omega 3 Fettsäure DHA ist entscheidend an Verknüpfungen und der Übertragung von Signalen im Gehirn beteiligt. Erst das ermöglicht uns Denken und Erinnern. Die Nervenzellen im Gehirn vernetzen sich besser mit der Unterstützung durch DHA. Ein großer Teil des Fettes in den Gehirn-Zellmembranen besteht aus DHA.

Omega 3 hat aber eine vielfältige Wirkung. Auch in Bezug auf die Gelenke. Ich spüre es besonders bei der sogenannten Morgensteifigkeit und meinen Gelenkschmerzen. Es ist schon wesentlich besser geworden seit der Einnahme. Gerade der Winter macht mir normalerweise Probleme.

Manuka Honig 

Manuka Honig
Beim Zahnarzt

Ein anderes Mittel ist der Manuka Honig, ebenfalls aus Neuseeland. Dieser Honig hat eine ungleich höhere antibakterielle Wirksamkeit wie unser Honig. Die Bienen bedienen sich dabei am Teebaum. Er wird auch zur Bekämpfung von Sepsis eingesetzt. Für mich ist natürlich die antibakterielle Wirkung interessant. Bakterien von den Zähnen haben ja das Gehirnabszess verursacht.

Ich wollte ihn unbedingt haben, weil in einem Fall ein Hirnabszess damit behandelt worden ist. Ich bekam ihn erst vor kurzem und nehme ihn jetzt vorbeugend. Langsam lasse ich ihn auf der Zunge zergehen und behalte ihn eine Weile im Mundraum. So werden alle Bakterien abgetötet. Mir wurden zwar drei Zähne gezogen, aber die Zahnsanierung ist noch nicht abgeschlossen. So beuge ich vor.

Die Natur hat für alles hervorragende Mittel. Leider ist viel Wissen darüber verloren gegangen oder nur wenigen vorbehalten. Es ist natürlich leichter und billiger Medikamente zu nehmen. Aber das ist eine sehr kurzsichtige Weise. Langfristig tut uns die Natur besser.

Dschungelmedizin

Im Herbst 2016 bekam ich noch eine Medizin aus Sri Lanka, eines dort einheimischen Arztes. Aus getrockneten Wurzeln eines Baumes wurde Tee gekocht. Davon jeden Tag eine Tasse voll, dass begleitete mich die nächsten Wochen. Dazu schmierte ich mir eine feine Paste, angerührt aus gemahlenen Baumrinden, auf die Kopfhaut, dort wo sich das Einstichloch der Operation befand.

Für viele sicher eine ungewisse Behandlung. Ich durfte aber die Möglichkeiten eines Schamanen bereits früher kennen lernen. Auf meiner Sahara Durchquerung mit dem Rad ereilte mich ein Insektenstich in Niger. Alle aus Österreich mitgebrachten Salben und Medikamente halfen nicht. Erst als ich nach Tagen in ein Dorf kam, konnte mir ein Schamane helfen.

Normale Kräuter vom Markt haben mir geholfen. Die Kraft der Natur und das Wissen der Menschen die mit der Natur leben, zeigten mir auf eindrucksvolle Weise die Grenzen der westlichen Medizin auf.

Sahara Expedition 1991
Transsahara 1991, Am rechten Fuß von Insekt gestochen

Im nächsten Blog schreibe ich noch mehr, was ich neben dem Bewegungstraining mache. Über diese Erfahrungen werde ich demnächst näheres darüber berichten. Zum Schluss ein Spruch, der für mich viel Wahrheit beinhaltet.

"Die Natur ist die beste Apotheke"

(Sebastian Kneipp)

Je länger es dauert, umso mehr Gedanken und Erinnerungen an früher kommen hoch. Ich bereiste 2014 zusammen mit Silvia die Insel Sri Lanka. Die Besteigung des Adams Peak, der auch Sri Pada genannt wird, war eines unserer Ziele. Er ist auch für viele Pilger das Ziel.

Dieser 2243m hohe Berg gilt für vier Religionen als heilig. Diesen Pilgerweg sehe ich heute mit anderen Augen. Ich kann die Pilger jetzt besser verstehen und das damals Erlebte neu einordnen.

Selbstbestimmt durch das Land

Wir lernten das Land mit Zug, Bus, Tuktuk und per Pedes in all seinen Facetten kennen. In vielen Gesprächen lernten wir die Einheimischen kennen. So erfuhren wir ihre Nöte, aber auch ihre positive Einstellung dem Leben gegenüber. Jahrelang wurden die Menschen durch Krieg schwer gebeutelt. Erst seit einigen Jahren herrscht wieder Frieden.

Für mich als Trailrunner war einer der Höhepunkte das Hochland. Hier thront der Adams Peak hoch über dem Dorf Delhouse. Es war eine Herausforderung die über 6000 Stufen zum Gipfel zu bewältigen. Ja, Stufen! In allen Variationen. Mal höher, mal weniger hoch.

Ich sah es spirituell und meditativ, allerdings fehlte die Zeit, um mich darauf richtig einzulassen. Auf- und Abstieg war an einem Tag zu bewältigen. Meditation und Innehalten blieben da auf der Strecke. Mein Meditieren war das Gehen und Stufen steigen.

Silvia vor dem Adams Peak

Der Adams Peak - Pilgern für alle Religionen

Wir fahren mit dem Zug von Kandy nach Hatton. Dort angekommen, finden wir einen Bus nach Delhouse. Er ist bummvoll und wir sind eingequetscht wie Ölsardinen. Über eine kurvige Straße geht es weiter. In jeder Kurve werden wir hin und her geschmissen, aber da er so voll ist, ist umfallen nicht möglich. Nach eineinhalb Stunden Fahrt kommen wir am Ausgangspunkt für die Besteigung des Adams Peak komplett fertig an.

Der Adams Peak zieht Pilger und Touristen aus aller Welt an. Es heißt im Buddhismus,  Buddha habe den Abdruck bei seinem letzten Besuch auf Sri Lanka hinterlassen. Hindus verehren die Vertiefung im Gestein als den Fußabdruck des Gottes Shiva, während die Muslime glauben, dass Adam dort seinen Fuß auf die Erde setzte, nachdem er aus dem Paradies verstoßen wurde. Christen sehen den Abdruck des Apostels Thomas, der ihre Religion nach Südindien brachte.

So ist dieser Pilgerweg für viele Religionen interessant, besonders aber für Buddhisten, die einmal in ihrem Leben am Gipfel stehen sollen. Das gilt im Besonderen für die Einheimischen. Außerdem gibt es nur wenige Stätten auf dieser Welt, die für vier Weltreligionen gleichzeitig als heilig gelten.

Zunächst keine Eile

Für uns ist zunächst keine Eile angesagt. Ich möchte das Hochland nutzen, um die Gegend ein wenig läuferisch zu entdecken. Ich bereitete mich ja auf den Eiger Ultra Trail vor und möchte die Höhenlage für ein Training nutzen.

Unser Hotel liegt gleich neben der Aufstiegsstrecke auf den Adams Peak. Das Green House ist ein einfaches Guesthouse, aber in traumhafter Lage. Dort lernen wir die 90-jährige Miss Brenda kennen, die uns aus ihrem bewegten Leben erzählt. Sie war bereits rund 100 mal am Gipfel, wie sie uns erzählt.

Buddhistische Pilger glauben unter anderem daran, mit der Besteigung ein Jahr länger zu leben. Deswegen sieht man auch so viele ältere Pilger. Die Zeit bekommt für sie mehr Gewichtigkeit. Sie möchten durch die Besteigung ein Jahr mehr Lebenszeit erkaufen.

Laufen im Hochland

Delhouse, am Fuß des Adams Peak

Vorbei an Teeplantagen, laufe ich einen Weg in die Höhe. Eine traumhafte Aussicht über die Bergwelt von Sri Lanka entschädigt für die Anstrengung, denn ich spüre die Höhe. Soweit das Auge reicht, ziehen sich die Teeplantagen hin. Nur zwischendurch komme ich durch Waldgebiet. Es gefällt mir so gut hier, dass ich mir vorstelle, ein Trainingslager hier abzuhalten.

Nach zwei Tagen, in denen ich dem Trailrunning fröne, heißt es umdenken. Der Weg auf den Adams Peak wartet. Er ist spirituell und meditativ zu sehen, nicht leistungsorientiert. Obwohl die rund 6000 Stufen hinauf auch körperlich einiges abverlangen, haben wir nicht die notwendige Zeit um uns ausreichend spirituell darauf einzulassen. Es bleibt ein Hinauf und Hinunter laufen. Im Nachhinein tut es mir leid, mir nicht mehr Zeit dafür genommen zu haben.

Aufstehen um 1 Uhr morgens

Handy läuten weckt uns aus den Träumen und es ist zum ersten Mal kühl in Sri Lanka. In unseren kleinen Rucksäcken nehmen wir nur das notwendigste mit. Eine Fleecejacke, eine Haube und ein Regenschutz gehören zum Standard. Dazu ausreichend Flüssigkeit und eine Packung Schnitten.

So starten wir um 2 Uhr morgens. Die Laternen  lassen Holz- und Wellblechhütten dunkel erahnen. Vor uns erhebt sich mächtig der Berg im Mondlicht. Eine Lichterkette zieht sich in den Himmel. Es ist die Beleuchtung der Stiegen, erkennbar an der langen Lichterschnur von unten weg.

Lichterkette am Adams Peak, Pilger Weg
Lichterkette

Es geht los...!

Unterwegs lassen wir uns an einem Teestand nieder und beobachten im Mondlicht die vorbeiziehenden Pilger. Auf den ersten Metern steht Bude an Bude, in denen auch warme Bekleidung angeboten wird. Unsere Jacken hätten wir getrost zu Hause lassen können. Alles was man braucht, bekommt man hier. Nach der Besteigung verschenkt man es weiter, zumeist an bedürftige. Nachhaltigkeit pur.

Teestation am Adams Peak,
Pilger werden verköstigt
Teestation am Adams Peak
Stiegen am Adams Peak
Stufen in allen Größen

Stufe um Stufe geht es höher. Manche sind fast einen halben Meter hoch. Nach jeder Kurve schaut es anders aus. Einmal sind die Stufen flach und langgezogen, um im nächsten Augenblick steil nach oben zu führen. Heute, nach dem Hirnabszess, hätte ich Probleme damit. Die unterschiedliche Höhe der Stufen würde mir Probleme bereiten, besonders beim runter gehen.

Die Stufen am Adams Peak
Die Stufen am Adams Peak

Pilger mit Behinderung "quälen" sich hinauf

Vorbei an rastenden Menschen geht es höher. Menschen mit Behinderung schleppen sich im wahrsten Sinn des Wortes, Stück für Stück höher. Jede Stufe ist ein Hindernis. Heute kann ich es nachempfinden was es bedeutet, mit Handicap dort hochzusteigen.

Ich empfand damals schon eine unglaubliche Hochachtung vor Ihnen. Erst jetzt kann ich es wirklich einordnen, was Sie leisten. Für mich in meinem Zustand wäre es unmöglich, dort hoch zukommen. Ich bin mir aber sicher, manch ältere Pilger ist nicht besser drauf wie ich im Moment. Aber diese heilige Stätte zu erreichen, verleiht Ihnen Kraft für den Aufstieg. Manche brauchen bis zu drei Tage nur hinauf.

Das letzte Drittel

Am Gipfel des Adams Peak,
Pilger aus aller Welt.

Es wird immer steiler. Der Weg ist zwischendurch mit Stahlgeländer getrennt, um die Absteigenden von den Aufsteigenden zu trennen. Immer öfter wird man durch langsam Aufsteigende gestoppt, da es sehr eng ist. Ruhig wartet man auf einen passenden Augenblick, um zu überholen. Da kommt allerdings wieder das Getrieben sein der Europäer zum Vorschein.

Nach den letzten steilen Treppen steht das Kloster vor uns. Zahlreiche Pilger warten bereits auf den überall beschriebenen Sonnenaufgang. Es herrscht großes Gedränge. Touristen und Einheimische werden getrennt. Es ist kalt und ähnelt dem Anstellen auf dem Jahrmarkt.

Die Glocke

Oben angekommen, schlägt man eine Glocke, so oft, wie man bisher den Berg erklommen hat. Manche schlagen öfter an, einige bis zu Zehnmal.

Der Sonnenaufgang

Aussicht vom Adams Peak

An der östlichen Seite des Klosters drängen sich Einheimische und Touristen, um den Sonnenaufgang zu erwarten. Wenige Plusgrade lassen jeden frösteln, aber in der Menge wird es nicht zu kalt.

Plötzlich taucht ein erster sanfter Lichtstrahl auf. In allen Farben beginnt es zu leuchten. Ein erhebendes Naturschauspiel beginnt. Die Stimmung ist beeindruckend. So beobachten wir den beginnenden Morgen, staunend die unter uns liegende Landschaft bewundernd.

Der Fußabdruck des Buddha

Es ist aber noch nicht vorbei. In einer langen Schlange stellen sich die Leute an, um den Fußabdruck des Buddhas zu sehen und zu beten. Wir kommen an die Reihe, können aber vor lauter Tüchern am Boden nichts erkennen. Ein kurzes Gebet und der nächste ist dran.

Fußabdruck des Buddha
Kloster am Gipfel des Adams Peak, Pilger warten.

Wieder draußen, setzen wir uns auf die Stufen und lassen uns von den Sonnenstrahlen erwärmen. Meine Gedanken fliegen dahin und ich lasse das Treiben der Pilger und die Landschaft  auf mich wirken. Auch Silvia genießt die wärmende Sonne, bevor es die 6000 Stufen zurück nach unten geht.

Resümee

Es war ein beeindruckendes Schauspiel, fast ein mystisches Erlebnis. Am imponierendsten waren aber für mich die Menschen, die diesen Berg erklommen. Stufe für Stufe schleppen sich viele empor und brauchen mehrere Tage nur für den Aufstieg.

Tiefgläubig murmeln sie Mantras und erhalten dadurch Kraft. In Meditation versunken, vergessen sie die Schwierigkeiten. So kommen sie ihrem Lebensziel, einmal am Berg oben zu stehen, näher.

Annehmen, Anerkennen und akzeptieren!

Wenn es mir heute einmal nicht so gut geht, dann denke ich an diese Menschen. Das relativiert vieles. Es gibt mir wiederum Kraft, mein Schicksal anzunehmen.

Erst einmal anerkennen und akzeptieren was IST (Ich muss es nicht gut heißen). Wir können eine Situation nur verändern, wenn wir sie akzeptieren wie sie nun mal im Moment ist.
Erst dann kann ich darangehen es zu ändern.

  • Was könnte ich aus der Situation lernen?
  • Was für Chancen bietet diese Situation?
  • Was für Schritte sind notwendig, um die Situation zu verändern?
  • Bis wann will ich das tun?

Fragen über Fragen, die mich weiterbringen. Noch fehlen mir oft die Zusammenhänge. Mein Denken verbessert sich langsam, neue Synapsen gebildet. So werden sich mit der Zeit meine Fragen beantworten.

Die Pilger am Adams Peak leben es mir vor. Diese Erfahrungen haben Spuren in Silvia und mir hinterlassen.


Den Jahreswechsel nutzte ich zur Gelegenheit, einmal am Blog Rückschau zu halten. Im April 2017 habe ich zu Schreiben begonnen und seither ist viel passiert. Eines steht aber über allem. Die Rekonvaleszenz wird noch länger dauern, als bisher angenommen. So viel steht fest.

Das zu verkraften war nicht leicht im letzten Jahr. So optimistisch ich  von Grund auf bin, es änderte sich zwar dauernd etwas, aber alles in allem sehr langsam. Damit war schwer klar zukommen.

Meine Rehabilitation bedeutete nie Stillstand. Was an für sich ja gut ist, denn Stillstand würde bedeuten, dass alles so bleibt wie es ist und das soll es nicht. Nur das ich es nicht gewohnt war, dass alles so langsam geht. An diese Langsamkeit musste ich mich erst gewöhnen.

Jörg beim Spazieren gehen, Rückschau 2017
Langsames gehen!

Die Defizite dauern noch länger zur Behebung

Bis die Defizite klar zu Tage kamen, verging viel Zeit. Auch heute noch kann niemand sagen, wie lange oder ob überhaupt wieder eine Wiederherstellung möglich ist. Deswegen gebe ich aber nicht auf. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, um wieder leistungsfähig zu werden, auch wenn es noch länger dauert.

Aufgrund verschiedener körperlicher Mängel ist es noch immer nicht möglich, weiter voraus in die Zukunft zu schauen. Ich habe Ziele, aber ich bewege mich nur von Tag zu Tag. Die Krankheit hat mir eigentlich das gebracht, was viele Menschen fast verzweifelt suchen. Im Hier und Jetzt zu leben und den Augenblick zu genießen.

Rückschau ins letzte Jahr

Für mich ist es wichtig, eine kurze Rückschau zu halten. Was hat sich getan seit dem Beginn des Hirnabszesses. Begonnen hat alles im März 2016. Meinen Blog "von0auf101", begann ich ein Jahr später, im April 2017. Es zeigt mir sehr gut, was sich seither getan hat. Im Folgenden gebe ich einen Überblick darüber.

April/Mai

Rückschau Krankenhaus

In diese beiden Monaten stand die Zeit im Krankenhaus an. Meine Erlebnisse von der Intensivstation bis zum Ende der Krankenhauszeit. Es wurde eine bewegende Zeit für mich. Das Niederschreiben brachte mir viele Erinnerungen zum Vorschein. Der 1.Blog war eine große Überwindung. Mein Denken war beschränkt und es war mir nicht möglich, die Übersicht zu behalten. Ich hatte große Bedenken zu starten.

Teilweise musste man mir viel erzählen, da ich vieles, speziell am Anfang, nicht mitbekommen habe.  Meine Themen waren die Intensivstation, die Reha-Station, die Operation, nach der OP Zähne ziehen, dass Gehen und Schreiben lernen und meine ersten Eindrücke in einer für mich neuen Welt.

Juni

Der Juni war geprägt von meinem zweiten Reha-Aufenthalt in Judendorf. Dort wurde mir klar, dass es nicht damit getan ist, nur meine Muskeln aufzubauen. Es waren größere neurologische Defizite vorhanden, die eine entsprechende Zeit zur Genesung brauchen. Warum mir Sport und Trailrunning so wichtig sind, behandle ich in Blog9. Der Abschluss der Reha ist Thema in Blog10. Meine Ziele werden im Blog11 erläutert.

Juli

Rückschau, Gehen im Wald nach dem Hirnabszess

Über "Tage wie diese...", schreibe ich in Blog12 . Im Juli erinnerte ich mich an die letzten Tage im Krankenhaus (Blog13). Weiters fuhr ich zum ersten Mal auf Urlaub, war mir aber nicht sicher, ob es Urlaub oder Therapie ist (Blog14). Den Trail rocke ich auf meine Art in Blog15.

August

Blog16 handelt von meinen Gedanken, von 1.0 auf 2.0.  In Blog17 nahm ich mein Workout zum Thema. Gleichgewichts- und Stabilitätsübungen bildeten den Schwerpunkt.  Der Blog18 ist meinem Zwischenziel, dem Pilgern, gewidmet und was ich für mein Leben dort lernen kann. Blog19 hat mein Leben 2.0 zum Thema, mein Leben NACH dem Hirnabszess.

September

Silvia und ich vor der Basilika

In Blog20 beschäftige ich mich damit, wie ich wieder Laufen lernen kann. Ich übe die dort beschriebene Methode immer wieder und bekomme so langsam ein besseres Gefühl. Laufen geht aber noch immer nicht.

Blog21 beschreibt mein "Pilgern light", auf dem Weg von Graz nach Mariatrost. Eine Woche später habe ich für mich ein "8 Punkte Programm" entwickelt, welches ich bis heute versuche einzuhalten.
Die Länge des Weges nicht zu thematisieren. Ein Punkt, den ich mir immer wieder vor Augen halten muss. Im Blog23 schreibe ich über das Bewusste gehen.

Mein Lernprozess mit dem Hirnabszess behandelt Blog24. Der Titel "Was mich der Hirnabszess über Entschleunigung lehrte", sagt eigentlich alles. Entschleunigung und Langsamkeit sind zwei Punkte, die ich suchte, aber nicht fand.

Oktober

Bewusst Gehen lernen

Der Oktober war für mich teilweise nicht so gut. Im Blog25 erzähle ich, warum mir der Sport sehr viel bedeutet und mich motiviert. Ich sehe meine Rekonvaleszenz ja beinahe wie ein Trainingslager im Sport an.

Der Blog26 behandelt die Wirkung des Waldes auf meine Gesundheit. Es ist faszinierend für mich zu sehen, wie ich mich im Wald wohlfühle. Recherchen über die Auswirkungen des Waldes auf die Gesundheit haben mich bestätigt. Darum gehe ich noch immer so oft in die Wälder rund um Stattegg.

Dann wurde es nachdenklicher. Blog27, "Wenn alles anders ist, wie es war!". Darin halte ich fest, was ich bislang vermied. Mich als "Behindert" zu bezeichnen. Es ist so, wie es ist und ich kann es derzeit akzeptieren, auch wenn es mir lange schwer gefallen ist. Für endgültig nehme ich aber nichts.

Weiter geht es mit Blog28, in dem es ums "Zurück ins Leben" geht. Die Frage war, wie lange dauert es noch? Eine nicht zu beantwortende Frage!

November

In Blog29 geht es darum, wie der Hirnabszess mein Leben verändert hat und in Blog30 erzähle ich, wie Feinfühligkeit und Sensibilität meinen Alltag dominieren. Ich war schon immer sensibel, aber der Thalamusabszess verursachte eine erhöhte Durchlässigkeit des Filters, der Informationen vor selektioniert. Hochsensibilität und erhöhte Feinfühligkeit waren die Folge. Damit umzugehen, musste ich erst lernen.

In Blog31 halte ich ein Zwischen Resümee und in Blog32 geht es darum, wieso ich jetzt doch ins Fitnessstudio gehe.

Dezember

Der Dezember war geprägt von Puls4, die einen Fernsehbericht über mein Schicksal brachten.

Schrittweise zur Bewegung Blog33 - Über die Langsamkeit mit der alles vorangeht. Das Gehen zu automatisieren möchte ich als Nächstes erreichen.
Blog34 ist sehr emotional. Erstmals war ich in der Lage über die Auswirkungen auf meine Familie und mein Umfeld zu schreiben. Ich habe nicht oft darüber gesprochen oder geschrieben, aber meine Familie und ich leiden noch immer unter den Auswirkungen.

Mental-Training spielt eine große Rolle auf meinem "Weg zurück ins Leben" und darüber berichte ich in Blog35.

Im Vorletzten Blog36, für das Jahr 2017, berichte ich über meine Sehnsucht nach dem Gehen und im letzten Blog, dem 37., berichte ich, was der Film "Lieber Leben" in mir ausgelöst hat. Ein absolut empfehlenswerter Film im Kino.

Meine Zukunft

von0auf101

So verging das Jahr 2017, wo ich erstmals realisierte, dass die Folgewirkungen des Hirnabszesses größer sind als angenommen. Schmerzlich wurde mir bewusst, warum kein Arzt eine Zeitangabe darüber machte, wie lange es noch dauern wird oder dauern kann.

Ich bewerte mein Vorankommen ja mit Punkten. Von 0 bis 101. Ich war kurz schon auf gefühlten 30, aber der Winter und die Kälte strichen mir einige Punkte. Trotz mancher Rückschlägen geht es aufwärts.

Ich möchte allerdings aufpassen, dass ich meinen Zustand nicht hinnehmen lerne. Oft glaube ich, ich habe mich verbessert. In Wirklichkeit habe ich mich nur an die Situation gewöhnt. Und dieses Gewöhnen kann gefährlich sein. Ich verliere damit den Antrieb etwas zu verbessern oder weiter zu tun. Der folgende Spruch erinnert mich stets daran:

"An der Vergangenheit festzuhalten ist gefährlich. Man muss einfach weitermachen."

Robert Redford

Nach dieser Rückschau gilt einmal mehr:  Lets go on !


"Lieber Leben!" - Ein Titel, der auf mich zutrifft. Trotz des Schicksalsschlags freue ich mich aufs Leben wie nie zuvor. Lieber Leben, als damit zu Hadern. Was dazugehört, nämlich die Inklusion, haben wir allerdings noch Aufholbedarf in Österreich.

"Lieber Leben" ist aber auch der Titel eines Films, der gerade im Kino angelaufen ist. Und diesem Film ist mein heutiges Thema gewidmet.

Lieber Leben - eine Hymne an das Leben.

Er handelt von Ben, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist. Die Tragikomödie konzentriert sich auf seine Zeit im Krankenhaus und seinen Umgang mit einem eingeschränkten Leben. Die Protagonisten nehmen ihr Schicksal nicht nur mit Witz, sondern mit einem tiefschwarzem Humor.

Mit genauem Blick und gutem Witz erzählt der Regisseur Fabian Marsaud viel von seiner eigenen Geschichte. Nach einer schweren Verletzung musste er durch das ganze Prozedere der Rehabilitation. Den Alltag in einer Rehaklinik, den Außenstehende meist so nicht mitbekommen, bringt er sehr authentisch und tragikomisch näher.

Mit einer perfekten Dosis Galgenhumor werden die Zuschauer mitgenommen in das Universum der kleinen Bewegungen und des großen Glücks.


Der Film spielt in Graz im Geidorf Kino. Für mich ein "Must see" Film! Kann ihn nur empfehlen.

Mein ähnlicher Weg

Der Film erinnert mich an so viel selbst erlebtes. Diesen Weg bin auch ich gegangen. Ich kann jeder Szene nachfühlen, wie es ist. Der Film brachte mich zum Lachen und Weinen. Er gibt einem die Möglichkeit, zu verstehen wie es in der Reha-Klinik zugeht und das auf  doch recht lustigen Weise. Ich habe mich mehrmals in diversen Situationen sehen können und es erinnerte mich sehr an die Zeit in der Reha.

Besuche von mir bekamen niemals mit, was ich für Therapien im Krankenhaus machte oder wie der Ablauf in der Rehaklinik vor sich geht. Wie anstrengend es war und oft auch ernüchternd. Es gab eigene Besuchszeiten, der Rest fand quasi hinter verschlossenen Türen statt. Einerseits richtig, um die Privatsphäre zu wahren und beim Training und Üben keine Ablenkung zuzulassen, andererseits  nicht so gut, da Menschen mit "Behinderung" einfach weggesperrt werden. Es ist für die Gesellschaft nicht normal, mit Behinderung oder Handicap umzugehen.

Der Film hat wieder einige Erinnerungen hochgebracht. In einer Szene kann Ben in der Nacht die Decke nicht hochziehen, seine Hände können sie nicht fassen. Es erinnerte mich ans Krankenhaus, wo ich in der ersten Zeit mit den Lähmungen ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Hochziehen der Decke hatte. Wie mühsam etwas früher so einfaches sein kann.

"Gib mir mal das Salz bitte!"

Etwas anderes im Film, ein Running Gag sozusagen, der Zuruf beim Essen: "Gib mir mal das Salz bitte!".
Es erinnert mich zurück an den Reha Aufenthalt, an das gemeinsame Essen im Speisesaal. Da merkt man, was wirklich wichtig wird im Leben. Damals war und wurde es wieder wichtig, einen Salz- oder Zuckerstreuer weiter zu reichen. Und man lachte ungezwungen, wenn man sich potschert benahm. Am Tisch saßen wir alle im gleichen Boot.


Ergotherapie     Ergotherapie

Es war egal, was einen behinderte. Der eine konnte kaum Greifen, weil er sich die Schulter zerstörte, der andere, weil er einen Schlaganfall hatte oder ich, weil ich aufgrund eines Hirnabszesses neurologische Störungen habe.

Der Film zeigt, wie es zugeht in der Reha. Er nimmt das Schwere weg und zeigt das Umdenken auf, dass in einem vorgeht. Dass es auch nach vermeintlichen Schicksalsschlägen ein Leben danach gibt. Es heißt nicht, dass es zwangsläufig schwerer wird. Nur eben ANDERS als vorher.

INKLUSION

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört und das jeder mitmachen kann. Diese Selbstverständlichkeit geht mir in Österreich ab. Jeder muss funktionieren und wenn er das nicht tut, wird er weg geschubst.

Nicht immer und überall, aber doch in der Allgemeinheit. Handicaps sind dort nicht erlaubt. Sie sind störend und halten auf. Das ist nicht erwünscht.
Abseits von der Bewegung sind meine Handicaps kaum zu sehen. Nicht so schnell denken können, langsames reagieren, zusammenhängendes begreifen, tunnelblickartiges Sehfeld. Alles braucht seine Zeit.

Beim langsamen einsteigen in die Straßenbahn fühlt man sich als Hindernis. Oft komme ich nicht bei laufender Grünphase über die Straße. Komplett alleine in der Stadt unterwegs zu sein, ist für mich eine Herausforderung. Allerdings setzte ich mich dem immer wieder aus, in der Hoffnung, mich wieder daran zu gewöhnen.

Im folgenden Video wird in 80 sec. erklärt, was Inklusion ist.


Leichter würde es mit einer funktionierenden Inklusion gehen. Der Weg dorthin ist aber noch ein weiter. Es ist zwar in der UN-Konvention  festgehalten, aber wenn man sich anschaut, wie Menschen mit Handicap behandelt werden, ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig, um ein miteinander zu ermöglichen.

Auf ein gutes neues Jahr

Ich wünsche allen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2018.

Euer Jörg


Ich habe eine richtige Sehnsucht nach dem Gehen. Die Kälte, das Training, das Üben, den Alltag handeln - es ist zurzeit recht viel, was auf mich einprasselt. Dann überlege ich, was mir am liebsten ist. Es ist das Gehen.

Ich muss täglich Prioritäten setzen. Das Gehen oder in Zukunft auch Laufen, ist die meine. Dafür habe ich eine Menge zu Tun. Es heißt allerdings umdenken. Nicht alles, was im Sommer gelang, geht auch jetzt.

Wenn du krank bist - sollst du nicht denken: "Ich bin krank", sondern - "Ich befinde mich in einem Heilungsprozess" - Die Krankheit ist die Heilung,

Safi Nidiaye

Über diesen Satz muss ich oft nachdenken. Ich bin noch immer in einem Heilungsprozess, der noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird. So etwas wie Normalität kann ich noch immer nicht leben. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Familie. Wir lernen damit umzugehen, was oft nicht leicht ist oder erst gelernt sein möchte.

Gerade zur Weihnachtszeit meint man, so viel tun zu müssen. Über allem anderen steht jedoch noch immer das Gesund werden an erster Stelle. Ein gesunder Egoismus hilft mir da weiter. Nicht zu allem JA sagen. Auch einmal NEIN sagen, nicht allen Verpflichtungen nachkommen wollen. Vieles sage ich ab, weil es mir mehr Kraft kostet, als ich habe. Ich schaue auf mich und lerne bei mir zu bleiben.

Antrieb fürs weitermachen kann vieles sein

Im Buch der damaligen ARD-Moderatorin Monica Lierhaus, ist es Silvia aufgefallen, dass es ihr immens wichtig war, wieder richtig sprechen zu können und ein Interview vor der Kamera zu führen. Nur zwei Jahre nach ihrer Gehirnblutung war es so weit. Sie sprach mit Joachim Löw in Rio de Janeiro, nach dem Gewinn der Fußball WM. Das Interview zu führen war ihr so wichtig, es war ihr Antrieb zu üben. Ihr Focus lag darauf. Trotz ihrer Handicaps schaffte sie es. Das ist Bewundernswert.

Mein Antrieb ist, wieder zu gehen / laufen

Seer Konzert

Auch bei mir werden es bald zwei Jahre. Mein Antrieb ist es, wieder gehen und laufen zu können. Mein Focus liegt nicht so sehr beim Sprechen, wie bei Lierhaus. Ich könnte noch kein Interview führen, wie früher. Es ist nicht nur wegen dem Sprechen, auch meine Denkleistung ist noch verlangsamt und der Zugriff zum Wissen fehlt mir in vielen Bereichen. Gerade im Moment werde ich immer wieder daran erinnert. Als Videojournalist für Puls4, hatte ich öfter die Gelegenheit, die Politiker Kurz und Strache, zu Interviewen. Das wieder zu können, hat aber für mich keine Priorität.

Gehen und Laufen hingegen ist mir wichtig. Mich uneingeschränkt bewegen zu können. Daran hängt mein Lebensgefühl, auch wieder mobil zu sein. Niemand kann es wirklich nachvollziehen, was es heißt, nach Monaten im Krankenhaus, zum ersten Mal wieder ins Feie zu dürfen. Ich habe den Winter, den Frühling und einen sehr heißen Sommer, im Zimmer verbracht.
Das erste Mal bin ich Mitte Juli mit dem Rollstuhl für 15 min. von Silvia vor die Neurologie geschoben worden. Ich war so happy, man kann es kaum beschreiben, was in mir vorging. Danach war ich erschöpft, aber von dem Gefühl zehrte ich noch lange. Es sollte wieder zwei Wochen bis zu meinem nächsten Ausflug dauern.

Der Winter macht es mir nicht leicht

Gehen auf dem Schlossberg

Ich muss im Freien Abstriche gegenüber zum Sommer machen. Durch den Schnee habe ich unterwegs nicht viele Sitzgelegenheiten und wegen der Kälte muss ich die Distanz verringern. Ich habe mich noch immer nicht an die Kälte gewöhnen können. Das Nervensystem reagiert sehr sensibel auf das kalte Wetter. Ob Greifen, Gehen oder eine andere Bewegung, alles wird wieder langsamer als schon gekonnt. Da heißt es umdenken und akzeptieren, dass es halt nicht so geht. Oft nicht einfach, weil ich mich ja eigentlich verbessern möchte.

Nach einem Arztbesuch in der Stadt, entschloss ich mich kurzfristig, gleich daneben auf den Schlossberg zu gehen. Eine Abwechslung zum Fitnessstudio. Statt Beinpresse, Stiegen steigen. Die Stufen hinauf sind anstrengend, aber nicht mehr unmöglich. Es war eine Herausforderung und die Möglichkeit, mich wieder im Freien zu betätigen.

Stiegen steigen ist ein sehr gutes Training. Ich muss zwar oft eine Pause einlegen, aber schön ist, dass ich es hinauf schaffte. Silvia war stolz auf mich und ich ebenso. Das Fitnessstudio zeigt Wirkung.

Gehen am Schlossberg Gehen am Schlossberg Gehen am Schlossberg

Von verschiedenen Ärzten bekam ich Lob für meine Entwicklung. Das tut gut zu hören. Sie beurteilen den Hirnabszess natürlich anders und wissen wie lange der Weg zurück dauern kann. Ich selbst sehe halt kaum die Fortschritte und sehe meist nur das, was ich noch nicht kann.

Die Ärzte sehen mich alle paar Monate und können daher Fortschritte besser erkennen. Für mich sind diese sehr klein, aber wie gesagt, Ärzte wissen um die Dauer und können das besser einschätzen, was ich schon kann. Es motiviert mich, gesagt zu bekommen, was sich gegenüber vor einigen Monaten verbessert hat.

Gehen auf dem Schlossberg

Das Pilgern ist mein nächstes Ziel

Silvia und ich vor der Basilika

Der Wunsch zu Pilgern ist noch immer da, allerdings bin ich noch immer nicht dazu fähig. Die Defizite sind zu groß. Einen Rucksack zu tragen bringt mich noch immer aus dem Gleichgewicht und ein Gewicht von 8 kg fühlt sich an wie 25. Bergauf ist mir damit nicht möglich.

In Blog 21 erzähle ich über eine fünf Kilometer lange Wanderung von Graz nach Mariatrost. Es war toll und machte Lust auf mehr. Gleichzeitig musste ich aber einsehen, dass ich zum Pilgern noch nicht fähig bin. Jetzt, 3 Monate später, habe ich kaum Verbesserungen.

Schuld war einerseits der beginnende Winter, der mir das Gehen erschwert. Aber mein Motto: "Never give up!" gilt auch hier. Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ich hantele mich eben von Zwischenziel zu Zwischenziel. Mein langfristiges Ziel bleibt bestehen, aber um nicht die Motivation zu verlieren, darf ich den kurzfristigen Zielen mehr Gewicht geben. Messbare, erkennbare Fortschritte werden dann auch gefeiert.

Das Fitnessstudio ist messbar

Ich im Fitnessstudio

Eines dieser Ziele ist die Beinpresse im Fitnessstudio. Erstmals habe ich 120 kg gestemmt, mit 10 Wiederholungen. Das war es Wert zu Feiern. Immerhin habe ich vor einem Jahr, noch in der Reha, mit 20 kg begonnen. Meine spindeldürren Beine vertrugen nicht mehr. Konsequentes Beintraining war notwendig, denn damit bin ich kräftiger geworden und falle nicht mehr so leicht um.

Vom Radrennfahrer zum Läufer

In den letzten Jahren wandelte ich mich vom Radrennfahrer zum Läufer. Den Sinn, aufzubrechen, habe ich, seit ich 2013 mit dem Laufen begann. Etwa zur selben Zeit begann auch die Überlegung, nach Santiago zu gehen. Pilgern bekam, neben dem Laufen, seinen Platz. Im Grunde genommen ist jeder Lauf ein Pilgern. Es ging nie wirklich um Zeiten, Kilometer oder Höhenmeter - es ging ums Erleben.

Altstadtkriterium Graz 1992, mit Guiseppe Saronni
Altstadtkriterium Graz mit Guiseppe Saronni, 1992
Mit Alexander Rüdiger am Schneeberg zur Pilger Besprechung 2016
Mit Alexander Rüdiger am Schneeberg, 2016

Der Franziskusweg von Florenz nach Rom

Eigentlich wollte ich  Silvias und meinen 50. Geburtstag auf dem Franziskusweg feiern. Der Hirnabszess kam dazwischen. Jetzt steht es als Zwischenziel vor mir, als hätte es auf mich gewartet. Es ist in der Tat ein Ansporn, in den nächsten Monaten körperlich so weit fit zu werden, wenigstens eine Woche nach Italien fahren zu können.

Mein Motto, niemals aufgeben!

Bälle für Ergotherapie

Manch einer fragt sich, wie ich das alles überstehe. Dabei fällt es mir gar nicht so schwer. Ich war im Sport gewohnt, viel zu trainieren und das täglich. Jeden Tag etwas für mich zu tun. Und wenn es nur war, daran zu denken, besser zu werden.

Daher fiel es mir auch diesmal nicht schwer, wieder vom Anfang an zu üben und zu trainieren. Schon auf der Intensivstation war klar, nur wenn ich dafür auch bereit bin, werde ich weiter kommen. Ich konnte damals nicht wirklich denken, aber mein Unterbewusstsein hatte ich schon Jahre davor darauf trainiert, nie aufzugeben.

Meine ersten Übungen, meistens Ergotherapie, dauerten 5 - 10 Minuten. Es waren Fingerübungen gegen die Lähmung, mit kleinen Bällen oder Finkerklemmen. Danach war ich für den Rest des Tages erschöpft. Genau weiß ich es gar nicht mehr, denn vieles von dieser Zeit ist mir entfallen. Ich habe zwar geglaubt alles mitzubekommen, aber in Wirklichkeit war ich oft weggetreten.

Nicht einmal den Transport zur Zahnklinik und das Ziehen eines Zahnes habe ich mitbekommen. Erst Monate später kam ich drauf, bei Gesprächen mit Silvia.

Die Leichtigkeit im Leben

Mein Weg ist auch der Weg zurück zur Leichtigkeit des Lebens, zurück zum Weg des Herzens. Ein Parameter ist für mich der körperliche Zustand. Im Moment beobachte ich mein Gangbild, die Koordination und Ausbalanciertheit, aber auch, wo ich Schmerzen und Gebrechlichkeit spüre.

Massage

Es ist wichtig dies alles in meinem Genesungsprozess mit einzubeziehen. Einseitig antrainierte Körperstrukturen schaden und entsteht Schmerz. Die 5 Monate im Krankenhaus konnte ich meist nur liegen. Das war extrem einseitig und brachte Beschwerden und Bewegungseinschränkungen. Besonders die Rückenmuskulatur erschlaffte und eine beim Radfahren erlittene Wirbelverletzung bringt Schmerzen.

Schmerzen sind aber ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. Das gehört jetzt in Ordnung gebracht. Aber nicht nur die Muskeln oder der Rücken, auch der Bereich, der dahinter steckt. Wer den Weg des Herzens geht, geht seinen Weg mit Leichtigkeit.

Noch viel zu reparieren

Im Moment gehört an mir noch allerhand repariert. Am Anfang konnte ich mich nur Schritt für Schritt erholen. Jetzt komme ich langsam wieder in die Lage, meine körperlichen Belastungen zu beeinflussen, mein Training zu steuern. Zuerst war alles schwer. Mit zunehmenden Training wird alles leichter. Im August 2016 war es ein Kraftakt, vom Krankenzimmer in den 30 Meter entfernten Aufenthaltsraum zu gelangen. Für Außenstehende kaum vorstellbar, wenn ich davon erzähle.

Vieles geht auch heute nicht leicht. Aber manches, was so schwer war, geht heute leichter. Zähne putzen, umrühren, Stiegen steigen - vor nicht allzu langer Zeit nur schwer machbar. Es geht noch nicht perfekt, aber zumindest kann ich es wieder. So geht es in kleinen Schritten weiter.

Das Abenteuer Hirnabszess ist noch lange nicht vorbei!

Auf jeden Fall wünsche ich allen ein schönes Weihnachtsfest, viel Gesundheit und Leichtigkeit im Leben!
...und denkt immer dran:

"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts!"

Schopenhauer Josef

Mental-Training und Hirnabszess, zwei Dinge, die mich seit März 2016 begleiten. Ein Besuch diese Woche bei einem Infoabend über Mental-Training meines Freundes Matthias, nehme ich zum Anlass, darüber zu Erzählen.

Zwanzig Monate, davon fünf im Krankenhaus, liegen hinter mir. Manch einer stellte sich die Frage, wie ich damit umgehe.

Meine Vergangenheit

Iditasport Race Alaska

Dazu möchte ich meine Vergangenheit vorausschicken. In den vielen Jahren als Sportler, war ich gewohnt jeden Tag zu trainieren, um besser zu werden. Das war in mir drinnen und ist es auch heute noch. Daher war es kein so großes Problem, diese Einstellung beizubehalten. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, hätte ich nicht dieses Vorleben gehabt. Meine Sportvergangenheit hat mir sicher dabei geholfen, all die Schwierigkeiten so zu verkraften.

Gerade im Extremsport hat es für mich nie ein Aufgeben gegeben. Ob in der tiefsten Wüste oder bei -25° in Alaska, es musste immer weiter gehen. Das ist eine mentale Einstellung und wie ich die Dinge sehe.

Aufgeben war daher von Anfang an keine Option für mich. Die ersten Monate konnte ich keinen Gedanken fassen, nur auf das reagieren, was gerade unmittelbar anstand. Erst gegen Ende der Krankenhauszeit wurden einfache Dinge für mich wieder erfassbar. Habe ich am Anfang viele Dinge intuitiv getan, konnte ich später die Sachen bewusster wahrnehmen und andenken. Die vielen Jahre Bewusstseinsbildung im Sport haben mir dabei sehr geholfen.

Extremrennen, meine Lehrmeister

Mental-Training im Sport,
Leadville Trail 100

Das Iditasport Race in Alaska, die Crocodile Trophy in Australien und der Leadville Trail 100 in Colorado. Diese und andere Rennen waren meine Lehrmeister, wie ich mit extremen Situationen umgehe.

Es war eine Persönlichkeitsschulung, die mir den Umgang und die vielen Anforderungen mit dem Hirnabszess erleichterte. Es wurde die extremste Herausforderung in meinem bisherigen, oft extremen, Leben. Ich musste lernen damit klar zu kommen, dass sich mein Leben und das meiner Familie komplett änderte.

Mental-Training mit Matthias Ithaler

Diese Woche besuchte ich meinen Freund Matthias bei seinem Infoabend über Mental-Training. Erstmals seit März 2016 besuchte ich überhaupt einen Vortrag. Bisherige Versuche, mich neuem auszusetzen, waren geprägt von Überforderung. Aber probieren geht über studieren. Ich muss es halt immer wieder probieren, meine Grenzen zu verschieben.

Mit Matthias beim Eiger Ultra Trail

Mit Matthias war ich 2013 beim Eiger Ultra Trail. Damals filmte ich für ihn und wir bereiteten einen Film vor, was für Metapher man im Trailrunning fürs Leben lernen kann. Diese Tage sollten auch mein Leben ändern. Ich war so fasziniert von der Atmosphäre die dort herrschte, dass ich mit dem Trailrunning begann.

Es ging mir nicht um Stockerlplätze oder Zeiten, sondern um das Erlebnis. Ein Jahr später stand ich beim Eiger Ultra Trail am Start. Es war ein tolles Erlebnis, das mich nicht mehr loslassen sollte. Zwar lief ich keine Wettkämpfe, aber machte tolle Touren in der Steiermark.

Matthias und ich beim Eiger Ultra Trail 2013,
Mental-Training beim Trailrunning
Matthias und ich beim Eiger Ultra Trail 2013, damals hatte ich noch über 80 kg

Der Vortrag als Gelegenheit zum Testen

Ich wollte diesmal testen, was ich bereits verstehen und aufnehmen kann und was nicht. Meine Aufnahmefähigkeit ist noch stark begrenzt, andererseits ist das Thema Mental-Training für mich seit langem präsent, so dass ich mich gewappnet fühlte.

Ich war vorsichtig, denn ich wusste nicht, wie ich auf soviel Information reagieren werde. Bisher schaltete mein Gehirn nach zu viel Input ab. Ich bin dann zwar noch anwesend, kann aber nichts mehr aufnehmen und möchte mich am liebsten hinlegen.

Der Infoabend war eine gute Gelegenheit, neue Synapsen zu bilden, ähnlich meinem Computerprogramm, mit dem ich ebenfalls dahingehend trainiere. Eine gute Gelegenheit also um, in einem doch recht geschütztem Bereich und vor allem in Wirklichkeit, zu trainieren.

Ich mache, was für mich möglich ist

Seit kurzem nehme ich Omega-3 zu mir, das ja beim Neubilden von Synapsen hilfreich ist. Mein Wille zu mehr ist da, nur das Gehirn macht noch nicht so schnell mit. Gehirn und Nerven stellen mich auf eine harte Probe. Ich mache, was mir derzeit möglich ist.

Leider zahlt die Krankenkasse nicht alles, was möglich wäre. Auf vieles muss ich verzichten, da es finanziell nicht drinnen ist. Ein wichtiger Aspekt werden daher Alternative Dinge sein, die ich selbst zu Hause machen kann.

Über Motivation, Identität und Ziele

itr Mental-Training

Es überraschte mich anfangs, dass ich doch recht aufmerksam den Worten folgen konnte. Es ist ein Bereich, mit dem ich im Moment viel zu tun habe. Aber es zeigte mir, dass ich mit etwas regelmäßigen die Synapsen wirklich wieder herstellen kann.

Beschäftige ich mich lange genug mit einem Thema, geht es gleich leichter. Allerdings schaltete mein Gehirn bei der ersten Frage auf Pausenstellung. Sofort war eine weiße Wand da. Es kommen mir einfach keine Gedanken dazu.

Fragen an mich

Die Frage war: Wie definiert sich ein Ziel? Obwohl ich mich oft damit auseinandersetze, konnte mein Gehirn nicht auf das Wissen zurückgreifen und das entsprechende finden. Die Verbindungen fehlen. Das Wissen ist noch da, aber die Verbindung dorthin fehlt. Es heißt das wieder, soweit wie möglich, herstellen. Da wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.

Eigentlich ganz einfache Antworten, die jedem klar sind, sind mir derzeit nicht möglich. Das Wissen ist da, aber die Synapsen dazu fehlen. In einer Dreier-Runde sollten wir die Frage erörtern und die Ergebnisse präsentieren. Eine komische Situation für mich, in der mir meine Unzulänglichkeit wieder bewusst wurde. Aber diese Unzulänglichkeiten sind auch meine Chance. Ich darf alles neu programmieren.

Die Kraft der Gedanken

Folgender Spruch zeigt mir die Wichtigkeit des Geistes. Es ist nicht mein Schicksal des Hirnabszess und deren Auswirkungen, sondern mein Geist zählt.

"Der Mensch ist nicht Gefangener des Schicksals, sondern einzig und allein seines eigenen Geistes."

Franklin D. Roosevelt, 52. Präsident der Vereinigten Staaten

Daher ist die Arbeit am Geist so wichtig und dazu eignet sich Mental-Training sehr gut. Zum Glück habe ich mich schon vorher damit beschäftigt, so kann ich jetzt darauf zurückgreifen. Besonders die Vorstellungskraft spielt in meiner Genesung eine große Rolle.

Dort will ich wieder hin!
Mental-Training hilft
Dort will ich wieder hin!

Der Geist kennt keine Grenzen!

Wenn man erkennt, wie groß und stark der Geist ist, sind einem keine Grenzen gesetzt. Mental-Training hilft, seine Grenzen auszuweiten. Es ist kein Hokuspokus, der von heute auf morgen passiert. Das war es auch damals im Sport nicht. Aber wenn mir die Krankheit eines zeigte, dann ist es: Wie fokussiere ich mich auf eine Sache und bleibe dran!

Ich war früher im Sport sehr fokussiert, habe aber später in der Wirtschaft diesen Focus nicht immer beibehalten. Jetzt wurde ich durch die Krankheit dazu wieder gezwungen, fokussiert zu sein. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich. Diese Liste lässt sich fast endlos fortführen. Denn auf alles was ich mache, ist meine Konzentration fokussiert. Es gibt kein Abschweifen und kaum Ablenkung mehr. Dazu lebe ich absolut im Hier und Jetzt.

Aus Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, sich mit Mental-Training zu beschäftigen. Matthias gibt kostenlose Infoabende, um sein System kennen zu lernen. Besonders interessant ist der Teil: Wer bin ich?

Mehr Information dazu findet ihr unter:  www.icorlink.at


Ich möchte heute anreißen, was für mich schon lange Thema ist. Der Umgang mit den Auswirkungen der Krankheit.

Anreißen deshalb, weil ich den Umfang bisher noch nicht erfassen konnte. Aber es ist ein wichtiges Thema und ich möchte nicht länger damit warten.....nämlich der offene Umgang mit der Krankheit und seine Auswirkungen auf die Umgebung.

Ich bitte um Verständnis, dass es unvollständig ist oder durcheinander. Dazu fehlt mir noch die Übersicht. Aber es ist wichtig und ich merke, ich kann jetzt beginnen es aufzuarbeiten.

Alleine gelassen

Alleine, eine der Auswirkungen
Ich fühle mich alleine

Es wird oft geschwiegen in diesem Bereich und man bekommt schnell das Gefühl, damit alleine gelassen zu werden. Oft sind es auch Scham oder Angst, mit dieser Situation nicht zurechtzukommen. Dieses Tabu möchte ich brechen. Der Sinn meines Blogs ist es, mit diesem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Lösungen habe ich nicht, aber ich kann sagen, was ich mir gewünscht hätte.

Die Auswirkungen der Krankheit sind ja mein Thema hier im Blog. Bisher behandelte ich nur meine eigenen körperlichen und geistigen Auswirkungen und meine Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben. Es ist sicher interessant, wie man in dieser Lage damit umgeht, sich auch nach Rückschlägen wieder aufzurichten.

Untrennbar mit der Krankheit verbunden sind Schwierigkeiten, die während des Krankheitsverlaufs auftreten oder einem in den Weg gelegt werden. Ich bin mit  vielen Dingen neben der Rehabilitation beschäftigt, dabei geht es doch für mich in erster Linie darum, wieder gesund zu werden. Dieses "Allein gelassen werden"  nimmt einen großen Teil ein, der mich auf dem Weg zurück ins Leben oft behindert. Dazu ein andermal mehr.

Auswirkungen auf das Umfeld

Ein weiterer Aspekt, der dazu gehört, ist die Auswirkung auf das Umfeld. Je nachdem wie groß dieses ist, ist sie mehr oder weniger groß. Dazu gehört alles, was mit dem Ausnahmezustand zu tun hat. Familie, Freunde, Ärzte, Krankenhaus, Arbeitskollegen, Ämter, Behörden und, und, und.....! Ich kann gar nicht alles aufzählen, da ich das noch nicht gesamt "denken" kann.

Von einem Tag auf den anderen trat ein Ausnahmezustand auf. Niemand, der nicht schon selbst in einer solchen Lage war, kann das in diesem Umfang nachvollziehen. Man kann es verstehen, aber nicht wirklich nachvollziehen, wie es den Personen geht. Obwohl in einem solchen Fall so viel passiert und sich verändert, ist es nach wie vor ein Tabuthema. Man spricht kaum darüber, gibt sich nicht preis, oft einfach aus Scham so schwach zu sein.

Dabei gilt: Was ist, dass ist. Es ist geschehen. Die ersten Wochen verkroch ich mich zu Hause. Ich konnte nicht denken und mich nur wenig bewegen. Jeden Kontakt zu Außenstehenden vermied ich, weil es mich belastete. Zu Sprechen war mir nur begrenzt möglich. Selbst mit Silvia konnte ich nicht über die Probleme sprechen, die anstanden. Mein Organismus war nur auf sich selbst konzentriert und ließ gar nichts anderes zu.

Zu Hause und doch nicht da!

Es war eine schwierige Zeit, wieder nur ansatzmäßig ins Leben zu finden. Erstmals bekam ich mit wie es Silvia geht, wie es den Kindern geht. Und konnte doch nicht darauf reagieren. Ich war zu schwach, die Defizite zu groß und ich musste noch so viel neu lernen. Kaum aus dem Krankenhaus draußen, waren wir auf uns alleine gestellt.

Ich war zwar zu Hause, aber so mit mir und den Auswirkungen beschäftigt, dass ich mit allem anderem überfordert war. Silvia war mit den Problemen noch immer alleine gestellt. Dabei wollte sie einfach einmal nur durchschnaufen, sich aussprechen, reflektieren können. Aber es war mir noch nicht möglich.

Die Angehörigen werden meist von keinem Sicherheitsnetz aufgefangen, wie ich es als Betroffener erleben durfte. Mir wurde sofort und längerfristig geholfen und die Schulmedizin tat ihr möglichstes. Ich bekam im Krankenhaus unter anderem psychische Betreuung, da mit den Folgen eines Hirnabszesses auch psychische Probleme auftreten können.

Bei einer Untersuchung wurde einmal festgehalten, dass bei mir keine Suizidgedanken vorliegen bzw. feststellbar sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach so einem Vorfall der Eine oder Andere ans Aufgeben denkt.

Während der 5 Monate im Krankenhaus wechselten zahlreiche andere Patienten in meinem Zimmer. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ich sah jedem an, ob er leben wollte oder nicht. Die einen arbeiteten an sich und waren optimistisch, andere hatten sich aufgegeben und waren negativ.

Sicherheitsnetz für Angehörige gab es nicht

Auf einen wichtigen Teil in diesem Puzzle wurde allerdings vergessen. In meinem Fall auf Silvia und die Kinder. Sie wurden von keinem Netz aufgefangen. Sie waren sich selbst überlassen und damit heillos überfordert. Das ganze Ausmaß und die Auswirkungen eines solchen Schicksalsschlages sind enorm und für Unbeteiligte schwer nachvollziehbar.

Unserer beiden Familie ist nicht groß, daher waren auch nicht viele helfende Hände da. Meine Mutter übernahm Kinderdienste. Meine Tante half organisatorisch, ging mit zu Ämtern und kümmerte sich um mich im Spital. Dann war es aber aus. Mehr waren nicht da.

Um die Lage zu erklären.... Silvia war größtenteils auf sich allein gestellt. Sie sollte den Kindern Sicherheit geben, mit der Schule helfen, täglich kochen und den Haushalt führen. Dazu der tägliche Besuch auf der Intensivstation, verbunden mit der großen Sorge um mich. Dass ich um mein Leben kämpfte, bekamen sie und ein paar Menschen im näheren Umfeld mit.

Es gab von Tag zu Tag nur eine einzige Frage: wird es besser oder schlechter. Bei mir setzten die Lähmungen ein und ich wurde immer schwächer. Keine guten Aussichten. Von vollständiger Genesung bis zum Pflegefall oder auch dem Tod, war alles möglich.

Am Limit

Formulare ausfüllen

Silvia konnte sich in dieser Situation aber nicht nur auf mich konzentrieren, was das nächstliegendste gewesen wäre. Nein, sie hatte ja auch die Kinder und den Haushalt. Und es kam recht bald noch etwas dazu. Sie hatte meine Gewerbe aufzulösen und so schnell wie möglich die Erwerbsunfähigkeitspension für mich anzusuchen. Aufgrund von Investitionen im Jahr davor war kaum Geld da und es drohte die Zahlungsunfähigkeit.

Sie musste den Mitarbeiter entlassen und an so vielen Fronten kämpfen, dass sie eigentlich gar keine Zeit für die Kinder oder die Sorge um mich dafür hatte. Die Existenz stand am Spiel.

Vieles lastete auf Silvias Schultern. Sie kämpfte an einer anderen Front ums Überleben. Mehrere Freundinnen wandten sich ab von ihr, weil sie mit der Situation nicht umgehen konnten oder wollten. Silvia fühlte sich alleine gelassen. Sie hätte manchmal nur jemanden gebraucht, der ihr seine Zeit gab und zuhörte. Hilfe anfordern war ihr nicht möglich, denn sie funktionierte nur mehr. Gedanken und Überlegungen waren kaum möglich. Es war und wurde zuviel.

Psychologische Hilfe für zu Hause blieb aus

Der Jüngere bekam Probleme in der Schule, was eine zusätzliche Belastung brachte. Ich lag auf der Intensivstation, von alldem nicht berührt, was draußen vor sich ging. Zwischendurch war Silvia richtig wütend auf mich, dass ich sie so im Stich gelassen habe. Sie wusste weder ein noch aus, aber alles drehte sich nur um mich.

Es erkannte niemand, weder im Krankenhaus noch anderweitig, dass eigentlich Silvia und die Kinder psychologische Hilfe benötigt hätten. Besonders die Sache mit unserem Sohn belastete sie sehr. Sie war so am Limit, dass sie nur mehr irgendwie funktionierte, um das Wichtigste zu erledigen. Die Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis. Ruhe zu finden war kaum möglich.

Tätigkeiten wie Kochen oder die zahllosen Erledigungen wurden fast unlösbar, Telefonate immer schwieriger. Sie konnte kaum mehr abheben und zuckte zusammen, wenn das Telefon läutete. Gespräche mit Ämtern und anderes wurde fast unmöglich, so auch Überlegungen, was sie wie angehen sollte.

Danke an meine Freunde

Nach der OP im Krankenhaus

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei verschiedenen Freunden zu bedanken. Ich war sicher kein schöner Anblick im Krankenhaus, darum ist es umso bewundernswerter, dass sie mich trotzdem besuchen kamen. Sie gaben Silvia die Gelegenheit, etwas zur Ruhe zu bekommen. Nach der Operation war es möglich, mich einmal in der Woche zu besuchen. Mehr vertrug ich nicht. Damit war Silvia manchmal frei gespielt und konnte, soweit dies möglich war, auf sich selbst schauen.

Ich danke meinen ehemalige Radlerkollegen Flo, Niki, Heinz und Hermann, dass sie mich besuchten und mich in Gesprächen vom Alltag ablenkten. Ein Danke auch an Harry, der mich mit gesunden Nährstoffen versorgte und mir mental geholfen hat, sowie Dietmar, der mir mit fachlichem Rat aus seinem großen Background zur Seite stand.

Auch Alexander, der in Telefonaten Silvia immer wieder Trost spendete. Sorry, ich konnte leider nicht abheben 😉

Besonders bedanken möchte ich mich bei Bernd, der mich immer wieder besuchte und Silvia und meine Kinder unterstützte und ohne viel zu fragen geholfen hat.

Allen gemeinsam steht, dass sie meinen Anblick ertragen haben, der in der Zeit nach der OP nicht der schönste war. Danke dafür!

Soviel in einem ersten Bericht über die wohl schwerste Zeit in meinem Leben. Es wird noch mehr folgen, aber ich brauche noch Zeit, um vieles aufzuarbeiten. Viele Gedanken kommen erst jetzt oder werden mir wieder bewusst. Gerade mein jüngerer Sohn zeigt mir immer wieder viel auf und erinnert mich daran, dass es noch nicht vorbei ist.

Die Ausnahmesituation hält noch immer an und die Auswirkungen sind noch immer zu spüren, wenn auch ein wenig entschärft. Zeit spielt dabei eine große Rolle für mich. Ich lerne, was wirklich wichtig im Leben ist. Leider brauchte es die Krankheit dafür.

"Zeit ist alles, was du hast. Du könntest eines Tages herausfinden, dass du weniger davon hast, als du denkst."


Am 17. November gab es einen Bericht auf Puls4 über meinen "Mein Weg zurück ins Leben" zu sehen. Dazu besuchte mich ein Kamerateam von Puls4, mit dem Kameramann Robert Lerch, bei mir zu Hause.

Ein Jahr und 8 Monate sind seit dem Anfang des Hirnabszesses vergangen. Es sind meine ersten Videoaufnahmen seit damals.

Mein Weg zurück ins Leben

Puls4 Bericht
Mein Weg zurück ins Leben

Gestaltet hat ihn meine ehemalige Kollegin Nadja El-Gedawi. Der Beitrag wurde für die Reihe “Starke Menschen” in den Puls4 News gedreht.

Es war komisch für mich, einmal auf der anderen Seite der Kamera zu stehen. In den letzten Jahren machte ich genau diese Art von Beiträgen. Für mich lag die Herausforderung im Interview, wo mir mehrmals die Wörter oder was ich sagen wollte, entfallen ist.

Zum Ersten mal selbst auf Filmaufnahmen gesehen

Dazu  konnte ich mich zum ersten Mal selbst auf Filmaufnahmen sehen. Ein bisschen bin ich erschrocken, mich so zu sehen. Es hat mich aber motiviert, mich auch mal mit der Videokamera festzuhalten. Bisher war es mir aber nicht möglich. Ich muss mich erst wieder langsam daran gewöhnen.

Es war gut, mich einmal selbst zu sehen. Wie ich gehe und wie ich spreche.

Vicky Wolf mit Kameramann Robert Lerch von Puls4
Interview zu Mein Weg zurück ins Leben
Vicky Wolf mit Kameramann Robert Lerch von Puls4 und ich

Meine Message “Nicht aufgeben” war der Aufhänger für den Film. Selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen nicht aufzugeben. Das war nicht immer klar. Denn gerade am Anfang wäre es leicht gewesen nicht mehr zu wollen. Diesen Gedanken hatte ich aber nicht in mir.

Es wird noch lange dauern, bis ich wieder ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen kann. Bis dahin heißt es, weitermachen. Als ehemaliger Postler gibt man nur einen Brief auf, nicht sich selbst!

"Never give up"


Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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