Wandern als Therapie, am Grazer Umland-Weg. Brain Fog, chronische Fatigue, Muskelschwäche, meine Beschwerden seit dem Hirnabszess haben viele Namen. Sie haben große Ähnlichkeit mit Long Covid und erfordern nach wie vor Therapie.
Diesmal gings am Grazer Umlandweg, von Straßengel zum Stift Rein und zurück. Der Aufenthalt in der Natur hilft mir, diesen Gehirnnebel wieder ins Gleichgewicht zu bekommen.
Bis zum März 2020 konnte ich mich verbessern, was meine Gedächtnisleistung betrifft. Seit Beginn der Corona-Pandemie trat wieder eine Verschlechterung ein.
Es ist kein richtiges Denken möglich, man vergisst ständig was und es ist kaum möglich, mehr als ein, zwei Seiten eines Buches zu lesen, die Konzentration fehlt. Stimmungsschwankungen, eine mangelnde Fokussierung, Konzentrationsschwierigkeiten mit einer Orientierungslosigkeit, fällt mir seit dem Winterbeginn an mir auf.
Was ist Brain-Fog? https://www.panikattacken-wastun.at/angststoerung-brain-fog/
Ich brauchte von 2016 bis 2019, um meine Gehirnleistung einigermaßen zu verbessern. Nach dem Camino France im Jänner/Februar 2020 war meine Gehirnleistung so gut wie noch nie, seit dem Hirnabszess. Mit Beginn der Corona-Pandemie begann es sich zu verschlechtern. Die Lockdowns und die vielen Regeln, beherrschen meine Denkvorgänge und stellen mich vor besondere Herausforderungen.
Mit dem Winterbeginn trat dieser Brainfog immer wieder auf und hat jetzt einen Höhepunkt. Mein Gehirn kreist ständig um Corona, auch wenn ich es nicht möchte. Es ist schwierig aus diesem Gedankenkarussell auszusteigen und klare Gedanken unmöglich.
Die Ursache dafür kann vielfältig sein, bei mir war es der Hirnabszess. Seit Covid ist es bekannter, denn manchmal erkranken auch Covid Betroffene daran. Es ist aber nicht nur das. Die chronische Fatigue und Muskelschwäche betrifft mich schon seit Jahren. Dazu die fehlende Propriozeption und fertig ist der Salat. Oft weiß ich gar nicht, woran ich trainieren soll oder worauf ich mein Hauptaugenmerk legen soll, weil noch immer so viel notwendig ist.
Was mir sehr hilft, ist Wandern. Das Pilgern in Spanien fehlt mir, denn das hat mir bisher am besten geholfen. Im Gehen wird das Gehirn und das Denken beruhigt. Gut sind neue Wege, wie der Grazer Umland-Weg, denn dann ist das Gehirn damit beschäftigt neues aufzunehmen und kann nicht in eine Endlosschleife fallen, wie es sonst leicht der Fall ist.
Wandern, Pilgern und Gehen ist eine Möglichkeit, dem Brain Frog zu entkommen. Am wichtigsten ist es, im täglichen Leben etwas zu ändern. Das ist seit Corona allerdings anders geworden, denn diese Änderungen sind nur begrenzt für mich möglich. Von der Politik, bis zu den Regeln, belastet zu viel meine Gedankengänge, da bleibt oft kaum etwas fürs Gesund werden über.
Eine weitere wichtige Therapie ist das therapeutische Tanzen, die auch mit Bewegung zu tun hat. Ich schließe es meist danach mit einer Wanderung von Frohnleiten nach Judendorf ab, wo ich das neu Gelernte verfestige. Das Gehen und Bewegen bleibt meine beste Therapie.
Nach einer schlechten Nacht, wegen dem Brain Frog, beschloss ich über den Grazer Umland-Weg nach Rein zu gehen und wieder zurück nach Judendorf. Bei sonnigem Wetter startete ich bei der Kirche in Straßengel. Auf Wald- und Wiesenwegen, legte ich die ersten Kilometer zurück. Seit meinem Sturz am Eis zu Weihnachten, steht das Training an der Koordination an erster Stelle. Diesmal wollte ich aber im Kopf leer werden und dem Gedanken Karussell entkommen.
Nach einem Asphaltstück ging es einen traumhaften Waldweg entlang. Der Wald hat mir schon immer sehr gut geholfen und ich kann mich gar nicht satt daran sehen, an den Bäumen und den Farben. Bergauf, bergab führt mich der Weg in die Schirning, oftmals noch die Kirche Straßengel im Blickfeld. "Waldbaden" ist ja öfter Teil meines Therapie-Planes.
Von der Schirning geht es entlang des Aichkogels vorbei. Meist im Wald, ist es sehr beruhigend für die Augen, den Geist und das Gehirn. Jegliche belastenden Gedanken verschwinden und man steht im Leben, welches die Grundbedürfnisse befriedigt, an erster Stelle dem Atem.
Durch die Muskelschwäche kommt dem Atem eine besondere Bedeutung zu. Es dauerte dreieinhalb Jahre, bis ich den Ruhepuls von 80 nach dem Krankenhaus, auf 55 bis 60 herunterbrachte. Als Radrennfahrer hatte ich 35 und vor dem Hirnabszess noch 45. So stapfe ich aufwärts, auf den Atem konzentriert und ohne Gedankenspiele im Kopf.
Nach 15 Kilometern erreiche ich das Stift und mache gegenüber auf einem Hügel, mit Blick hinunter und über die Gegend, Rast auf einer Bank. Es ist so anders, wenn ich unterwegs bin. Alles fällt von mir ab und ich brauche mich nur um mich selbst spüren und kümmern. Gerade dieses selbst spüren, was ich in mir fühle, ist wichtig.
Die Gegend um Stift Rein gefällt mir und der Grazer Umland-Weg führt durch Wälder, die im Sommer besonders grün sind. Einer der wenigen Vorteile in dieser Corona-Zeit, ist das Kennenlernen meiner Umgebung und das Anfinden von immer noch neuen Wegen, die ich noch nicht kenne.
Von Rein weg, geht es noch auf den Kalvarienberg mit seinem Kreuzweg. Moderne Kreuze säumen den Weg, der an einer Kapelle endet, hoch über dem Gratkorner Becken. Eine tolle Aussicht zum Abschluss. Vorsichtig geht es steil hinunter nach Gratwein. Jeden Tritt muss ich aufpassen und genau überlegen, wo ich den Fuß hinsetzen.
Ich entschließe mich für den direkten Weg von Gratwein zurück nach Judendorf. Den Waldweg hebe ich mir fürs nächste Mal auf. Bald lacht mir die Kirche von Straßengel entgegen und ich schließe die Runde nach über 20 km ab.
Es war diesmal fast ein Pilgerweg für mich. Mehr nach Innen gekehrt, als nach Außen. Ja, Gehen gibt mir Sinn und bringt mich wieder ins Gleichgewicht. Seit meinem Walkabout war ich nicht mehr über mehrere Tage unterwegs, dabei hilft es mir wie kaum was anderes, in meiner Rehabilitation. Das Gehen bringt mich zurück ins Leben.
Aus diesem Grund möchte ich heuer noch Pilgern gehen oder, je nach Pandemie Lage, einen langen Weg in Österreich. Ich habe viel erreicht dadurch in den letzten Jahren in meiner Rehabilitation, wenn es durch Corona auch verzögert wurde.
Mal schauen, wo mich die Pandemie noch hinlässt?
Super, wie du das machst! Ist es nicht auch so schön bei uns? Da lebt man richtig auf lG C
Ja, es ist wirklich schön. Auch bei uns gibt es so viel zu entdecken. Ich staune immer wieder, wie unterschiedlich das gleiche aus allen Himmelsrichtungen aussieht.
Lg
Lieber Jörg!
Fein, dass du wieder unterwegs warst!
Ja, die Covit Situation belastet uns Alle.
Deine persönliche Situation meistert du immer wieder aufs Neue.
Ich bewundere Deinen Mut, deine Zuversicht, Dich immer neuen Herausforderungen zu stellen!!!
Ich möchte deinen Spruch aufnehmen:
„ Never give up!“
Alles Liebe
Andrea
"Never give up" hat eine besondere Bedeutung in dieser Zeit.
Bis demnächst einmal!
Das sieht nach einer richtig schönen Wanderung aus.
Werde ich demnächst gehen 😉
Wirklich zum Empfehlen!