Meine wichtigste Erkenntnis bisher - Ich lebe! Es wurde ein neues Leben, an das ich mich oft erst gewöhnen muss. Aber zu Leben, dass hat einen besonderen Stellenwert bekommen. Aufgeben war nie eine Option.
Diesen Wert hatte es schon früher, allerdings veränderte sich meine Sicht darauf. Früher mir wichtiges, hat jetzt nicht mehr diesen Stellenwert. Statt Aufgeben - Weitermachen.
Ich bin noch immer hauptsächlich damit beschäftigt mich und meine Gesundheit wieder herzustellen. Aber das hat Qualität und es ist kein Zwang dahinter. Jeden Tag möglichst positiv abzuschließen ist mir zur Gewohnheit geworden. Eine Dankbarkeit dem Leben gegenüber. Denn man kann das Leben unterschiedlich wahrnehmen. Natürlich hadere ich manchmal. Aber im Gegensatz zur positiven Einstellung sonst verschwindend gering.
Aus diesem Grund nehme ich ab 30.April auch am Jammerfasten von Peter Beer teil. Es wird interessant, wie oft es einem bewusst wird, dass man ins jammern verfällt. Ich freue mich schon auf dieses bewusste Wahrnehmen der Sprache. Wer Lust hat, kann ja daran teilnehmen. Denn wenn man bedenkt, wie die Welt ausschauen könnte, würde niemand jammern! (Hier der LINK zum Mitmachen)
Aufgeben wäre damals eine Option gewesen. Mich nicht der Anstrengung auszusetzen, wieder von vorne beginnen zu müssen. Denn es ist beileibe nicht schön, alles neu zu lernen. Denken, Bewegen, Essen, Schreiben und vieles mehr. Mit 50 Jahren auf der Stufe eines Kindes stehen und die Hälfte des Leben hinter sich zu wissen (In Träumen werde ich immer 96 Jahre alt, daher die Hälfte).
Aber es gab auch die Option weiterzumachen, noch einmal von vorne anzufangen. Ich darf gestehen, aufgeben war für mich nie eine Option. Mein Körper war schon seit den Jahren im Sport darauf programmiert, immer besser zu werden und nicht Aufzugeben. Mit Aufgeben hätte ich nie erfahren, wie es sich anfühlt doch weiterzumachen und wieder zu leben.
Eines ist mir klar. Mein Leben wird nie mehr so sein wie früher. Ich darf aber auch sagen, ich habe in meinen ersten 50 Jahren bereits mehrere Leben gelebt. Wenn ich Revue passiere, was ich schon Erleben durfte, dann passt das ins Leben von mehreren Personen.
Diese Frage habe ich mir gestellt und ich durfte feststellen, dass ich sehr viel erlebt habe. Alles Weitere jetzt ist eine Draufgabe.
An allererster Stelle steht, wieder gesund zu werden. Auch wenn das noch länger dauern soll. Aber was ist schon Zeit, wenn man dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Wie oben erwähnt, habe ich noch 45 Jahre vor mir. Was sind schon die paar Jährchen, bis ich wieder einigermaßen gerade gehen und denken kann?
Die ersten Monate war ich manchmal zu versessen darauf, wieder zu funktionieren wie vorher. Bis ich das Ausmaß erst einmal selbst begriffen habe, verging einige Zeit. Denn es ist komisch, denken zu wollen, aber nicht zu können.
Seit erst kurzem kann ich beginnen, zusammenhängendes zu denken. Meist habe ich eine weiße Wand vor mir, aber hin und wieder kann ich einen Gedanken einen Schritt weiter denken. Mein Kurzzeitgedächtnis war und ist noch immer betroffen. Ich tue mich schwer, etwas zu behalten. Einkaufszettel zum Beispiel.
Dafür übe ich an einem speziellen Computerprogramm. Jeder, der es sieht denkt sicher, "Kinderspiele". Aber es reicht, um mein Gehirn zu fordern und zu fördern.
Seit etwa einem Monat habe ich den Schlossberg für mich entdeckt. Bisher war er mir zu steil und für mich nur per Bahn erreichbar. Vor allem die Ortsveränderung tut gut. Neue Wege erkunden und die schöne Aussicht auf Graz genießen.
Ich war stolz, ihn vor kurzem erstmals überschritten zu haben. Der Schlossberg ist ideal, weil es alle paar Meter Bänke zum Ausrasten gibt.
Ein wichtiger Punkt sind dort für mich die Stufen. Es gibt sie in allen Höhen. Bei den fast Knie hohen habe ich ordentlich zu tun. Besonders das Gleichgewicht wird dabei gefordert. So trainiere ich Kraft, Koordination und Gleichgewicht.
Wenn ich die letzten zwei Jahre zurückblicke, dann verging seither kein Tag, an dem ich nicht irgend etwas übte oder trainierte. Wie viele Kilometer bin ich seither gegangen? Ich weiß es nicht. Es ist auch egal. Ich mach einfach jeden Tag weiter, was geht. Wie sagte schon die Moderatorin Monica Lierhaus nach ihrer Gehirnblutung:
"Man darf die Länge des Weges nicht thematisieren!"
Das hatte ich schon in Alaska beim Iditasport Race. Die Länge durfte ich damals auch nicht zum Thema machen. Erst nachher wurde es mir bewusst das ich auf einem Hundeschlittentrail von Graz nach Salzburg fuhr und das bei -35 Grad.
Daran muss ich oft denken zurückdenken und darf es jetzt beherzigen. Es kommt mir manchmal so vor, als wäre der Extremsport früher nur ein Aufwärmen für das Jetzt gewesen. Mein Leitspruch im Leben, den ich schon lange habe, ist:
"Es ist gut so wie es ist, nicht weil es gut ist, sondern weil es ist!"