Ja, ich habe es geschafft. Geschafft, mich selber zum Ersten mal seit dem Hirnabszess zu filmen. Ich habe schon früher meine Reisen und Abenteuer in Bild und später in Film fest gehalten. Dieses mal war es anders. Von meinem größten Abenteuer bisher gibt es vom Anfang nur ein paar Fotos und keine Filmaufnahmen. Ich selber konnte nicht und meine Familie dachte nicht daran oder wollte auch nicht.
Daher gibt es vom ersten Jahr meiner Krankheit keine Bilder oder Filmaufnahmen. Es wäre für mich gut gewesen, zumindest als ich wieder zu Hause war, meinen Fortschritt festzuhalten. Die wenigen Filmaufnahmen, die es gibt, helfen mir, mich auf eine neue Art wahrzunehmen. Den ersten Film von mir gab es im Rahmen des Beitrages auf Puls4 im letzten Herbst. Damals habe ich mich zum Ersten mal, seit dem Hirnabszess, selber in Filmaufnahmen gesehen.
Es hat mich erschreckt, wie ich auf den Bildern unsicher durch die Gegend wanke. Selbst nahm ich mich nicht so wahr. (Hier der Filmbericht von Puls4)
Im Wald, vor mir die GoPro, versuchte ich festzuhalten, wie es mir geht.
Besonders die Bewegung kann ich per Video gut für mich analysieren. Denn es ist noch immer vordergründig, dass ich mich nur auf einen Gedanken fokussieren kann und dann erst auf den nächsten. Multitasking ist eine immense Herausforderung für mich.
Besonders schwer, wenn ich eine dahingehende Übung mache. Filmen ist deswegen eine Herausforderung, weil es an so viele Punkte anknüpft. Vielleicht werde ich in nächster Zeit öfter damit hantieren.
Dieses Multitasking wieder zu erlernen, ist essenziell für mich. Denn es behindert alles, was das Leben ausmacht. Zumindest habe ich dieses Gefühl. Um in unserer Gesellschaft bestehen zu können, ist diese Fähigkeit unabdingbar. Andererseits habe ich kein Problem damit, das mir diese Eigenschaft fehlt. Eigentlich lebe ich besser damit.
Es darf egal sein, wenn ich mich nicht, wie gewollt, ausdrücken kann. Wenn ich, auf den Film bezogen, nicht immer die richtigen Worte finde. Wenn ich eigentlich wirr durcheinander und nicht strukturiert vorgehen kann. Damit habe ich Probleme, gerade im Film und oder beim Schreiben meines Buches.
Trotz der Probleme, werde ich weiter machen. Denn es ist eine sehr gute Therapie für mich und außerdem möchte ich durch das Aufzeigen meines Schicksals darauf hinweisen, dass in unserer Gesellschaft Inklusion noch immer nicht Wirklich ein Thema ist. Alleine das Wort ist schon schwierig. Die meisten Menschen kennen es noch nicht einmal.
Trotz meiner Handicaps möchte ich noch einiges erleben, dies weiter geben und damit zu mehr Verständnis und eben dieser Inklusion beitragen.
Durch meine lange Zeit als Sportler und später als Videojournalist fürs Fernsehen habe ich einen Background, der viele Menschen in diese Richtung hin sensibilisieren kann. Wie seht ihr Inklusion oder Behinderung in unserer Gesellschaft? Wie geht ihr damit um und wie seht ihr es?
Hallo Jörg ,
Bisher kannte ich ja nur dein Instagram-Account .
In den letzten Tage habe ich immer mal wieder auf deinem Blog gestöbert. Heute habe ich deinen Film aus 2018, den du im Wald gedreht hast, entdeckt.
Ich finde den Film wirklich sehr beeindruckend. So ein Film erfasst doch viel mehr als nur Bilder und geschriebene Worte. Deine Stimme zu hören macht auch viel aus. Ich kann mir das jetzt alles viel besser vorstellen. Man bekommt einen viel besseren Bezug zu dir.
Vielleicht wäre es an der Zeit mal wieder so ein Videoprojekt als Fortsetzung anzugehen ?
Was hat sich weiter verbessert ?
Du hast bestimmt gute Ideen.
Lass dir das mal durch den Kopf gehen, ohne das es dich stresst . Wenn dieser Gedanke nichts für dich taugt, dann nimm diesen Eintrag zumindest als Lob. Ich habe dir sehr gerne zugehört. Ich finde, du meisterst deine Lebenssituation wirklich bemerkenswert gut.
Und ja ... ich glaube das „LEBEN lernen“ findet auch seinen Weg zu dir, wenn du es lässt . Es ist immer alles schon da. Manchmal sieht man es nur nicht.
Du weißt ja jetzt, dass NEBEL rückwärts gelesen LEBEN heißt. Gibt den schönen Dingen in deinem Leben noch mehr Platz . Manchmal tut es gut die Kontrolle auch etwas aufzugeben. Man braucht sie nicht immer. Manchmal darfst du einfach noch mehr Vertrauen haben ... in dein eigenes Potential und das dir weiterhin geholfen wird von einer höheren Instanz.
Jetzt habe ich so viel geschrieben . Ich hoffe, dass dich das Lesen des Textes nicht zu sehr anstrengt.
Ich schaue mal wieder gerne auf deinem Blog vorbei.
Viele Grüße
Christiane von @issnatuerlichfrisch
Hallo Christiane,
danke für die vielen Worte.
Langsam kommen wieder mehr Ideen und ich funktioniere besser.
Es dauert aber noch, vielleicht weil ich zuviel möchte. Ich lasse keinen Stress in mein Leben, denn ich kann sowieso nichts künstlich voranbringen.
Ich arbeite derzeit an einem Buchprojekt meiner Geschichte, das füllt mich aus. Schön langsam finde ich auch meinen Weg mit Corona,dass mein Leben sehr verändert hat.
Vertrauen ist so eine Sache, an der ich dran bin, aber nur Stück für Stück Weiterkommen.
Ich habe erst 2019, am Camino Norte, zum ersten Mal ins Leben hinein schnuppern dürfen,dank toller Pilgerfreunde.
Mit Corona begann meine Rehabilitation von Neuem und besonders das Leben lernen ist die Herausforderung.
Deine Insta-Fotos sind jedenfalls eine Bereicherung und inspirieren mich, wieder kochen zu lernen.
Danke und liebe Grüße
Jörg