94. Nicht Denken können, heißt nicht Geistig behindert!

11. Januar 2019
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3 Minuten Lesezeit
Thalamus denken

Das Denken und Ich, eine zwiespältige Sache. Betroffen ist der Thalamus, das Steuerzentrum des Körpers. Es steuert die Motorik, Sensorik, aber auch die Psyche. Also alles, was mich eigentlich ausmacht.

Das heißt aber nicht, das ich geistig behindert bin. Ich nehme alles wahr, nur ist es mir nicht möglich alle Zusammenhänge zu erkennen oder verbal auszudrücken.

Der Thalamus ist eines der komplexesten Bereiche im Gehirn. Ich darf jetzt diese Auswirkungen handhaben lernen, ja muss sie lernen, denn sonst habe ich keine Lebensqualität.

"Wenn das Denken nicht mehr funktioniert", was heißt das überhaupt?

Das ist eine Frage, die ich selbst gerne wüsste. Immer mehr Bausteine fügen sich jetzt langsam zusammen. Schon seit längerem recherchiere ich über das Gehirn, die Funktion des Thalamus und den Auswirkungen auf mich.

Die Bewegung ist das Eine, das Denken das andere. Irgendwie gehört beides zusammen, steht aber doch für sich alleine. Das macht es schwer, darüber zu schreiben.

Denn diese Zusammenhänge sind für mich kaum zu erfassen. Das Niederschreiben hilft mir, ein bisschen den Überblick zu bewahren.

Schreiben im Cafehaus

Aphasie, die Sprachstörung

So wird eine erworbene Sprachstörung bezeichnet und wird auch mit "Sprachlosigkeit" übersetzt. Es gibt unterschiedliche Schweregrade. Es kann das Lesen, das Schreiben oder das Verstehen betroffen sein.

Ich habe von allem etwas. Ich kann mich mit jemanden unterhalten, ohne das Probleme damit wirklich  auffallen und doch sind sie da. Denken kann ich es, aber es fehlt die Verbindung es auch aussprechen zu können.

Beim Schreiben ist es schon schwieriger. Es passieren Schreibfehler und die Ausdrucksweise fehlt mir für vieles. Das hat doch fast jeder, bekomme ich dann oft zu hören. Für mich nicht, ich war Videojournalist und hatte damit tagtäglich zu tun. Fehler durften nicht passieren. Es ist jetzt eine Lernaufgabe für mich, Fehler zu akzeptieren.

Der Blog

Etwas anderes ist es mit dem Blog. Mich und meine Gefühle zu Beschreiben erfordert eine gute Ausdrucksweise und die fehlt mir. Natürlich versuche ich es gutzumachen, aber Fehler darf ich mir jetzt erlauben. Ich schreibe so, wie es mir gerade einfällt.

Wichtig ist mir nur, dass es so rüberkommt, wie ich es erlebe. Ich bin behindert und werde oft behindert. Diese Schwierigkeiten und Erlebnisse dokumentiere ich.

Sprachstörung

Balance

Aphasiker sind nicht geistig behindert! Ich kann Situationen richtig erfassen und beurteilen, auch wenn ich das nicht verbal ausdrücken kann.

Es geht vieles schon besser, aber einiges fehlt noch, um mich besser mitteilen zu können. Manche Situationen bereiten mir Stress, auch wenn ich es nicht möchte. Unter Druck geht schon gar nichts und manchmal gerate ich ungewollt unter Druck. Schon einfachste Vorfälle können reichen, dass ich mich nicht mehr richtig mitteilen kann, wie ich eigentlich möchte. Das Denken stresst mich dann.

Ich habe daraus gelernt und versuche stillzuhalten. Rückzug ist oft besser. Denn dieser Stress wirkt sich auch auf alles andere aus. Mein System ist so diffizil und gerät schnell aus der Balance. Körper und Geist sind untrennbar verbunden. Die kleinste Belastung kann mich aus der Balance bringen.

Das Gehirn kennen lernen

Seit einiger Zeit versuche ich mich in puncto Gehirn weiterzubilden.

Besonders der Thalamus ist dabei in meinem Focus. Das Internet bietet dazu viele Möglichkeiten. Natürlich wäre es schön mit einem Arzt darüber zu reden, aber dazu fehlt mir oft die Formulierung, was ich will. Ich kann es nur denken.

Ein Bereich des Thalamus ist mir dabei besonders aufgefallen. Ist er gestört, kommt es zu Störungen der Oberflächen- und Tiefensensibilität. Ein Gefühl der Schwere kann in den Extremitäten entstehen.

Allein das zu wissen tut mir gut und ich kann gezielter bei meinen Übungen vorgehen. Schön langsam kann ich vieles an mir besser verstehen, was die Bewegung und das Denken betrifft.

Keinem Stress aussetzen

Für die nächste Zeit wird es wichtig sein, mich allem zu entziehen, was mir Stress verursacht. Das sind Besuche in der Stadt, wie auch schwierige Konversationen oder Lärm. Ich bin in einem entscheidenden Moment. Es zu beschreiben ist mir kaum, bis nicht möglich.

Ich darf und muss jetzt auf mein Gefühl hören. Es teilt mir am besten mit, was ich brauche und was mir helfen kann. Durch meine Hochsensibilität bin ich sehr feinfühlig und diesem Gefühl kann ich vertrauen, das habe ich gelernt.

Früher habe ich dieses Gefühl nicht beachtet. Jetzt höre ich darauf, denn es ist ein Teil zur Heilung. Und die ersten Erfolge zeigen sich schon. Ein Ereignis beschäftigt mich sehr. Wenn ich es schaffe, dann werde ich im nächsten Blogartikel darüber berichten. Zuvor muss ich es noch innerlich verarbeiten. Darüber zu Denken ist zum Glück kein Stress.

weitergehen

Zeit, Ruhe und Gelassenheit zu allem gegenüber, dass darf ich mir jetzt geben. Noch gelte ich als behindert, aber das soll sich ändern. Es wird noch einige Zeit brauchen und es ist noch nicht das Ende.

Bis dahin aber gilt der Spruch vom Jakobsweg, den ich einmal auf Instagram gepostet habe und an den ich dieser Tage von jemanden erinnert wurde:

"Keep going!"


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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