Der Lockdown im letzten März hat mich unvorbereitet überrascht. Bis Anfang März war ich noch am Camino Frances unterwegs, dann noch für ein paar Tage in Paris, in denen ich mich weiter an die Stadt gewöhnen wollte.
Wieder daheim, ging ich den Wiener Wallfahrerweg mit Alexander Rüdiger, von Wien nach Mariazell. Ich wollte noch weiter zu Fuß nach Judendorf gehen, aber einen Tag später, als wir nach Mariazell kamen, fand der erste Lockdown statt. Jetzt haben wir neuerlich eine Ausgangssperre.
Ich und mein Gehirn konnten damals mit der Situation kaum umgehen und ich brauchte einige Zeit, bis ich wieder funktionierte. Es gab keine Therapien mehr und alles was ich am Camino Frances gelernt habe, nämlich wieder zu Leben, war von einem auf den anderen Tag nicht mehr gültig.
Wie ich den 2. Lockdown verkraften werde, ich weiß es nicht?
Social Distancing machte mir bisher schon zu schaffen. Nur durch Sprechen kann ich neue Verbindungen wieder aufbauen, diese Unterhaltungen fehlen mir seit März. Mein Sprechen wurde wieder undeutlicher und das Gedachte kann ich nur schwer in Sprache und Wort umsetzen.
Brauchbare Alternativen konnte ich bisher nicht finden, denn nichts kann das persönlichen Gespräch ersetzen. Strukturen schaffen hilft mir seit dem Hirnabszess und wird auch diesmal ein wichtiges Rezept. Drei Punkte habe ich mir vorgenommen, auf die ich besonders achten und nutzen werde:
Andererseits, diese Punkte bilden schon seit viereinhalb Jahren in groben Zügen mein Gerüst für die Rehabilitation, denn eigentlich befinde ich mich seit dem Hirnabszess in einem persönlichen Lockdown.
Mich in der Natur aufzuhalten, hilft mir sehr. Schon beim ersten Lockdown war ich noch viel mehr im Wald unterwegs. Wollte ich die Jahre davor mich wieder an die Stadt, die Menschen und den Trubel gewöhnen, so habe ich das mit dem Beginn der Corona-Krise aufgegeben. Eigentlich aufgeben müssen, den es war plötzlich nicht mehr möglich.
Stattdessen habe ich den Aufenthalt in der Natur verstärkt und ich bleibe dabei. Es geht mir in vieler Hinsicht besser damit. Klar - Autos, Verkehr und Menschen stressen wieder mehr, aber nur im Wald finde ich die Ruhe, die meinem Körper guttut.
"Erklimme die Berge und spüre die gute Energie. Der Friede in der Natur wird in dich fließen wie der Sonnenschein, der die Bäume nährt. Der Wind wird dich erfrischen, der Sturm dich mit Kraft erfüllen und alle deine Sorgen werden abfallen von dir, wie Herbstblätter."
John Muir, amerikanischer Universalgelehrter, 1838 - 1914
Der Herbst zeigte sich in voller Pracht bei einem Spaziergang um die Ruine Peggau. Die Blätter verfärben sich und künden den nahen Winter an. Es tut einfach gut, in diese Welt einzutauchen.
Grün ist die Farbe der Heilung, daher gehe ich so gerne in den Wald. Die sich zurzeit rot verfärbenden Blätter energetisieren und beleben Körper, Geist und Seele. So hat jede Jahreszeit ihr Eigenes.
Die Natur braucht länger zur Heilung, aber dafür ist es nachhaltiger und ohne Nebenwirkungen. Es gibt so viele natürliche Möglichkeiten, aber der Mensch möchte immer nur den schnellen Erfolg und greift daher zu Medikamenten.
Ich vertraue auf die Kraft der Natur und der bisherige Erfolg gibt mir recht. So werde ich auch diese Ausgangssperre (Englisch Lockdown) bestmöglich für mich nutzen, an mir weiterzuarbeiten und gestärkt daraus hervorgehen.
Lieber Jörg,
deine Zeilen kann ich nur doppelt unterstreichen. Was uns der Herbst an Farben bringt ist einfach herzerwärmend und energiebringend. Ich war gestern auf dem Kranachbergrundweg bei Gamlitz unterwegs. So herrlich die Weinberge, Wälder und noch grünen Wiesen. Capucchino und Zimtschneckerl gab es noch bei der Amtmann und dann ab nach Hause mit einem Lavendelsirup. Musik, Kochen, Nähen Geschichten lesen sowie Yoga online werden mich durch den November begleiten. Alles Liebe, Marianna
Das klingt herrlich, die Weinberge sind um diese Zeit traumhaft.
Am meisten werden mir die Kaffeehäuser fehlen, andererseits ist jetzt Zeit, um neues zu lernen, für das sonst keine Zeit bisher blieb.
Liebe Grüße, Jörg
Lieber Jörg! Kopf hoch, auch das geht vorüber! Du bist stark und hast viele Tools, mit denen du durch die Zeit kommst. Ist es nicht schön, dass wir mitten in der Natur wohnen und die Geschenke, die sie uns macht täglich annehmen und genießen können?
Mach weiter so, du bist auf dem richtigen Weg. Alles wird wieder
Die Gegend ist sicher das größte Tool, das ich habe und dafür bin ich dankbar. Ich werde nach wie vor weiter üben, denn es ist noch viel möglich, auch wenns lange dauert.
Liebe Grüße, alles Gute und hoffentlich bald wieder auf einen Kaffee beim Leitner!