35. Wie mir Mental-Training zurück ins Leben hilft

15. Dezember 2017
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5 Minuten Lesezeit

Mental-Training und Hirnabszess, zwei Dinge, die mich seit März 2016 begleiten. Ein Besuch diese Woche bei einem Infoabend über Mental-Training meines Freundes Matthias, nehme ich zum Anlass, darüber zu Erzählen.

Zwanzig Monate, davon fünf im Krankenhaus, liegen hinter mir. Manch einer stellte sich die Frage, wie ich damit umgehe.

Meine Vergangenheit

Iditasport Race Alaska

Dazu möchte ich meine Vergangenheit vorausschicken. In den vielen Jahren als Sportler, war ich gewohnt jeden Tag zu trainieren, um besser zu werden. Das war in mir drinnen und ist es auch heute noch. Daher war es kein so großes Problem, diese Einstellung beizubehalten. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, hätte ich nicht dieses Vorleben gehabt. Meine Sportvergangenheit hat mir sicher dabei geholfen, all die Schwierigkeiten so zu verkraften.

Gerade im Extremsport hat es für mich nie ein Aufgeben gegeben. Ob in der tiefsten Wüste oder bei -25° in Alaska, es musste immer weiter gehen. Das ist eine mentale Einstellung und wie ich die Dinge sehe.

Aufgeben war daher von Anfang an keine Option für mich. Die ersten Monate konnte ich keinen Gedanken fassen, nur auf das reagieren, was gerade unmittelbar anstand. Erst gegen Ende der Krankenhauszeit wurden einfache Dinge für mich wieder erfassbar. Habe ich am Anfang viele Dinge intuitiv getan, konnte ich später die Sachen bewusster wahrnehmen und andenken. Die vielen Jahre Bewusstseinsbildung im Sport haben mir dabei sehr geholfen.

Extremrennen, meine Lehrmeister

Mental-Training im Sport,
Leadville Trail 100

Das Iditasport Race in Alaska, die Crocodile Trophy in Australien und der Leadville Trail 100 in Colorado. Diese und andere Rennen waren meine Lehrmeister, wie ich mit extremen Situationen umgehe.

Es war eine Persönlichkeitsschulung, die mir den Umgang und die vielen Anforderungen mit dem Hirnabszess erleichterte. Es wurde die extremste Herausforderung in meinem bisherigen, oft extremen, Leben. Ich musste lernen damit klar zu kommen, dass sich mein Leben und das meiner Familie komplett änderte.

Mental-Training mit Matthias Ithaler

Diese Woche besuchte ich meinen Freund Matthias bei seinem Infoabend über Mental-Training. Erstmals seit März 2016 besuchte ich überhaupt einen Vortrag. Bisherige Versuche, mich neuem auszusetzen, waren geprägt von Überforderung. Aber probieren geht über studieren. Ich muss es halt immer wieder probieren, meine Grenzen zu verschieben.

Mit Matthias beim Eiger Ultra Trail

Mit Matthias war ich 2013 beim Eiger Ultra Trail. Damals filmte ich für ihn und wir bereiteten einen Film vor, was für Metapher man im Trailrunning fürs Leben lernen kann. Diese Tage sollten auch mein Leben ändern. Ich war so fasziniert von der Atmosphäre die dort herrschte, dass ich mit dem Trailrunning begann.

Es ging mir nicht um Stockerlplätze oder Zeiten, sondern um das Erlebnis. Ein Jahr später stand ich beim Eiger Ultra Trail am Start. Es war ein tolles Erlebnis, das mich nicht mehr loslassen sollte. Zwar lief ich keine Wettkämpfe, aber machte tolle Touren in der Steiermark.

Matthias und ich beim Eiger Ultra Trail 2013,
Mental-Training beim Trailrunning
Matthias und ich beim Eiger Ultra Trail 2013, damals hatte ich noch über 80 kg

Der Vortrag als Gelegenheit zum Testen

Ich wollte diesmal testen, was ich bereits verstehen und aufnehmen kann und was nicht. Meine Aufnahmefähigkeit ist noch stark begrenzt, andererseits ist das Thema Mental-Training für mich seit langem präsent, so dass ich mich gewappnet fühlte.

Ich war vorsichtig, denn ich wusste nicht, wie ich auf soviel Information reagieren werde. Bisher schaltete mein Gehirn nach zu viel Input ab. Ich bin dann zwar noch anwesend, kann aber nichts mehr aufnehmen und möchte mich am liebsten hinlegen.

Der Infoabend war eine gute Gelegenheit, neue Synapsen zu bilden, ähnlich meinem Computerprogramm, mit dem ich ebenfalls dahingehend trainiere. Eine gute Gelegenheit also um, in einem doch recht geschütztem Bereich und vor allem in Wirklichkeit, zu trainieren.

Ich mache, was für mich möglich ist

Seit kurzem nehme ich Omega-3 zu mir, das ja beim Neubilden von Synapsen hilfreich ist. Mein Wille zu mehr ist da, nur das Gehirn macht noch nicht so schnell mit. Gehirn und Nerven stellen mich auf eine harte Probe. Ich mache, was mir derzeit möglich ist.

Leider zahlt die Krankenkasse nicht alles, was möglich wäre. Auf vieles muss ich verzichten, da es finanziell nicht drinnen ist. Ein wichtiger Aspekt werden daher Alternative Dinge sein, die ich selbst zu Hause machen kann.

Über Motivation, Identität und Ziele

itr Mental-Training

Es überraschte mich anfangs, dass ich doch recht aufmerksam den Worten folgen konnte. Es ist ein Bereich, mit dem ich im Moment viel zu tun habe. Aber es zeigte mir, dass ich mit etwas regelmäßigen die Synapsen wirklich wieder herstellen kann.

Beschäftige ich mich lange genug mit einem Thema, geht es gleich leichter. Allerdings schaltete mein Gehirn bei der ersten Frage auf Pausenstellung. Sofort war eine weiße Wand da. Es kommen mir einfach keine Gedanken dazu.

Fragen an mich

Die Frage war: Wie definiert sich ein Ziel? Obwohl ich mich oft damit auseinandersetze, konnte mein Gehirn nicht auf das Wissen zurückgreifen und das entsprechende finden. Die Verbindungen fehlen. Das Wissen ist noch da, aber die Verbindung dorthin fehlt. Es heißt das wieder, soweit wie möglich, herstellen. Da wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.

Eigentlich ganz einfache Antworten, die jedem klar sind, sind mir derzeit nicht möglich. Das Wissen ist da, aber die Synapsen dazu fehlen. In einer Dreier-Runde sollten wir die Frage erörtern und die Ergebnisse präsentieren. Eine komische Situation für mich, in der mir meine Unzulänglichkeit wieder bewusst wurde. Aber diese Unzulänglichkeiten sind auch meine Chance. Ich darf alles neu programmieren.

Die Kraft der Gedanken

Folgender Spruch zeigt mir die Wichtigkeit des Geistes. Es ist nicht mein Schicksal des Hirnabszess und deren Auswirkungen, sondern mein Geist zählt.

"Der Mensch ist nicht Gefangener des Schicksals, sondern einzig und allein seines eigenen Geistes."

Franklin D. Roosevelt, 52. Präsident der Vereinigten Staaten

Daher ist die Arbeit am Geist so wichtig und dazu eignet sich Mental-Training sehr gut. Zum Glück habe ich mich schon vorher damit beschäftigt, so kann ich jetzt darauf zurückgreifen. Besonders die Vorstellungskraft spielt in meiner Genesung eine große Rolle.

Dort will ich wieder hin!
Mental-Training hilft
Dort will ich wieder hin!

Der Geist kennt keine Grenzen!

Wenn man erkennt, wie groß und stark der Geist ist, sind einem keine Grenzen gesetzt. Mental-Training hilft, seine Grenzen auszuweiten. Es ist kein Hokuspokus, der von heute auf morgen passiert. Das war es auch damals im Sport nicht. Aber wenn mir die Krankheit eines zeigte, dann ist es: Wie fokussiere ich mich auf eine Sache und bleibe dran!

Ich war früher im Sport sehr fokussiert, habe aber später in der Wirtschaft diesen Focus nicht immer beibehalten. Jetzt wurde ich durch die Krankheit dazu wieder gezwungen, fokussiert zu sein. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich. Diese Liste lässt sich fast endlos fortführen. Denn auf alles was ich mache, ist meine Konzentration fokussiert. Es gibt kein Abschweifen und kaum Ablenkung mehr. Dazu lebe ich absolut im Hier und Jetzt.

Aus Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, sich mit Mental-Training zu beschäftigen. Matthias gibt kostenlose Infoabende, um sein System kennen zu lernen. Besonders interessant ist der Teil: Wer bin ich?

Mehr Information dazu findet ihr unter:  www.icorlink.at


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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