Die Kultur und die Sonnenaufgänge waren zwei sehr konträre Dinge, die mich am Weg beeindruckten.
Die Kultur am Camino Francesco ist zweifellos beeindruckend, jedoch war sie in meinem Zustand nicht aufnehmbar. Ich konnte keine Kathedrale oder Kirche besichtigen, so gerne ich das auch getan hätte. Die vielen Menschen und dem Trubel bin ich, wo es ging, ausgewichen.
So wurden die kleinen Kirchen am Land das für mich liebste. Oft waren sie allerdings geschlossen. Es tat gut, in der Hitze des Tages, für eine Viertel Stunde Zuflucht in der Kühle einer Kirche zu finden. In der Ruhe konnte man entspannen, sich sammeln und wieder auf den Weg vorbereiten.
Es stehen viele Kreuze am Weg. Ich nahm sie zum Anlass, kurz zu rasten. Es gab sie in allen Variationen und Größen. Oft sah man sie schon von weitem, hatte aber noch ein gutes Stück dahin zu gehen. Meist waren sie umgeben von Bäumen, daher für die Rast gut geeignet.
Beeindrucken waren auch die Brücken, die beinahe in jedem Dorf oder Stadt das Stadtbild beherrschten. Jede einzige hervorragend gebaut und manche weithin berühmt.
Ebenso sind die vielen alten Gebäude interessant. Egal ob in der Stadt oder am Land. Historische Bauten, Klöster, aber auch alte Pilgerherbergen, die schon seit Hunderten Jahren als solche genutzt werden.
Es war schade dem ganzen nicht mehr Aufmerksamkeit widmen zu können, aber ich musste auf mich und meine Gesundheit schauen. Ich werde sicher noch einmal zurückkehren und mich dann intensiver damit Auseinandersetzen. Für mich hatte das Gehen Vorrang.
Ein ganz besonderes Thema wurden für mich die Sonnenaufgänge. Das geht damit einher, dass die Pilger schon um 5 Uhr morgens anfingen, ihre Rucksäcke zu packen. Einmal munter, hielt auch ich es nicht mehr lange im Schlafsack aus.
Allerdings hatte ich bereits am Vorabend alles gepackt und für das Weitergehen hergerichtet. Auf das Frühstück verzichtete ich und war so schon lange vor den anderen am Weg.
So konnte ich die aufgehende Sonne und das flach einfallende Licht in aller Ruhe genießen und war alleine in der Schönheit der Natur unterwegs. Es war für mich die schönste Zeit am Weg und ein Nebeneffekt war, dass ich zum Frühstück in der nächsten Ortschaft bereits eine Wegstrecke zurückgelegt hatte.
Den Weg in der Finsternis zu finden war nicht schwer. Die allgegenwärtigen gelben Pfeile waren fast überall zu finden und wenn keiner war, musste man nur kurz suchen, bis man ihn fand.
Dazu gab es auch viele Wegweiser mit der Jakobsmuschel. Meine große Sorgen der Orientierung war damit gebannt. Verlaufen ist damit fast unmöglich.