83. Pilgern - "Wenn der Vater mit dem Sohn!"

19. Oktober 2018
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3 Minuten Lesezeit

Ich bin jetzt seit sechs Tagen am Camino France mit meinem Sohn unterwegs. Wir hatten von Sonne, Hitze, Wind und starkem Regen bisher alles dabei.

Gehen

Diese Reise hat für mich einen besonderen Stellenwert. Zweieinhalb Jahre war ich nur mit meiner Krankheit und deren Rehabilitation beschäftigt.

Gesundwerden steht im Vodergrund

Vater und Sohn

Es ist jetzt das erste Mal, dass ich wirklich mich um Noah kümmern kann. Mein Gehirn war bisher ausschliesslich mit Gesund werden beschäftigt. Auch wenn ich es nicht wollte, anderes hatte keinen Platz. Mein Gehirn gab die Richtung vor.

Selbst der erste Camino im Juni/Juli hatte noch ausschliesslich mit dem Gesund werden zu tun.
Erst die Reha im August und der 2.Teil des Camino, brachten die Wende. Ich nutze es diesmal natürlich auch fürs Training, aber im Vordergrund steht doch die Zeit mit Noah.

Der Weg mit meinem Sohn

Noah, mein Sohn

Der Camino ist geeignet wie kaum was anderes, das Leben verstehen zu lernen. Für Noah ist es die Möglichkeit zu sehen, dass es auch etwas anderes als Arbeit auch gibt. Er hat gerade die Matura hinter sich und muss sich orientieren wo es hingeht.

Es gibt eben auch ein anderes Leben als den Computer, dem so viele Jugendliche verfallen sind.
Schön langsam bekommt er hier am Camino dieses andere Leben mit. Und was gibt es schöneres, als so etwas mit seinem Sohn gemeinsam zu machen.

Von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf

Dörfer

Es geht durch alle möglichen Gegenden. Eben, hügelig und bergig, Dörfer und Städte.


Städte sind nur alle paar Tage am Weg, kleine Dörfer queren wir alle fünf bis zehn Kilometer. Dazwischen befindet sich meist Natur pur.

Dort rasten wir länger, etwa dreissig Minuten. Noah muss sich erst einen Geh-Rythmus aneignen. Das ist das Schöne, man erspürt sich seinen Rythmus und bekommt damit ein Körpergefühl.

Nach jeder Rast verändert sich manches. Druckstellen an den Füssen, die Motivation, die Sicht auf verschiedenste Dinge und der Hunger.😁

Jeder Tag ist anders

So ist jeder Tag anders und bringt etwas neues. Weil mir heute die Füsse weh tun, heisst das nicht, dass mir die Füsse morgen weh tun werden.

Diese Veränderung passiert dauernd. Und das ist es, was auch im Leben zählt. Oft nehmen wir es nicht mehr wahr, aber diese Veränderung ist immer da. Kein Augenblick gleicht dem anderen. Nur sehen es wir oft nicht mehr, weil wir im Hamsterrad des Lebens stecken.

Wenn wir das erkannt haben, bekommt das Leben eine neue Dynamik. Wir sehen diese Veränderung nicht mehr als Gefahr, sondern als Beginn von etwas Neuem.

Das alles zeigt uns der Jakobsweg und wir können von ihm lernen.

Steiniger Weg

Schmerzen

Am Jakobsweg leidet man eigentlich immer unter Schmerzen, meist an den Füssen oder der Rucksack drückt.

Der Pflege der Füsse kommt eine besondere Bedeutung zu. Zuhause achten wir nicht so sehr darauf. Am Jakobsweg sind die Füsse das wichtigste, um uns weiter zu tragen.

Wie gesagt, die Füsse tragen uns durchs Leben. Deshalb ist es wichtig auf sie zu achten und sie zu pflegen.

Noah hat einige Blasen bekommen. Wie geht er damit um? Eine Frage, die umso mehr bedeutet, wenn man begreift,  wie man mit sich selbst umgeht.

Blasen

Wie gehen Noah und ich mit meinem Handicap um?

Für uns beide sind die Defizite eigentlich normal geworden. Wenn ich etwas nicht kann, kommuniziere ich es. Da man mir von außen nur wenig anmerkt, bekommt es kaum jemand mit. Trotzdem sind die Defizite da.

Das Gehen bedarf noch vieler Gedanken, aber es funktioniert schon ganz gut. Mit Noah übe ich immer wieder das Sprechen während dem Gehen, vor allem auch auf steiniger Piste. Dieses automatische Gehen ist mein Ziel für hier, es möglichst oft zu üben.

Weitere setze ich mich oft bewusst stressigen Situationen aus. Zum Beispiel dem Besichtigen von Kirchen. So verschiebe ich langsam meine Grenzen . Es ist ein ständiges lernen für Noah und für mich, für jedem auf seine Art.

Stein

Noch stehen uns einige Tage bevor, wo wir den Camino genießen können und das Leben mehr erfahren.

Es gibt noch viel zu erzählen, aber es überfordert mich, dass alles hier niederzuschreiben. Auf Instagram berichte ich auch täglich kurz über unsere Erlebnisse täglich.

Buen Camino


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Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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