Es wird interessant, ob meine heutigen Gefühle und der Beweggrund den Camino zu gehen, in zwei Monaten die Selben sein werden?
Ich komme gerade vom therapeutischen Tanzen in Frohnleiten und möchte das hier Gelernte mit dem Gehen am Jakobsweg verbinden. Die verschiedenen Gefühle und Emotionen die da hochkommen, sind eine gute Basis, um mich auch am Camino darum zu kümmern.
Dieser Camino wird wieder vieles für mich bereithalten. Ich arbeite seit langem an mehr Automatik im Leben und besonders im Gehen. Gerade das therapeutische Tanzen unterstützt mich darin. Ich bin schon mehrmals nach der Therapie ein Stück nach Hause gegangen und habe versucht, dass eben gelernte dabei im Gehen umzusetzen.
Rhythmus und mich besser zu spüren, wird mich also auch am Camino Frances begleiten. Den Rhytmus im Gehen umzusetzen, daran versuchte ich mich schon öfter und es ist total interessant, was man dabei alles spürt. In der Gesundheit dreht sich alles um Gefühle und Emotionen, die mir gut tun und mir weiterhelfen. Im Gegensatz dazu komme ich schneller darauf, was mir nicht gut tut.
Wie ich es am Jakobsweg umsetzen kann, das wird die Zeit zeigen, aber ich bin optimistisch, dass es mir hilft. Manch einer meint, ich mache zuviel. Das glaube ich aber nicht, denn es ist nicht nur eine einzelne Therapie, die mir helfen kann, sondern viele in der Gemeinsamkeit sind es.
Jeder Camino hält etwas anderes für einen bereit und man weiß eigentlich nie was. Trotzdem mache ich mir schon Gedanken darüber, was ich dort überhaupt möchte.
Denn ein Camino im Winter braucht eine gewisse Vorbereitung für mich, da ich nicht so schnell reagieren oder eben auch Sachen beschaffen kann. Für alles brauche ich eine längere Zeit des Überlegens und Abwägens.
Gerade das Thema der Bekleidung hat mich sehr beschäftigt. Reagiert mein Körper doch so viel anders wie früher. Deswegen komme ich auch auf ein Gesamtgewicht von etwas über sechs Kilogramm für den Rucksack, da ich doch mehr Sicherheiten punkto Bekleidung brauche, als im Sommer.
Ein Beweggrund ist der, dass ich jetzt über sechs Monate Therapien hinter mir habe, in der ich speziell am Denken und der Psyche arbeitete. Das ist zwar gut, aber das Rundherum bzw. der Alltag stresst mich in letzter Zeit immer mehr. So habe ich mich entschieden, zum Jakobsweg zu fahren, um im Alltag zu Therapieren.
Verschieden Jakobswege konnte ich bereits kennen lernen und die verschiedensten Erfahrungen dabei machen. Im Grunde nehmen ich mir nichts vor, aber das Tanzen hat mich schon auf eine Idee gebracht. Übertrieben gesagt, tänzelnd gehen und mich dabei beobachten, weiche Gefühle und Emotionen dabei aufkommen. Ich kann es nicht besser beschreiben, noch fehlen mir die Worte dazu.
Eine Zeit ohne Therapie gibt es seit mittlerweilen über drei Jahren nicht mehr für mich. Würde ich immer in Therapie denken, ginge das gar nicht. Denn Therapie heißt, ich funktioniere nicht und ich habe etwas zu tun, um wieder zu funktionieren.
Das kann ein Teufelskreis sein, in dem ich mich befinde. Das Leben vergesse ich darüber, obwohl ich ja lebe, ja leben muss.
Der Camino gibt mir aber Leben, obwohl ich auch dort, allerdings im Alltag, therapiere. Dazu habe ich auch Hausaufgaben, die ich erfüllen möchte, ohne dem Damoklesschwert Therapie auf mir zu spüren.
Ob und wie es gelingt, ich werde darüber berichten!