Unterwegs am Jakobsweg Carnuntum - von Wolfsthal nach Schwechat!

9. Oktober 2020
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5 Minuten Lesezeit

Der Jakobsweg Carnuntum

Pilgern, einmal NICHT von Zuhause weg. Der Jakobsweg Carnuntum war das Ziel, von der Grenze zur Slowakei, bis nach Schwechat. Die Donau-Auen bei Hainburg und die Geschichte um den römischen Kaiser Marc Aurel, begleitete Alexander Rüdiger und mich, diesen drei Tage dauernde Pilgerweg. Wir waren bereits Mitte September unterwegs, aber da ich mich im Moment mit dem Schreiben schwertue, bin ich erst dieser Tage fertig geworden.

Es war das erste Mal seit Mitte März, dass ich von Zuhause weggefahren bin. Außer zum therapeutischen Tanzen nach Frohnleiten, verwendete ich seither kein öffentliches Verkehrsmittel (außer zweimal zum Heimkommen). Die Herausforderung bestand nicht so sehr im Pilgern, als wie ich mit dem Zugfahren zurechtkomme. Corona und die Maskenpflicht sind mein größtes Hindernis, besonders das Tragen der Mund-Nasen Maske setzt mir schwer zu.

Sonnenaufgang im Zug

Es waren einige schöne Tage vorausgesagt und bei Mondlicht ging es sehr früh zum Zug. Ich gehe gerne zeitig in der Früh und genoss den beginnenden Tag. Einzig der Mund-Nasenschutz machte mir Bedenken, wie ich es im Zug aushalten werde. Ein Problem bereitet mir dabei die Sauerstoffversorgung, denn dadurch erhöhten Kraftaufwand für die Atmung merke ich stark. Durch die Muskelschwäche gelangt weniger Sauerstoff bei den Muskeln an und die Maske verringert ihn noch mehr.

Deshalb versuche ich alles zu vermeiden, wo ich eine Maske tragen muss, leider fallen darunter auch längere Zug- und Busfahrten. Ich kann dadurch aber auch lernen. Durch die erlittenen Traumen der vergangenen Jahre, bin ich stark auf Vermeidung fixiert und komme oft in die Beseitigung von Hürden.

Das Gegenteil davon ist der Annäherungsmodus, wo ich auf ein größeres Ziel dahinter fokussiert bin. Es hat etwas Positives in sich und ich kann es nutzen, Stufe für Stufe, wie auf einer Treppe, nach oben zu steigen, anstatt eine Mauer einzureißen. Jedes "aktuelle Problem", kann ich damit auch in einem positiveren Licht sehen. Im Zug komme ich an der Maskenpflicht nicht vorbei und deshalb bin ich deswegen die letzten Monate nirgendwo hingereist.

Die insgesamt dreistündige Fahrt nach Wolfsthal sollte ein erster Test sein, wie ich damit zurechtkomme. Am Weg hin war es grenzwertig, aber ich habe es ausgehalten. Ruhig sitzen und gleichmäßig atmen, war die Anforderung. Ein recht leerer Zug erleichterte mir die Fahrt. Ich war stolz auf mich, mich damit auseinandergesetzt zu haben. Schlussendlich war ich aber froh, über Schwechat/Flughafen in Wolfsthal anzukommen.

Maskenpflicht im Zug

Die erste Etappe des Jakobsweg Carnuntum

In Wolfsthal angekommen, erwartete mich schon Alexander und ein blauer Himmel, wie es schöner nicht sein konnte. Es war früher Vormittag und Temperaturen bis +25° warteten auf uns. Wir besuchten die Kirche, holten uns den obligatorischen Stempel und brachen auf.

Start im Wolfsthal, zum Jakobsweg Carnuntum

Der Jakobsweg durch Österreich, den ich schon lange vorhabe, sollte mit dieser dreitägigen Tour beginnen. Ich werde ihn nicht auf einmal gehen, sondern, wie viele andere Pilger auch, in Etappen. 

Von Wolfsthal führt der Weg zur Donau und in die Donau-Auen. Jeder Schritt war eine Wohltat und es war gut für den Geist, wieder einmal im Pilgermodus unterwegs zu sein. Zusätzlich wollte ich diesmal nicht an Therapie denken, sondern auch das ein oder andere Museum besuchen und die Kirchen.

Der Teil direkt durch den Auwald wurde zur Herausforderung. Die vielen Gelsen machten ihn zur Plage. Mich störte es nicht so sehr wie Alexander, denn mich störten sie kaum an. Anscheinend schwitze ich noch immer Antibiotika aus, dass die Gelsen nicht lieben. So kommen Sie zwar heran an mich, fliegen aber gleich weiter. Zu meinem Bedauern zu Alexander, mit den Händen um sich fuchtelnd und in einer Wolke von Gelsen verschwindend, möglichst schnell dem Auwald entkommen wollte.

Bei Kilometer 12 waren wir aus dem Wald draußen und in Hainburg angekommen. Ich war zum ersten Mal in dieser Stadt und gleich fasziniert. Allerdings musste ich aufpassen, mich nicht zu überfordern, hatte ich mir doch vorgenommen, etwas von der Kultur mitzunehmen. Allerdings habe ich das Museum am Ortseingang gleich auslassen müssen, das war mir dann doch zu viel. 

Die Haimenburg

Dafür gingen wir in Heinburg hoch zur Haimenburg, wo ich den steilen Weg hinauf schnaufte. Oben angekommen, war die Aussicht einmalig. Von den historischen Burgmauern hinab sehend, konnte ich mich in die Erbauer hineinversetzen, wie sie nach Feinden Ausschau hielten.

Aussicht über Hainburg, am Jakobsweg Carnuntum

Die Geschichte rund um Hainburg und den römischen Kaiser Marc Aurel ist derart interessant, dass ich sicher wiederkommen werde. Denn die Kombination mit dem Jakobsweg ist so faszinierend und den wenigsten Österreichern bekannt, was sich in unserem Land alles abspielte.

Das kommt sicher auch daher, dass ich als 10-jähriger den Wunsch hatte, Archäologe zu werden. 

Petronell-Carnuntum

Nach weiteren 12 - 13 Kilometern erreichten wir Petronell. Aufgrund von Corona gab es zum Übernachten nicht viele Wahlmöglichkeiten. Eine Truthahn Büste vor der Kirche entlockte uns ein Schmunzeln, ob der Bezeichnung auf der Tafel.

Im Gasthof quartieren wir uns ein und nahmen uns vor, am nächsten Tag die Ausgrabungsstätte aus der Römerzeit zu besichtigen. Diese Besichtigung war mir wichtig, denn es gehört für mich zum Leben lernen. Überhaupt wollte ich den ganzen Weg nicht an Therapie denken. Ich wollte an meinen Camino Frances im Winter anschließen, der damals so abrupt mit der Corona-Krise geendet hat. 

Tag 2 und das Museum 

Die Ausgrabungsstätte umfasste ein großes Areal, vor allem für uns als Pilger. Allein hier legte ich zusätzliche vier Kilometer zurück, um über das Areal zu gelangen. Es war toll, einmal auf diese Art das Leben der Römer kennenlernen und das in Österreich. Originale Bauten wurden instand gesetzt und verschiedenste Berufsgruppen dargestellt.

Kaiser Marc Aurel war mir zwar vom Namen bekannt, aber sein Wirken in Österreich war mir in dieser Weise unbekannt. In der Umgebung gibt es noch mehrere Stätten zu sehen, wie das Amphitheater, aber als Pilger war es mir dann doch zu weit bis dorthin.

Kaiser Marc Aurel

Beim Weg hinaus aus Petronell, kamen wir am Heidentor vorbei, dem Wahrzeichen der Gegend und auch des Jakobsweges. Über lange Ebenen geht es über die Ortschaften Wildungsmauer und Regelsbrunn, zu unserem Etappenziel Maria Ellend.

Heidentor am Jakobsweg Carnuntum
Heidentor

Die Donau bekommt man dabei kaum zu sehen, befindet sich aber immer in unmittelbarer Nähe von ihr. Alexander und ich besichtigten fast jede Kirche am Weg und auch die Lourdes Grotte in Maria Ellend haben wir nicht ausgelassen. 

In Maria Ellend bezogen wir auch Quartier und bereiteten uns auf die letzte Etappe nach Schwechat vor.

Maria Ellend, am Jakobsweg Carnuntum

Tag 3, durch die Donau Auen

In der Früh lassen wir uns Zeit und frühstücken ausgiebig. Für mich ungewohnt, denn am Camino Frances startete ich immer ohne Frühstück und kehrte meist erst im nächsten Dorf ein, um Café und Croissant zu ordern. In Österreich funktioniert es aber anders, denn im Gegensatz zu Spanien, hatte hier unterwegs alles zu. Corona lässt grüßen. 

Auf den folgenden Kilometern bis Fischamend sollte wieder alles geschlossen haben, daher war ein entsprechendes Frühstück nicht das Schlechteste. Hier empfing uns sogar der Bürgermeister und gab uns den Stempel.

Danach ging es wieder durch den Auwald und entlang der Donau. So gelangten wir nach Schwechat und konnten den Jakobsweg Carnuntum abschließen.

Donau Auwald am Jakobsweg Carnuntum

Drei schöne Tage am Jakobsweg Carnuntum gingen für mich zu Ende, in denen ich nicht oft an Therapie denken musste, aber trotzdem therapierte. Pilgern ist und bleibt das für mich beste Mittel, um wieder zurück ins Leben zu gelangen.

Drei Tage oder 67 Kilometer waren wir somit am Jakobsweg Carnuntum, von Wolfsthal nach Schwechat unterwegs. Alexander ging noch den Wiener Jakobsweg weiter, der über 35 Kilometer durch Wien bis nach Perchtoldsdorf führt.

In Schwechat angelangt, den Jakobsweg Carnuntum hinter uns.
Schwechat

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3 comments on “Unterwegs am Jakobsweg Carnuntum - von Wolfsthal nach Schwechat!”

    1. Danke, wenn mir nur öfter diese Hürden möglich wären. Es ist der beste Weg zurück ins Leben!
      Mit Corona ist es schwieriger geworden und daher ist jede Pilger-Fahrt sehr wertvoll.

Ich bin Jörg, wohne in der Nähe von Graz und blogge hier über meinen Weg zurück ins Leben, das ein Hirnabszess 2016 völlig auf den Kopf gestellt hat.
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